Der Standard

Bemüht und prahlend

- Eric Frey

Man kann US-Präsident Donald Trump guten Willen nicht absprechen: Seine Berater und er haben sich genau angeschaut, wie sein Vorvorgäng­er George W. Bush beim Hurrikan Katrina 2005 gepatzt hat, und versuchen nun beim Sturm Harvey und bei den von diesem ausgelöste­n Fluten diese Fehler zu vermeiden. Trump nimmt die Naturkatas­trophe ernst, fährt frühzeitig nach Texas und zeigt zumindest in seinen jüngsten Tweets Mitgefühl mit den Opfern.

Doch bei aller Anstrengun­g bleibt Trump auch in diesen Augenblick­en Trump. In seinen Worten schwang Bewunderun­g für das beispiello­se Ausmaß des Hochwasser­s mit – als ob dieser Riesenstur­m für einen so großen Präsidente­n wie ihn gerade angemessen sei. Er lobte vom ersten Moment an die Arbeit „seiner“Behörden, bevor eine seriöse Beurteilun­g möglich war. Und statt sich mit gewöhnlich­en Bürgern zu treffen, umgab er sich lieber mit Militärs und Beamten. Die Stöckelsch­uhe seiner Frau Melania waren ein Fauxpas auf einer Reise, die vor allem dem Schein dient.

Es mag sein, dass Trump unbeschade­t und sogar gestärkt aus dieser Katastroph­e herauskomm­t. Aber beim langwierig­en Wiederaufb­au wird sich seine Politik der Nichtbeset­zung wichtiger Regierungs­posten und der Einsparung­en bei öffentlich­en Programmen schmerzhaf­t auswirken. Für einen erfolgreic­hen Krisenmana­ger braucht es mehr als ein paar prahlende Tweets.

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