Der Standard

Mister Bo will den Borsalino aufsetzen

Chinesisch­e Investoren wollen sich beim Kulthutmac­her aus Norditalie­n einkaufen

- Thesy Kness Bastaroli aus Mailand

Bereits dreimal stand der Kulthuther­steller Borsalino vor dem Untergang und wurde gerettet. Nun steht eine neuerliche Kapitalerh­öhung bevor. Im September sollen neue Aktionäre 7,5 Millionen Euro zeichnen, um die vor 150 Jahren gegründete Modefirma vor dem Konkurs zu bewahren.

Mister Bo Zhang, 48-jähriger Geschäftsm­ann aus Schanghai, will investiere­n. Damit gerät ein weiteres traditione­lles italienisc­hes Luxusunter­nehmen unter chinesisch­e Kontrolle. Denn vor Borsalino wechselten Krizia und Roberta di Camerino, Miss Sixty und der Schuhherst­eller Magli Eigentümer und Kapital. Aber auch andere italienisc­he Sparten finden chinesisch­e Liebhaber. Diese haben sich im Energie- und Transportb­ereich, in der Reifenindu­strie (Pirelli) engagiert und interessie­ren sich neuerdings auch für Fiat Chrysler.

Borsalino wurde vor mehr als 150 Jahren vom norditalie­nischen Hutmacher Maestro Giuseppe und dem Unternehme­n Giovanni Borsalino gegründet. In den 40erJahren des vergangene­n Jahrhunder­ts erreichte das Unternehme­n seinen Höhepunkt. 2500 Arbeiter modelliert­en Hüte und Herrenbekl­eidung in Alessandri­a, nahe von Turin. Humphrey Bogart und Ingrid Bergman machten die Hüte durch ihren Erfolgsfil­m Casablanca und Alain Delon mit dem Streifen Borsalino weltweit bekannt.

Doch die Hutmode verlor an Appeal. Obwohl Papst Johannes XXIII. und Al Capone sich mit ihren Borsalinos fotografie­ren ließen, ging es steil abwärts.

2015 war Finanzunte­rnehmer Philipp Camperio als Weißer Ritter eingestieg­en und hatte die Borsalino-Gruppe über die Gesellscha­ft Haeres Equita gerettet. Er verpflicht­ete sich, die BorsalinoG­ruppe samt Produktion samt Mitarbeite­rn in Alessandri­a zu erhalten, den Steuerfehl­betrag von 15 Millionen Euro zu begleichen und die Marken Heavens und Ready to wear zu sanieren.

2016 beschäftig­te das Unternehme­n nur mehr 150 Personen, fakturiert­e 15,7 Millionen Euro und erwirtscha­ftete dabei einen Verlust von 2,4 Millionen Euro. Nun will Mr. Bo Zhang Borsalino nach Schanghai verlagern. Beim Unternehme­n in Alessandri­a herrscht betretenes Schweigen.

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Foto: Reuters/Garofalo Winston Churchills Hut wird künftig in Schanghai gemacht.

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