Eine Zukunft, die uns nicht genügt
Schauspielhaus Wien: Uraufführung von Thomas Köck in eigener Regie; Theater der Jugend: Widerstand
Wien – Nach zwei Spielzeiten am Schauspielhaus Wien ist für Intendant Tomas Schweigen auch schon wieder Halbzeit (aktuell bis 2019). Bei der Spielplan-Pressekonferenz am Donnerstag empfahl sich das Team also auch mit einer kleinen Bilanz, deren Erfolg neben der konstanten Auslastung von um die 80 Prozent (21.000 Besucher) sowie steigenden Gastspieleinladungen weniger in Zahlen manifest wird als im positiven Echo.
Vor allem ist es die Bestätigung, dass man mit Autoren wie Thomas Köck oder Miroslava Svolikova, die im deutschen Sprachraum derzeit Furore machen, früh auf die richtigen Künstler gesetzt hat. Köck, dessen Stück paradies fluten am Samstag im Akademietheater Premiere hat, wird am Schauspielhaus erstmals selbst Regie führen. Mit Die Zukunft reicht uns nicht (Klagt, Kinder, klagt!) bringt er mit Elsa-Sophie Jach eine „postheroische Schuldenkantate“zur Urauffühung (9. 11.).
Zukunftsfragen beschäftigen die gesamte Saison, sie wird am 28. September mit einem GolemMash-up von Gernot Grünewald eröffnet, der auch Regie führt. Den neuen Medien geschuldet ist die Seestadt-Saga, eine begehbare Social-Media-Serie, die sich vor allem im virtuellen Raum abspielen wird und deren erste Staffel ab 19. Oktober vier Wochen durchläuft.
Marco Štorman inszeniert die Komödie Gespräche wegen der Kürbisse des jungen Deutschen Jakob Nolte (16. 11.). Ann Cotten und Jacob Suske arbeiten für die elektronische Kammeroper Elektra – Was ist das für 1 Morgen? (Silvesterpremiere) zusammen.
Der mit dem Exil-Preis der Wiener Wortstaetten ausgezeichnete, in Teheran geborene Mehdi Mo- radpour befasst sich in Ein Körper für jetzt und heute mit den Konsequenzen von Homophobie (27. 1.). Als vielversprechende Dichterin gilt Enis Maci, Gewinnerin des Hans-Gratzer-Stipendiums, die mit Mitwisser eine weitere der acht Uraufführungen beisteuert (Regie: Pedro Martins Beja).
Den Abschluss macht ein „postfaktisches Epos“, in dem Homer und Donald Trump aufeinandertreffen. Anlass: War Isn’t Happening, Not True, inszeniert von Tomas Schweigen. Wolfram Lotz konnte zudem als Mentor für das diesjährige Hans-Gratzer-Stipendium gewonnen werden.
Im Theater der Jugend freut Leiter Thomas Birkmeir sich über „glänzende“Zahlen: 132.000 Besucher zählte man in Eigenproduktionen im Renaissancetheater und Theater im Zentrum (94,86 Prozent Auslastung). Die Eigen- deckung liegt bei 47 Prozent. Acht zivilcouragierte Premieren, darunter vier Uraufführungen, stehen kommende Saison an, als erstes Der fantastische Mr. Fox (10. 10.) und Der Fluch des David Ballinger (17. 10.). (afze, wurm)