Ein richtungsweisendes Bruderduell
Rapid glaubt, die Länderspielpause gut überbrückt zu haben. Nach dem Schlager am Sonntag bei Meister Red Bull Salzburg ahnt man, wohin die Reise führt. Der neue Stürmer Veton Berisha freut sich auf das Wiedersehen mit seinem Bruder Valon.
Wien/Salzburg – Auf VIP-Tribünen, und nicht nur dort, wird getuschelt und Unsinn verzapft. Jene im Happel-Stadion ist, was den Fußball betrifft, die größte im Land. Nach dem 1:1 zwischen Österreich und Georgien wurde das Gerücht gestreut, (Noch-)Teamchef Marcel Koller werde RapidTrainer. Dieser Schwachsinn wurde in diversen Medien wiedergegeben, das ergab den berühmten Schneeballeffekt, der im Sommer besonders stupide wirkt.
Um einen Lawinenabgang zu verhindern, nahm Rapids Sportvorstand Fredy Bickel, wie Koller ein Schweizer, am Freitag Stellung. „Eigentlich wollte ich nicht reagieren, man gibt dem sonst nur unnötiges Gewicht. Es ist so weit hergeholt, dass es wirklich nur mehr peinlich ist. Bei aller Wertschätzung für Koller. Wir haben einen Trainer und sind zufrieden mit ihm.“Goran Djuricin ist prinzipiell Kummer gewöhnt, speziell der Blick auf die Tabelle (nach sechs Runden zehn Zähler Rückstand auf Sturm Graz) verleitet nicht zu Freudentränen. „Aber über die Koller-Geschichte kann ich wenigstens lachen.“
Die Länderspielpause wurde bei Rapid genutzt, man trainierte emsig, Bickel wickelte Transfers ab. Maximilian Wöber wurde schon davor an Ajax Amsterdam verkauft, natürlich wollte man den hochbegabten Innenverteidiger halten, „aber der Fußball ist kein Wunschkonzert“. Die kolportierten 7,5 Millionen Euro Ablöse sind nicht zu verachten, ein Teil wurde investiert. „Vernünftig“, wie Bickel versichert. Der Brasilia- ner Lucas Galvao (26) wurde als Wöber-Ersatz von Altach geholt, Thanos Petsos fürs defensive Mittelfeld von Werder Bremen ausgeliehen, es gibt eine Kaufoption. Der 26-jährige Deutsch-Grieche kehrte heim, er kennt den Verein, der Eingewöhnungsprozess fiel weg, weil Petsos irgendwie schon da war. Für die Offensive hat man Veton Berisha vom deutschen Zweitligisten Greuther Fürth gekauft und bis 2020 gebunden.
Der 23-Jährige dürfte 1,5 Millionen gekostet haben. Djuricin: „Er ist mental stark, willig, schnell, so einen haben wir gebraucht. Wir sind nun besser aufgestellt.“
Es stehen zwei Auswärtsspiele an, am Sonntag bei Meister Red Bull Salzburg, sechs Tage später in Altach. Die sind in jedem Fall richtungsweisend, es geht nach oben oder unten. Es wird über Ruhe oder Unruhe, die in Hütteldorf leicht zur in Panik wird, entschieden. Djuricin: „Wir wollen nicht mit leeren Händen dastehen, wir glauben an uns.“Veton Berisha wird, Nominierung vor- ausgesetzt, am Sonntag auf seinen um ein Jahr älteren Bruder Valon treffen, der sich als Stütze von Salzburg einen Namen gemacht hat. „Er riet mir zu Rapid, hat gesagt, ich soll keine Sekunde überlegen.“Und Veton, der vier Sprachen (Norwegisch, Albanisch, Deutsch, Englisch) spricht, überlegte nicht. „Die Entscheidung ist mir leicht gefallen, eine Topadresse in Österreich. Ich wurde super aufgenommen, das Stadion ist toll, die Mannschaft hat Qualität.“Veton, nur 1,72 Meter groß, kickt übrigens fürs norwegische Nationalteam, Valon fürs kosovarische. „Wir haben uns das aufgeteilt, weil wir zwei Heimaten haben, Norwegen und den Kosovo.“
Als Vorbild nennt er nicht den Bruder, sondern Zlatan Ibrahimovic. „Aber Extravaganzen sind von mir nicht zu erwarten.“Veton bedeutet „Gewitter“, Valon „wehende Fahne“. Auf den Ausgang des Schlagers hat das keinen Einfluss. Sollte Rapid zweimal verlieren, wovon Berisha nicht ausgeht, wird es wieder Gerüchte auf VIPTribünen geben. Pep Guardiola, das ist fix, kommt nicht.