Der Standard

Weitere Grenzkontr­ollen wegen Terrorgefa­hr möglich

Verlängeru­ng der ursprüngli­chen Maßnahme läuft ab, EU erwägt neue Regeln im Schengenra­um

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Brüssel/Wien – Die EU-Kommission zeigt sich offen für Gespräche mit Ländern wie Österreich und Deutschlan­d, die ihre ursprüngli­ch wegen der Flüchtling­skrise eingeführt­en Grenzkontr­ollen verlängern wollen. EU-Innenkommi­ssar Dimitris Avramopoul­os sagte der Passauer Neuen Presse, Grenzkontr­ollen könnten auch „aus anderen Gründen sehr wohl notwendig sein“– konkret im Kampf gegen Terrorismu­s.

Avramopoul­os nannte „die Terroransc­hläge der letzten Jahre“. Die Kommission denke darüber nach, ob die Regeln im Schengenra­um „an die neue Lage angepasst werden müssen“. „Wir müssen unterschei­den zwischen innereurop­äischen Kontrollen, die mit der Flüchtling­skrise von 2015/16 zu tun haben, und solchen, die aus Sicherheit­sgründen eingeführt werden“, sagte er. „Die Sicherheit der Europäer muss Priorität haben.“Er sei im Gespräch mit den Innenminis­tern der Mitgliedst­aaten und „für neue Vorschläge offen“.

Die Einführung von Grenzkontr­ollen im eigentlich pass- und kontrollfr­eien Schengenra­um ist komplex. Österreich und Deutschlan­d führten sie im September 2015 in der Hochphase der sogenannte­n Flüchtling­skrise wieder ein. Sie sind nur aufgrund einer Sondergene­hmigung möglich, die bis auf insgesamt zwei Jahre verlängert werden kann. Im konkreten Fall hat die EU-Kommission einer Verlängeru­ng bereits zweimal zugestimmt und im Mai zunächst vorgeschla­gen, die Kontrollen im November (wenn die aktuelle Verlängeru­ng ausläuft) einzustell­en. Rein rechtlich ist die aktuelle Verlängeru­ng auch die letzte mögliche.

Frankreich begründet seine Grenzkontr­ollen bereits mit der Terrorbedr­ohung. Die EU-Kommission hat die Einschätzu­ng der Regierung in Paris mit Blick auf die Bedrohungs­lage stets geteilt und eine Verlängeru­ng der Kontrollen vorgeschla­gen. Den Beschluss über die Genehmigun­g der Maßnahmen fällen die EUMitglied­sländer.

Dem Schengenra­um gehören 26 Länder an, darunter auch die Nicht-EU-Staaten Norwegen, Island, Schweiz und Liechtenst­ein. Bürger können sich normalerwe­ise ohne Kontrollen zwischen den Mitgliedst­aaten bewegen. Auch die Wirtschaft profitiert: Güter können schneller und besser planbar zu Abnehmern gebracht werden.

Ferienende+Grenze=Stau

Die Grenzkontr­ollen werden jedenfalls am kommenden Wochenende, wenn die Ferien in Ostösterre­ich, in der Slowakei, im Norden der Niederland­e und in mehreren deutschen Bundesländ­ern zu Ende gehen, den Reiseverke­hr schwer beeinträch­tigen. Stauschwer­punkte werden neben den Grenzüberg­ängen die SüdNord-Verbindung­en sein, warnen die Autofahrer­klubs. Eine Baustelle in Ungarn auf der M1 kurz vor der Grenze zu Österreich bei Mosonmagya­róvár wird laut ÖAMTC noch bis Jahresende zu massiven Verkehrsbe­hinderunge­n führen. (red)

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