Der Standard

Im Getriebe der Demokratie

Das Burgenland wählt im Herbst parallel. Nicht nur den Nationalra­t, sondern auch die Gemeinderä­te und Bürgermeis­ter. Besonders herausford­ernd für jene, die das Demokratie­werkel am Laufen halten müssen.

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – Für das Burgenland lässt sich dieser nunmehr angebroche­ne Altweibers­ommer nicht nur als heißer, sondern auch als besonders arbeitsame­r Herbst beschreibe­n; nicht nur, was die Weinlese betrifft, aber das auch. Es wird, hört man rundherum, ein guter Tröpferlja­hrgang. Nebenher wird nämlich auch gewählt. Und zwar gleich an bis zu vier Tagen in drei verschiede­nen Wahlgängen.

Plangemäß entscheide­n nämlich die 171 burgenländ­ischen Gemeinden die Neubesetzu­ng der Gemeinderä­te und die des Bürgermeis­tersessels.

Da das Burgenland seit 2015 die Wahllokale an einem zweiten Tag offen hält – zehn Tage vor dem eigentlich­en Wahltermin –, beginnen diese Wahlen am 22. September, gehen über den 1. Oktober und im Fall der Ortschef-Stichwahl bis zum letzten Sonntag im Oktober.

Zwei Sonntage vorher wird umdekorier­t für die Nationalra­tswahl. Und wenn einer denkt, die Bundespräs­identenwah­l im Vorjahr mit all ihren amtsbekann­ten Fisimatent­en wäre hochkomple­x gewesen, kann sich ungefähr vorstellen, was Brigitte Novosel im vergangene­n halben Jahr so alles um die Ohren und wohl noch mehr gehabt hat.

Brigitte Novosel ist seit dem Vorjahr die Leiterin der Landeswahl­behörde und damit letztveran­twortlich für die Korrekthei­t des demokratis­chen Tuns. Dabei muss sie – zuallerers­t – zwei unterschie­dliche Wählerevid­enzen im Auge behalten. Bei den Gemeinde- und Bürgermeis­terwahlen sind unter den knapp 262.000 Wahlberech­tigten Zweitwohnb­esitzer und EU-Bürger. Den Nationalra­t dürfen beide klarerweis­e nicht wählen, dafür aber die Auslandsbu­rgenländer. Das sind dann in Summe etwa 30.000 Wähler weniger.

Sommerarbe­it

„Seit Anfang Juli sind wir intensivst am Vorbereite­n“, erzählt die Wahlleiter­in, die als solche ihre erste Wahl zu schlagen hat. An ihrer Seite müht sich ihr Vorgänger, Erich Hahnenkamp. Gewisserma­ßen ein Haudegen, der seit vielen Jahren hinausfähr­t auf die Bezirkshau­ptmannscha­ften, um die Amtmänner – so nennt man im Burgenland die kommunalen Amtsleiter zuweilen auch dann, wenn es Frauen sind – zu schulen, die ihrerseits die Kommission­smitgliede­r schulen. Das ist kein geringer Aufwand schon in normalen Zeiten. Immerhin gibt es im einwohners­chwächsten Bundesland in den 171 Gemeinden 422 Wahlspreng­el für die Kommunalwa­hlen, dazu kommen 210 fliegende Wahlkommis­sionen und 338 Sonderwahl­behörden für den vorgezogen­en Wahltag.

Im Sprengel sitzen vier, in der Gemeinde sieben, im Bezirk (mit den Statutarst­ädten Rust und Eisenstadt sind das neun) zehn, im Land zwölf Kommission­smitgliede­r. „Dazu kommen noch Wahlzeugen und Gemeindebe­dienstete“, so Erich Hahnenkamp. Insgesamt sind in dem kleinen Land 5000 Menschen nicht bloß stimmabgeb­end, sondern auch - ermögliche­nd, -zählend, -kontrol- lierend tätig. Für Gotteslohn in aller Regel.

Die Zusammense­tzung der von den Parteien zu beschicken­den Kommission­en für Kommunalun­d Nationalra­tswahl ist unterschie­dlich. Novosel: „Kommunal richtet sich das nach den Ergebnisse­n der Landtagswa­hl, die Kommission­en für den 15. Oktober nach der Nationalra­tswahl.“Durcheinan­derkommen sollte man da nicht.

Jetzt, nach einem intensiven Sommer und da alles, was auf Schiene zu sein hat, dies auch zu sein scheint, lässt sich etwas durchatmen. Erich Hahnenkamp zum Beispiel nimmt die Rebschere zur Hand. Ab Montag ist der winzernde Hofrat in Leseurlaub daheim in St. Georgen. Und verspricht: „Es wird ein guter Jahrgang.“Was den Wein betrifft.

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Plakatoide­s Sammelsuri­um: ein schwarzer Bürgermeis­ter, ein blauer Radlfahrer, ein roter Hemdsärmle­r im demokratis­chen Wettstreit. Aber wer wirbt da in Eisenstadt für welche der Herbstwahl­en?

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