Die Republik im Prachtbau ausstellen
Verzwickt: Das Haus der Geschichte des Bundes
Seit mindestens 30 Jahren wurde in Österreich in verschiedenen Regierungskonstellationen über ein zentrales Museum zur Landesgeschichte nachgedacht. Doch immer wieder versandete die Diskussion in Planspielen und Standortdebatten. Und auch in ihren Geschichtsinterpretationen schienen sich SPÖ und ÖVP samt zuordenbaren Historikern lange nicht auf ein akzeptables Narrativ zur Zeit des semifaschistischen „Ständestaats“unter Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg einigen zu können. Diesbezüglich ist das Entwederoder einem Weder-noch gewichen. Beide Erzählungen werden heute relativiert betrachtet.
Einen Standort für ein Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ) legte schließlich Ex-Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) fest: In der Neuen Burg am Heldenplatz, dem zentralen Gedächtnisort des Landes, soll es realisiert werden. Da in dem Habsburg-Bau großes Gedränge mit anderen Sammlungen herrscht (u. a. Weltmuseum), war das von Anfang an umstritten. Dennoch: 2015 präsentierten SP und VP gemeinsam ein unter der Federführung des Zeithistorikers Oliver Rathkolb erstelltes Konzept. Vorgesehen war eine Schau von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern.
Dann kam die Regierungsumbildung, und Ostermayers Nachfolger Thomas Drozda (SPÖ) verkleinerte die Pläne: 1800 Quadratmeter sollen statt der ursprünglich geschätzten 30 Millionen nur zehn Millionen Euro kosten. Mit diesem „Provisorium“will der Minister zumindest den Termin für eine Republiksausstellung ab 12. November halten können. Direktorin Monika Sommer und ihr Team arbeiten dafür auf Hochtouren. Die Politik liebäugelt indes schon wieder mit einem Neubau. (stew)