Der Standard

„Ich bin ein neugierige­r Mensch“

Der 25-jährige Moritz Bauer ist ein Schweizer, der in Russland für Rubin Kasan spielt und nun eine Hoffnung für das österreich­ische Fußballnat­ionalteam ist. Also eine recht ungewöhnli­che Karriere.

- Christian Hackl

Wien – Moritz Bauer entschuldi­gt sich höflich, aber er hat es verabsäumt, ein Lebensmott­o vorzuberei­ten. Er könnte sagen, „der Weg ist das Ziel“oder „Was mich nicht umbringt, macht mich stark“. „Sag niemals nie“wäre auch super. Er belässt es nach einer kurzen Nachdenkpa­use bei der Feststellu­ng: „Ich bin ein neugierige­r Mensch, suche nach neuen Herausford­erungen“.

Im Jänner 1992 in der Schweiz, genau in Winterthur geboren, sitzt er nun da im rot-weiß-roten Fußballdre­ss, auf dem Österreich geschriebe­n steht. Und er ist „richtig stolz“darauf. Bauer bedauert, den Text der Bundeshymn­e nicht intus zu haben, zur Beruhigung gesteht er ein, „dass ich den von der Schweiz auch nicht kann. Ich bin kein Sänger.“Er ist Rechtsvert­eidiger, spielt seit Juli 2016 in Russland bei Rubin Kasan. Vor dem Wechsel hat er die Stadt „gegoogelt“, ist zunächst einmal 48 Stunden dort gewesen, um Eindrücke zu sammeln. Bauer hat Kasan „als gut“empfunden. In Moskau hat er sich von der österreich­ischen Botschaft „den dunkelrote­n Pass“abgeholt, das war völlig unbürokrat­isch. Mit der Spielgeneh­migung lief es zäher, Bauer war dreimal für die U21 der Schweiz im Einsatz, der Fall bedurfte einer genauen Prüfung durch den Weltverban­d Fifa. Die Gespräche mit ÖFB-Sportdirek­tor Willi Ruttenstei­ner waren abgeschlos­sen. „Er hat mich als Mensch überzeugt. Es geht immer um Menschen.“

Bauers Großvater ist ein Steirer, sein Vater Kurt, bereits in der Schweiz sozialisie­rt, hat den österreich­ischen Pass irgendwann abgegeben. Der Enkel beziehungs­weise Sohn hat den Fußball bei Grasshoppe­r Zürich erlernt, Marcel Koller ist dort immer noch eine Ikone. „Dass ich einmal unter ihm trainieren darf, ist einfach wunderbar.“Ab und zu unterhalte­n sich die beiden auf Schwyzerdü­tsch. Bauer: „Ein Instinkt“Die Beziehunge­n zu Opas Heimat beschränkt­en sich auf Urlaube am Wörthersee, als Bub wurde er mit den Sissi- Filmen nicht gequält, er hat sie freiwillig angeschaut.

Er selbst ist nun Darsteller in einem ganz anderen Film. Die Roller hat er sich ausgesucht, Profisport­ler handeln mitunter aus Eigennutz. „In der Schweiz gibt es auf dieser Position wahnsinnig viel Konkurrenz. In Österreich ist das nicht der Fall, also möchte ich diese Chance nützen.“Er sei „von den Stars“hervorrage­nd aufgenomme­n worden, das Zimmer teilt er mit Ersatztorm­ann Markus Kuster, der wehrt in Mattersbur­g ab. Bauer hat den Namen davor nie gehört, den Marc Janko hingegen kennt er aus der Schweiz, Janko zählte zu den Stützen von Meister Basel. „Nach einem Foul an mir wurde er ausgeschlo­ssen.“

Große Vorbilder

Bauer hat Vorbilder, Zinédine Zidane, Robinho oder auch Philipp Lahm, der Bauers Position auf höherer Ebene bekleidete. „Es ist aber nicht so, dass ich daheim Poster von Lahm hängen habe.“Kapitän Julian Baumgartli­nger ist vom Neuen angetan. „Er bringt Qualität mit, ist dynamisch, flankt gut, ein typischer Außenverte­idiger.“Martin Harnik hat eine ähnliche Geschichte wie Bauer, er stammt aus Hamburg, debütierte vor zehn Jahren, war der „Piefke. Moritz hat es definitiv nicht so schwer wie ich. Ich habe schon alles abgefangen, was einen Außenseite­r betrifft. Ich habe das Fass geöffnet, er hat sich jetzt reingesetz­t.“

Ob Bauer am Samstag in der WM-Quali in Cardiff gegen Wales zum Einsatz kommt, entscheide­t Koller möglicherw­eise auf Schwyzerdü­tsch. „Ich stelle keine Ansprüche, würde mich für dieses Shirt zerreißen.“Stürmer Guido Burgstalle­r wird das nicht tun, er fällt aufgrund einer Fußprellun­g aus, fehlt auch am 5. September in Wien gegen Georgien. Stefan Hierländer von Sturm wurde nachnomini­ert. Bauer kennt ihn nicht.

 ??  ?? Moritz Bauer, 1,81 Meter groß, 79 Kilo schwer, hat einen ausgezeich­neten rechten Fuß. Der linke sei aber auch nicht schlecht. „Ich benütze ihn nicht nur, um im Auto die Kupplung zu betätigen.“
Moritz Bauer, 1,81 Meter groß, 79 Kilo schwer, hat einen ausgezeich­neten rechten Fuß. Der linke sei aber auch nicht schlecht. „Ich benütze ihn nicht nur, um im Auto die Kupplung zu betätigen.“

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