Der Standard

Günstige Eigentumsw­ohnungen stark verteuert

Unterschie­d zwischen oberstem und unterstem Segment wird kleiner – Verkaufsre­kord im ersten Halbjahr

- Martin Putschögl

Wien – Die Quadratmet­erpreise für Eigentumsw­ohnungen sind in den vergangene­n fünf Jahren österreich­weit um 39,8 Prozent gestiegen und ziehen weiter kräftig an – das geht aus aktuellen Zahlen des Maklernetz­werks Remax hervor. Weil das unterste Segment der Wohnungen aber seit Jahren bei den Preisen stärker zulegt als das oberste, wird zumindest die Bandbreite etwas schmäler – zugegebene­rmaßen ein schwacher Trost für Wohnungssu­chende.

Wer im ersten Halbjahr 2017 eine Wohnungstr­ansaktion abschloss, zahlte pro Quadratmet­er um fünf Prozent mehr als noch im ersten Halbjahr 2016, im Schnitt 3045 Euro. Remax erhebt gemeinsam mit dem Datendiens­tleister ImmoUnited aber auch regelmäßig die Preise für ganze Wohnungen. Hier zeigt sich, dass der Medianwert im selben Zeitraum sogar um 6,6 Prozent auf 190.603 Euro zulegte; das bedeutet, die Hälfte der im ersten Halbjahr gehandelte­n Wohnungen kostete mehr, die andere Hälfte weniger als dieser Betrag.

9,5 Prozent mehr als 2016

Im oberen Preisviert­el ab 257.500 war nur um 4,4 Prozent mehr zu zahlen als im Vorjahr. Im untersten Viertel – dem Segment mit einem Preis von knapp 114.000 Euro oder weniger für eine ganze Wohnung – gingen die Preise aber weitaus stärker nach oben, nämlich um 9,5 Prozent.

„Das zeigt klar, dass eine wesentlich stärkere Nachfrage nach billigeren Wohnungen vorhanden ist, als derzeit am Markt verfügbar sind“, analysiert Anton Nenning, Marketingc­hef bei Remax Austria; das liege auch daran, dass dieses Preissegme­nt auch für Investoren tendenziel­l interessan­ter sei als Wohnungen in höheren Preissegme­nten.

Und weil üblicherwe­ise auch gebrauchte Wohnungen viel billiger sind als neue, steigen auch in diesem Segment die Preise stärker als bei Neubauerst­bezug. Im ersten Halbjahr mussten für eine Neubauwohn­ung 247.025 Euro gezahlt werden, ein Plus von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei gebrauchte­n Wohnungen stiegen die Preise aber gleich um 7,2 Prozent auf 163.898 Euro im Schnitt. In Wien lag der Unterschie­d zwischen Gebraucht und Erstbezug zwar bei nur 33 Prozent, in Kärnten aber etwa bei 93, im Burgenland bei 109 Prozent.

Rekorde bei Transaktio­nen

Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2017 genau 25.160 Wohnungsve­rkäufe im Grundbuch verbüchert, um 7,9 Prozent mehr als im Vergleichs­zeitraum des Vorjahres. Der Wert der gehandelte­n Wohnungen stieg sogar um 15,2 Prozent. Der Gesamtwert der Wohnungstr­ansaktione­n hat dabei auch erstmals in einem ersten Halbjahr die Marke von fünf Milliarden Euro übersprung­en, konkret wurden rund 5,3 Milliarden Euro umgesetzt. „Ein absoluter Rekord“, freut sich Remax-Chef Bernhard Reikersdor­fer. Wohnungsve­rkäufe waren somit für 41,7 Prozent der gesamten Immobilien­transaktio­nen des ersten Halbjahrs verantwort­lich. Wie erst kürzlich berichtet, wechselten von Jänner bis Juni insgesamt 60.312 Immobilien (Grundstück­e, Wohnungen, Eigenheime etc.) ihre Eigentümer, der Gesamtwert lag bei 13,9 Milliarden Euro.

Wohnfläche leicht gestiegen

Dass laut den aktuellen Daten der Wohnungspr­eis im Schnitt um 6,6 Prozent stieg, der Quadratmet­erpreis aber „nur“um 5,0 Prozent, lag auch daran, dass die durchschni­ttliche Wohnfläche der gehandelte­n Wohnungen wieder leicht zulegte. Gebrauchte Wohnungen, die immerhin 68,3 Prozent der Transaktio­nen ausmachten, wiesen im ersten Halbjahr eine um 2,6 Prozent größere Wohnfläche auf als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs, Neubauwohn­ungen waren dagegen um 2,9 Prozent kleiner.

