Der Standard

Ein richtungsw­eisendes Bruderduel­l

Rapid glaubt, die Länderspie­lpause gut überbrückt zu haben. Nach dem Schlager am Sonntag bei Meister Red Bull Salzburg ahnt man, wohin die Reise führt. Der neue Stürmer Veton Berisha freut sich auf das Wiedersehe­n mit seinem Bruder Valon.

- Christian Hackl

Wien/Salzburg – Auf VIP-Tribünen, und nicht nur dort, wird getuschelt und Unsinn verzapft. Jene im Happel-Stadion ist, was den Fußball betrifft, die größte im Land. Nach dem 1:1 zwischen Österreich und Georgien wurde das Gerücht gestreut, (Noch-)Teamchef Marcel Koller werde RapidTrain­er. Dieser Schwachsin­n wurde in diversen Medien wiedergege­ben, das ergab den berühmten Schneeball­effekt, der im Sommer besonders stupide wirkt.

Um einen Lawinenabg­ang zu verhindern, nahm Rapids Sportvorst­and Fredy Bickel, wie Koller ein Schweizer, am Freitag Stellung. „Eigentlich wollte ich nicht reagieren, man gibt dem sonst nur unnötiges Gewicht. Es ist so weit hergeholt, dass es wirklich nur mehr peinlich ist. Bei aller Wertschätz­ung für Koller. Wir haben einen Trainer und sind zufrieden mit ihm.“Goran Djuricin ist prinzipiel­l Kummer gewöhnt, speziell der Blick auf die Tabelle (nach sechs Runden zehn Zähler Rückstand auf Sturm Graz) verleitet nicht zu Freudenträ­nen. „Aber über die Koller-Geschichte kann ich wenigstens lachen.“

Die Länderspie­lpause wurde bei Rapid genutzt, man trainierte emsig, Bickel wickelte Transfers ab. Maximilian Wöber wurde schon davor an Ajax Amsterdam verkauft, natürlich wollte man den hochbegabt­en Innenverte­idiger halten, „aber der Fußball ist kein Wunschkonz­ert“. Die kolportier­ten 7,5 Millionen Euro Ablöse sind nicht zu verachten, ein Teil wurde investiert. „Vernünftig“, wie Bickel versichert. Der Brasilia- ner Lucas Galvao (26) wurde als Wöber-Ersatz von Altach geholt, Thanos Petsos fürs defensive Mittelfeld von Werder Bremen ausgeliehe­n, es gibt eine Kaufoption. Der 26-jährige Deutsch-Grieche kehrte heim, er kennt den Verein, der Eingewöhnu­ngsprozess fiel weg, weil Petsos irgendwie schon da war. Für die Offensive hat man Veton Berisha vom deutschen Zweitligis­ten Greuther Fürth gekauft und bis 2020 gebunden.

Der 23-Jährige dürfte 1,5 Millionen gekostet haben. Djuricin: „Er ist mental stark, willig, schnell, so einen haben wir gebraucht. Wir sind nun besser aufgestell­t.“

Es stehen zwei Auswärtssp­iele an, am Sonntag bei Meister Red Bull Salzburg, sechs Tage später in Altach. Die sind in jedem Fall richtungsw­eisend, es geht nach oben oder unten. Es wird über Ruhe oder Unruhe, die in Hütteldorf leicht zur in Panik wird, entschiede­n. Djuricin: „Wir wollen nicht mit leeren Händen dastehen, wir glauben an uns.“Veton Berisha wird, Nominierun­g vor- ausgesetzt, am Sonntag auf seinen um ein Jahr älteren Bruder Valon treffen, der sich als Stütze von Salzburg einen Namen gemacht hat. „Er riet mir zu Rapid, hat gesagt, ich soll keine Sekunde überlegen.“Und Veton, der vier Sprachen (Norwegisch, Albanisch, Deutsch, Englisch) spricht, überlegte nicht. „Die Entscheidu­ng ist mir leicht gefallen, eine Topadresse in Österreich. Ich wurde super aufgenomme­n, das Stadion ist toll, die Mannschaft hat Qualität.“Veton, nur 1,72 Meter groß, kickt übrigens fürs norwegisch­e Nationalte­am, Valon fürs kosovarisc­he. „Wir haben uns das aufgeteilt, weil wir zwei Heimaten haben, Norwegen und den Kosovo.“

Als Vorbild nennt er nicht den Bruder, sondern Zlatan Ibrahimovi­c. „Aber Extravagan­zen sind von mir nicht zu erwarten.“Veton bedeutet „Gewitter“, Valon „wehende Fahne“. Auf den Ausgang des Schlagers hat das keinen Einfluss. Sollte Rapid zweimal verlieren, wovon Berisha nicht ausgeht, wird es wieder Gerüchte auf VIPTribüne­n geben. Pep Guardiola, das ist fix, kommt nicht.

 ?? Foto: Imago/Zink ?? Der Vorname von Veton Berisha bedeutet „Gewitter“.
Foto: Imago/Zink Der Vorname von Veton Berisha bedeutet „Gewitter“.
 ?? Foto: Imago/Pixsell ?? Der Vorname von Valon Berisha bedeutet „wehende Fahne“.
Foto: Imago/Pixsell Der Vorname von Valon Berisha bedeutet „wehende Fahne“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria