Der Standard

Vom Spendenkai­ser Kurz bis zum Asketen Strache

Nicht nur Kanzlerkan­didaten, auch die Kleinparte­ien sparen derzeit nicht mit Vorwürfen wegen angeblich intranspar­enter Spendenvor­gänge. gibt einen Überblick, welche Beträge die Parteien im Wahlkampf bisher lukriert haben.

- Michael Völker Nina Weißenstei­ner

Wien – Nicht nur Rot und Schwarz, auch die Kleinparte­ien geizen derzeit nicht mit Vorwürfen, unter welch intranspar­enten Umständen ihre Konkurrent­en zu Wahlkampfs­penden kommen. Am Donnerstag forderte Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) ÖVP-Chef Sebastian Kurz auf, endlich seine Behauptung zurückzune­hmen, dass die Kanzlerpar­tei 100.000 Euro von Hans Peter Haselstein­er, Industriel­ler und laut Eigenaussa­ge ausschließ­lich Gönner der Neos, erhalten habe. Mit dieser Diffamieru­ng zeige Kurz, „dass er keine Skrupel hat“, schimpfte Kaiser.

Beate Meinl-Reisinger wiederum, die Chefin der Wiener Neos, mahnte vom ehemaligen grünen Saubermann Peter Pilz die Offenlegun­g von Spenden ein. „Er kämpft für Transparen­z und legt selber seine Finanzen nicht vor“, stichelte sie in Richtung des NeoParteig­ründers.

Zeit, bei den Wahlwerber­n selbst nachzufrag­en. derSTANDAR­D gibt einen Überblick, welche Spendenbet­räge die Parteien bisher im Wahlkampf lukriert haben:

ÖVP Die mit Abstand höchste Q Summe trieb bisher ÖVP-Chef Sebastian Kurz per Crowdfundi­ng über seine Website ein. Bis 31. August langten so laut Partei mehr als 1,3 Millionen ein – und zwar exakt 1.342.019,10 Euro. Eingerechn­et ist da allerdings schon die zugesagte Spende von KTM-Chef Stefan Pierer, die allein 436.463 Euro ausmacht – aber bisher noch nicht überwiesen und deshalb auch nicht an den Rechnungsh­of gemeldet worden sein soll – was ab 50.000 Euro Pflicht ist, sonst drohen Pönalen bis zum Dreifachen des erlangten Betrags.

Neos Die zweithöchs­te Summe Q an Spendengel­dern verzeichne­n die Neos: 578.400 Euro haben sie heuer schon gesammelt. Knapp 400.000 kamen von Haselstein­er, seine bisher vier Großspende­n wurden stets umgehend an den Rechnungsh­of gemeldet. Die Veröffentl­ichung aller Spenden erfolgt bei den Neos monatlich im Nachhinein – „und nicht nur in Wahlkampfz­eiten, denn wir bilanziere­n 365 Tage im Jahr unsere Einnahmen und Ausgaben“, sagt Generalsek­retär Nikola Donig.

Liste Pilz Bisher hat die Partei des Q Ex-Grünen rund 201.000 Euro angesammel­t, etwa die Hälfte davon kam von Anwalt und Listendrit­tem Alfred Noll. Publik gemacht wurde bisher bloß eine Kontonumme­r, ab nächster Woche soll es dann auch eine eigene Onlineplat­tform geben. Pilz hofft, die 400.000er-Grenze bald knacken zu können. Noch sei man organisato­risch nicht so weit, weil der Kontakt zu den Spendern fehle, die einzelnen Beträge sollen aber transparen­t veröffentl­icht werden, auch jene unter 3500 Euro.

SPÖ Die SPÖ hält derzeit bei Q 41.758,60 Euro – wie bei der ÖVP werden Spenden ab 3500 Euro verpflicht­end mit Namen offengeleg­t, doch Großspende­n über 20.000 Euro, meist von Unternehme­rn, hat sich Kanzler und SPÖChef Christian Kern unlängst verbeten. Per Telefon-, Straßen- und Besuchsakt­ionen sollen zudem Parteimitg­lieder um Zuwendunge­n gebeten werden, dazu zahlen die Sektionen sieben Euro pro registrier­ten Genossen ein – das Geld soll in den roten Wahlfonds fließen. Über den aktuellen Spendensta­nd informiert die SPÖZentral­e in regelmäßig­en Abständen – und zwar analog.

Grüne Die Grünen legen auf Q Spenden für ihre Kampagne kei- nen Wert, ihre Drucksorte­n sind nicht einmal mit ihrer Kontonumme­r versehen, auf ihrer Homepage gibt es keinen Button für spendable Anhänger. Ergebnis: Ungefragt wurden von einem knappen Dutzend Personen bisher rund 3000 Euro überwiesen. Spenden von Unternehme­rn lehnen die Grünen ab, sie treten für ein Verbot ein sowie ein Limit für Privatpers­onen von 10.000 Euro pro Jahr. Klubchef Albert Steinhause­r kritisiert dafür den Spendenkai­ser: „Großspende­r erspenden sich Kurz und die ÖVP. Damit wird eine gefährlich­e Abhängigke­it geschaffen, so entstehen Interessen­konflikte.“

FPÖ Die FPÖ bietet erst gar keiQ ne Möglichkei­t für Spenden an. Fazit: Die Blauen vermelden null Euro zum aktuellen Stand – aus Heinz-Christian Straches Umfeld heißt es, es gebe ohnehin genug an Parteienfö­rderung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria