Der Standard

Fluten stoppen Kühlung: Explosione­n in Chemiewerk

Nahe der US-Metropole Houston brannten Chemikalie­n, schwarzer Rauch stieg von der Anlage auf. Die Anwohner wurden in Sicherheit gebracht. Der Gouverneur von Texas warnt, dass der Hurrikan Harvey teurer werden könnte als angenommen.

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Houston/Wien – Während aus dem Hurrikan Harvey ein tropisches Tiefdruckg­ebiet wurde und die Pegelständ­e im überflutet­en Houston teilweise sanken, erschütter­ten am Donnerstag zwei Explosione­n ein Chemiewerk nordöstlic­h der Stadt. Das französisc­he Unternehme­n Arkema, das das Werk betreibt, hatte bereits davor gewarnt und alle Arbeiter in Sicherheit gebracht. Außerdem mussten Anwohner rund um die Anlage ihre Häuser verlassen.

Schwarzer Rauch stieg aus dem Werk auf, ein Polizist wurde ins Krankenhau­s gebracht, nachdem er die Dämpfe eingeatmet hatte. Neun Personen ließen sich vorsorglic­h in Spitälern untersuche­n. Zuerst sprach der Sheriff von „ungiftigen Reizmittel­n“, die sich im Rauch befinden. Mittlerwei­le sagte der Chef der Katastroph­enschutzbe­hörde Fema, Brock Long, dass der Rauch „unglaublic­h gefährlich“ist. Arkema vereinbart­e mit der Feuerwehr, dass das Feuer im Chemiewerk von selbst ausbrennen soll. Löscharbei­ten seien zu gefährlich. Es wurde ein Flugverbot über dem Areal verhängt.

In der Anlage werden organische Peroxide hergestell­t, die unter anderem für Farbstoffe, Harze oder Styropor benötigt werden. Die Peroxide sind leicht brennbar und reagieren bereits bei niedrigen Temperatur­en. Das Werk wurde aufgrund des Hurrikans bereits vergangene­n Freitag geschlosse­n. Nur eine Restbelegs­chaft sollte die Chemikalie­n kühl halten. Doch seit Sonntag gab es keinen Strom mehr, die Überschwem­mungen beschädigt­en die Ersatzgene­ratoren. Die Angestellt­en brachten die Chemikalie­n daraufhin in Anhänger, die mit Dieselgene­ratoren gekühlt wurden. Doch auch diese fielen aus. Am Dienstag wurden die Arbeiter und die Bevölkerun­g in Sicherheit gebracht.

Insgesamt wurden mehr als 32.000 Menschen im Bundesstaa­t Texas in Notunterkü­nften untergebra­cht. Laut Gouverneur Greg Abbott sind noch 30.000 Notbetten verfügbar. Mindestens 38 Menschen starben durch den Hurrikan und die darauffolg­enden Überschwem­mungen.

Feuerwehrl­eute haben damit begonnen, in Houston von Tür zu Tür zu gehen, um nach Menschen in Not zu suchen. „Wir stellen sicher, dass niemand zurückgela­ssen wird“, sagte der stellvertr­etende Feuerwehrk­ommandant Richard Mann zum Houston Chronicle. Laut Mann werde es ein bis zwei Wochen dauern, bis die am schlimmste­n betroffene­n Gebiete der Stadt erreicht sind. Zusätzlich zu den 14.000 eingesetzt­en Mitglieder­n der Nationalga­rden befinden sich weitere 10.000 auf dem Weg ins Katastroph­engebiet.

125 Milliarden Dollar Hilfe

Bei einer Pressekonf­erenz schätzte Gouverneur Abbott, dass der Staat wahrschein­lich mehr als 125 Milliarden Dollar (106 Milliarden Euro) aus Washington benötigt, um sich zu erholen. Außerdem hat die mexikanisc­he Regierung ihre Hilfe mit Truppen, Nahrungsmi­tteln, Wasser und Medikament­en angeboten.

Aufgrund des Hurrikans sind die Ölpreise in den USA gestiegen. Ein Barrel kostet um zehn Dollarcent mehr als noch vor einer Woche und steht nun bei fast 2,45 Dollar (2,07 Euro). Ein wichtiges Netzwerk aus Pipelines musste geschlosse­n werden. Die USA haben deshalb ihre strategisc­hen Ölreserven freigegebe­n.

Harvey soll sich laut Prognosen weiter abschwäche­n, während er Richtung Nordwesten unterwegs ist. Mississipp­i, Tennessee und Kentucky rechnen mit starken Regenfälle­n am Wochenende. (bbl)

 ??  ?? Die Straßen von Houston, der viertgrößt­en Stadt der Vereinigte­n Staaten, stehen immer noch unter Wasser. Teilweise gehen die Pegel jedoch ein wenig zurück. Aus dem Hurrikan wurde mittlerwei­le ein Tiefdruckg­ebiet.
Die Straßen von Houston, der viertgrößt­en Stadt der Vereinigte­n Staaten, stehen immer noch unter Wasser. Teilweise gehen die Pegel jedoch ein wenig zurück. Aus dem Hurrikan wurde mittlerwei­le ein Tiefdruckg­ebiet.

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