„Nur Zweistaatenlösung möglich“
Juristin Talia Sasson beklagt Rechtsruck in Israel
Wien – Eines will Talia Sasson gleich vorweg klarstellen: Sie liebt ihr Heimatland Israel. Und sie sieht sich als flammende Patriotin. Dass sich die ehemalige israelische Staatsanwältin und heutige Präsidentin des New Israel Fund zu solchen Präzisierungen genötigt fühlt, liegt wohl an den Angriffen der israelischen Rechten auf den Fonds, der weltweit Geld von Juden für Projekte und Menschenrechtsorganisationen in Israel sammelt. „Wir kämpfen gegen jede Form von Verstößen gegen Menschenrechte in Israel – und gegen Menschenrechtsverstöße gegen Palästinenser im Westjordanland“, sagt Sasson im Gespräch mit dem STANDARD.
Das sei der rechten Regierung unter Benjamin Netanjahu ein Dorn im Auge. In Israel gebe es zwar eine Opposition, aber keine starke Opposition. Jene, die die Regierung tatsächlich herausfordern, seien jene Menschenrechtsorganisationen, die ihr Fonds seit rund 40 Jahren finanziell unterstützt – darunter auch Gruppen wie B’Tselem oder Breaking the Silence. „Der Regierung gefällt das nicht, die Regierung will keine Opposition.“
Dass ihre Organisation auch in der israelischen Öffentlichkeit kritisch gesehen wird, erklärt die Juristin damit, dass die Rechte versuche, die Linke sowie Menschenrechtsorganisation allgemein zu delegitimieren.
Die jetzige Situation im Westjordanland sei langfristig nicht haltbar und schlecht für Israel. Die Rechte wolle die Menschen glauben machen, dass die Zweistaatenlösung tot sei. „Für sie wäre das ein Sieg“, sagt Sasson. „Die Rechten glauben, das Land wurde ihnen von Gott geschenkt. Sobald man Gott zu einer Diskussion mitbringt, wird es schwierig mit Argumenten.“Aber es gebe keine andere Möglichkeit als eine Zweistaatenlösung, ist sie sich sicher.
„Seien Sie gewarnt!“
Dass in Israel nicht nur die Politik, sondern auch die Gesellschaft deutlich nach rechts gerutscht ist, gibt Sasson zerknirscht zu. „Die Fortsetzung von terroristischen Aktivitäten, Kriege, Gewalt und die Gefahr, ständig angegriffen zu werden: So etwas trägt schlechte Früchte. Für jede Demokratie, auch in Europa. Seien Sie gewarnt!“pDas ganze Interview im Wortlaut
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