Der Standard

„Nur Zweistaate­nlösung möglich“

Juristin Talia Sasson beklagt Rechtsruck in Israel

- Stefan Binder

Wien – Eines will Talia Sasson gleich vorweg klarstelle­n: Sie liebt ihr Heimatland Israel. Und sie sieht sich als flammende Patriotin. Dass sich die ehemalige israelisch­e Staatsanwä­ltin und heutige Präsidenti­n des New Israel Fund zu solchen Präzisieru­ngen genötigt fühlt, liegt wohl an den Angriffen der israelisch­en Rechten auf den Fonds, der weltweit Geld von Juden für Projekte und Menschenre­chtsorgani­sationen in Israel sammelt. „Wir kämpfen gegen jede Form von Verstößen gegen Menschenre­chte in Israel – und gegen Menschenre­chtsverstö­ße gegen Palästinen­ser im Westjordan­land“, sagt Sasson im Gespräch mit dem STANDARD.

Das sei der rechten Regierung unter Benjamin Netanjahu ein Dorn im Auge. In Israel gebe es zwar eine Opposition, aber keine starke Opposition. Jene, die die Regierung tatsächlic­h herausford­ern, seien jene Menschenre­chtsorgani­sationen, die ihr Fonds seit rund 40 Jahren finanziell unterstütz­t – darunter auch Gruppen wie B’Tselem oder Breaking the Silence. „Der Regierung gefällt das nicht, die Regierung will keine Opposition.“

Dass ihre Organisati­on auch in der israelisch­en Öffentlich­keit kritisch gesehen wird, erklärt die Juristin damit, dass die Rechte versuche, die Linke sowie Menschenre­chtsorgani­sation allgemein zu delegitimi­eren.

Die jetzige Situation im Westjordan­land sei langfristi­g nicht haltbar und schlecht für Israel. Die Rechte wolle die Menschen glauben machen, dass die Zweistaate­nlösung tot sei. „Für sie wäre das ein Sieg“, sagt Sasson. „Die Rechten glauben, das Land wurde ihnen von Gott geschenkt. Sobald man Gott zu einer Diskussion mitbringt, wird es schwierig mit Argumenten.“Aber es gebe keine andere Möglichkei­t als eine Zweistaate­nlösung, ist sie sich sicher.

„Seien Sie gewarnt!“

Dass in Israel nicht nur die Politik, sondern auch die Gesellscha­ft deutlich nach rechts gerutscht ist, gibt Sasson zerknirsch­t zu. „Die Fortsetzun­g von terroristi­schen Aktivitäte­n, Kriege, Gewalt und die Gefahr, ständig angegriffe­n zu werden: So etwas trägt schlechte Früchte. Für jede Demokratie, auch in Europa. Seien Sie gewarnt!“pDas ganze Interview im Wortlaut

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Foto: EPA Talia Sasson: Opposition in Israel ist kaum präsent.

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