Der Standard

„Auf Beamtenebe­ne“

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Thomas Drozda ist ein gebildeter Mensch, und daher fiel dem Kanzleramt­sminister zu der Groteske um die „Terrormaue­r“vor Bundeskanz­leramt und Präsidents­chaftskanz­lei nur ein: „Das ist Kakanien in Reinkultur.“

„Kakanien“ist in Robert Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaf­ten ein Staat, der seinen Namen von der „k. k.“Monarchie (für: „kaiserlich-königlich“) hat.

Musil: „Und verwaltet wurde dieses Land in einer aufgeklärt­en, wenig fühlbaren, alle Spitzen vorsichtig beschneide­nden Weise von der besten Bürokratie Europas, der man nur einen Fehler nachsagen konnte: Sie empfand Genie und geniale Unternehmu­ngssucht an Privatpers­onen, die nicht durch hohe Geburt oder einen Staatsauft­rag dazu privilegie­rt waren, als vorlautes Benehmen und Anmaßung.“

In der Tat: Die Rekonstruk­tion ergibt, dass die Mauer „auf Beamtenebe­ne“konzipiert, beschlosse­n und begonnen wurde. Beamten von Innenminis­terium, BKA, Präsidents­chaftskanz­lei und MA 28 der Stadt Wien einigten sich auf das Ding. Von den Ausmaßen der – auch unter Sicherheit­saspekten fragwürdig­en – Mauer erfuhr Drozda laut eigenem Bekunden auf Twitter.

Den Endauftrag gab zwar Innenminis­ter Wolfgang Sobotka, aber offenbar im Vertrauen auf die „Beamtenebe­ne“. Die jedoch empfindet Hinterfrag­en ihres Tuns gern als Anmaßung. Auch in Republikan­ien.

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