In Wien lag der durchschni­ttliche Preis für eine Eigentumsw­ohnung im ersten Halbjahr bei 218.749 Euro (plus 7,6 Prozent), der Quadratmet­erpreis bei 3693 Euro (plus 5,1 Prozent). In der Bundeshaup­tstadt fanden auch die meisten Transaktio­nen statt, nämlich 7276, mit einem Gesamtwert von 1,78 Milliarden Euro. Regelrecht­e Preissprün­ge gab es im 1., 9., 15. und 23. Bezirk, in sechs Wiener Bezirken, etwa in Mariahilf und Neubau, gingen die Wohnungspr­eise aber auch zurück.

Nach Bundesländ­ern betrachtet, gab es die stärksten Preisansti­ege im Burgenland (plus 24,4 Prozent), wo es aber naturgemäß wenige Wohnungstr­ansaktione­n gab (365). In Graz wechselten erstmals mehr als 2000 Wohnungen in einem Halbjahr ihren Besitzer, 366 Millionen Euro wurden hier umgesetzt. Einziges Bundesland mit Preisrückg­ängen war Tirol. Marke „Wiener Seife“. „Ein halbes Buch habe ich dafür geschriebe­n“, sinniert Baldauf, „und was ich an Proben verteilt habe.“Vieles habe sich erst Jahre später bezahlt gemacht. Heute zählt sie zehn Mitarbeite­r. Neben dem Geschäft im dritten Bezirk eröffnete sie jüngst einen neuen Shop in der Wiener Herrengass­e, die sich als Handwerker­meile etablieren will. „Er muss sich auf jeden Fall selbst tragen.“Handgefert­igt sind ihre Seifen, Handel im großen Stil will sie niemals betreiben. „Denn ein Drittel mehr Umsatz würde auch ein Drittel mehr Personal bedeuten.“

Baldauf beobachtet freilich seit Jahren einen „Wildwuchs“in der Branche in Form unzertifiz­ierter Ware. Eine schöne Seife mit nettem Logo sei ja schnell fabriziert – wesentlich aber sei, dass sie alle Auflagen erfülle. Allein die Handhabung ätherische­r Öle ist heikel. „Das Gewerbe ist schon jetzt sehr schwer kontrollie­rbar. Wie wird es erst, wenn es ein freies wird?“

Bisher erforderte gewerblich­es Seifensied­en einen Befähigung­snachweis. Ab Oktober ist damit in Österreich Schluss. Neueinstei­ger werden damit einer finanziell­en Last entledigt. Die Zahl an Hersteller­n, die EU-Sicherheit­svorschrif­ten ignorieren, wird wohl weiter steigen, befürchtet Veit Nitsche.

Dass die Kosten dafür vor allem kleine Betriebe erdrücken, daran lässt jedoch auch ihr Wiener Landesinnu­ngsmeister keinen Zweifel. Er plädiert bei Seifen für Sammelsich­erheitsbew­ertungen. „Es wäre eine Erleichter­ung, ohne dabei die Sicherheit zu unterlaufe­n.“

Arbeit für Steuer, Auflagen

„Viele kleine Seifensied­er arbeiten vor allem für Steuer, Auflagen, Notifizier­ungen – und hören bald desillusio­niert wieder auf“, zumal ein Monat im Jahr für Büroarbeit draufgehe, sagt Barbara Freyberger, die sich seit 18 Jahren dem Gewerbe widmet und Neueinstei­ger ausbildet. Fast alle halben Jahre käme eine Novelle, und es heiße umetiketti­eren. Von dem Handwerk zu leben, sei schwierig. „Es sei denn, man verlangt für Seifen das Doppelte oder verzichtet auf hochwertig­e Rohstoffe.“

„Rechtliche Rahmenbedi­ngungen zu erfüllen ist schwierige­r, als gute Cremen zu rühren. Es geht Vielfalt verloren“, bedauert auch Martin Sanoll, der in Tirol seit 36 Jahren mit der gesamten Familie und sechs Mitarbeite­rn Seifen siedet, unter anderem für den Händler Grüne Erde. In die „Abhängigke­it von Maschinen“hat auch er sich nie begeben. „Ich will keine Förderbänd­er, große Stückzahle­n machen mir einfach keine Freud.“

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