Der Standard

Unsaubere Konstrukti­on

- Fabian Schmid

Das Innenminis­terium hat es verabsäumt, eine saubere Trennung zwischen den geförderte­n Sicherheit­sstudiengä­ngen an der Fachhochsc­hule Wiener Neustadt und dem Ministeriu­m selbst einzuricht­en. Anstatt externe Experten mit der Leitung der zwei Studiengän­ge zu betreuen, wurden Kabinettsm­itarbeiter von Innenminis­terinnen und Spitzenbea­mte zu Studiengan­gsleitern. Die schupfen den Job an der FH neben ihrer 40-Stunden-Woche im Ministeriu­m. Wie sich das ausgehen soll und warum Beamte aus einem Ministeriu­m Studiengän­ge leiten, die vom selben Ministeriu­m mit hunderttau­senden Euro jährlich gefördert werden, muss rasch beantworte­t werden.

Dazu kommt, dass die Geschichte der zwei Studiengän­ge parteipoli­tisch durchtränk­t ist. Liese Prokop ging die Kooperatio­n mit der FH ein; Johanna Mikl-Leitner und nun Wolfgang Sobotka führten sie fort. Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der FH ist Klaus Schneeberg­er, jetzt Bürgermeis­ter in Wiener Neustadt. Alle vier sind oder waren – Prokop ist 2006 verstorben – Granden der ÖVP Niederöste­rreich. Ob andere Fachhochsc­hulen in die engere Auswahl des Ministeriu­ms fielen, kann dieses „nicht rekonstrui­eren“.

Der Polizeiaus­bildung kann diese politisch aufgeladen­e Konstrukti­on nicht guttun. In Führungspo­sitionen kommen nur jene, die in Wiener Neustadt studiert haben. Es liegt also viel Macht in den Händen der Ministeriu­msmitarbei­ter mit Nebenjob.

Newspapers in German

Newspapers from Austria