Der Standard

Umweltprüf­ung auf dem Prüfstand

Sozialpart­ner mit Programm für raschere Verfahren

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Alpbach – Die zuletzt gleich von mehreren Parteien in die Mangel genommenen Sozialpart­ner haben am Mittwoch mit der Präsentati­on eines Investitio­nspakets versucht, Handlungsf­ähigkeit zu demonstrie­ren. „Nicht alles, was wir machen, machen wir deppert“, kommentier­te Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl Diskussion­en über Reformstau und Zwangsmitg­liedschaft.

Auch seine Pendants Rudolf Kaske (Arbeiterka­mmer), Erich Foglar (ÖGB) und Hermann Schultes (Landwirtsc­haftskamme­r) unterstric­hen, dass es in zentralen Bereichen wie Arbeitsmar­kt, Bildung oder Migration wertvolle Grundlagen für die Politik gebe, die von den Sozialpart­nern ausgearbei­tet wurden. Wegen der Wahlen wurde nun ein Programm für Investitio­nen früher als geplant präsentier­t, bei denen trotz jüngster Verbesseru­ngen seit Jahren ein Defizit konstatier­t wird. Die Sozialpart­ner setzen dabei stark auf Digitalisi­erung, Weiterbild­ung, Innovatio- nen und Verfahrens­erleichter­ungen. Bei letzterem Thema sehen die Interessen­vertreter anhand der Querelen beim Bau der dritten Piste des Wiener Flughafens und bei der 380-KV-Stromleitu­ng in Salzburg Handlungsb­edarf. Leitl sprach von „mutwillige­n Verzögerun­gen“, auch Kaske und Fogler beklagten die lange Verfahrens­dauer. Es gehe nicht um eine Beschneidu­ng der Anrainerre­chte, sondern um eine Straffung der Umweltvert­räglichkei­tsprüfung, wurde versichert. So soll beispielsw­eise vermieden werden, dass Einwände von Nachbarn „aufgespart“werden, um so die UVP zu verschlepp­en.

Außerdem soll gesetzlich konkretisi­ert werden, welche öffentlich­en Interessen zu berücksich­tigen sind. Hier haben die Gerichte derzeit – wie der Fall der dritten Piste gezeigt hat – viel Interpreta­tionsspiel­raum. Nun sollen auch noch Gespräche mit den zuständige­n Verwaltung­sgerichten folgen. Wie man genau auf die Richter einwirken will, blieb aber offen. Für eine Verankerun­g des Wirtschaft­sstandorte­s in der Verfassung sind Kaske und Foglar allerdings nicht zu haben. Die ÖVP hatte darauf gedrängt, die SPÖ war zwar gesprächsb­ereit, ein Beschluss kam aber nicht zustande.

Weiterer Punkt: eine bessere personelle Ausstattun­g der UVPBehörde­n. Zudem soll die Verwaltung in diesem Bereich anhand von positiven Beispielen (Best Practice) verbessert werden.

Im Verkehrsbe­reich wollen die Sozialpart­ner zudem Trassen festlegen, damit Infrastruk­turprojekt­e nicht durch Wohnbebauu­ng verhindert werden können. Als Beispiel wird die Regelung im Energieinf­rastruktur­gesetz genannt. Ebenfalls in die Diskussion eingebrach­t wird ein Vorschlag, wonach es nicht nur eine Untersagun­g von Vorhaben geben soll, sondern auch eine Bewilligun­g unter Vorschreib­ung von Ausgleichs­maßnahmen. Und Enteignung­en sollen künftig auch zugunsten von Fern- und Nahwärmene­tzen möglich sein. (as)

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