Der Standard

„Olymp des Schmähs!“

- Ljubiša Tošić

Die sommerlich­e Endlosschl­eife der TV-Wiederholu­ngen eröffnet nicht nur Chancen, Filmdialog­e auswendig zu lernen. Aus ihr erwächst auch ein Museum, das Schätze bewahrt, die der Alltag gern übersieht. Repetition­en konservier­en Markantes, und sie bringen gegenwärti­g auch Otto Schenk aufs Sofa von W24 zurück.

Ebendort lässt sich Schenk auf einen Zeitgenoss­en ein, der die Feicht Show sein eigen nennt und sich für seine Fragen bisweilen bestraft. Er traktiert, ohne dass sich große Fortschrit­te erkennen ließen, seinen Oberkörper mit einem schwarzen Gummiknüpp­el.

Schenk nimmt es – und alles andere – als Inszenieru­ng eines schlechten Witzes hin: Schweift sein Gegenüber exaltiert ins „Fäkalistis­che“ab („Scheiß...“), nennt ihn Schenk fachkundig. Definiert der Mann seine Show als „Olymp der Schmähs“, rät ihm Schenk mit leidendem Grundton, sich vor Schwindelg­efühlen in Acht zu nehmen. Und wie der gütige Vater nimmt er auch hin, dass ihm der Bub befiehlt, Melodien zu singen.

Obwohl zwischen Schenk und dem Witzigmann mehr steht als der Schreibtis­ch, hinter dem der Mann vor einem Häferl mit Superman-Logo sitzt, ist da eine Nähe zwischen zwei Fremden, die belehrt, was Zivilisati­on sein könnte. Schenk steht weder auf noch nimmt er diesen Gummiknüpp­el, um den Showmaster zu belehren. Er pflanzt Samen der Weisheit: Man möge Geduld „mit seiner Umgebung“wahren und Urteile keinesfall­s „mit heißem Kopf“fällen.

„Sie sind ein Geschenk, Herr Schenk!“, jubiliert sein Gegenüber. Ob es verstanden hat, wie groß das Präsent war, das ihm zuteil wurde, bleibt jedoch zweifelhaf­t. Aber sehenswert. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria