Bibiana Steinhaus, die Vorpfeiferin
Deutschland hinkt mit Schiedsrichterin-Bundesliga-Premiere Österreich hinterher
Berlin/Wien – Bibiana Steinhaus kennt das Prozedere, Mannschaften aufs Feld zu führen ist für sie längst Routine. Schließlich hat die 38-Jährige schon 80 Partien in der zweiten deutschen Liga gepfiffen – Männerpartien wohlgemerkt. Am Sonntag (15.30) wird die Erfahrung aber doch anders sein. Da leitet Steinhaus im Duell Hertha gegen Werder Bremen als erste Frau ein Spiel im deutschen Oberhaus. „Ich pfeife Bundesliga, weil meine Leistungen stimmen, nicht, weil ich eine Frau bin“, ließ die Niedersächsin aus dem Harz in einem Interview auf der HerthaHomepage wissen: „Das ist schon ein wichtiger Unterschied.“Zumindest zu Beginn des Spiels wird die Aufmerksamkeit vor allem auf Steinhaus lasten. Rund 50.000 Zuschauer erwartet die Hertha, die anlässlich des Debüts maximal 500 Zuschauerinnen mit dem „Bibiana-Steinhaus-Ticket“einen Nachlass in Höhe von 50 Prozent gewährt. Auf dem Platz ist Steinhaus’ Wort Gesetz, Diskussionen und Beschwerden sind zwecklos, diesen Ruf hat sich die sechsmalige Schiedsrichterin des Jahres erarbeitet, die seit 2009 bei internationalen Frauenturnieren im Einsatz ist. Nach zehn Jahren in der zweiten Männerliga stieg sie in die Bundesliga auf.
Es sei „einfach an der Zeit“, sagte der deutsche Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich. Eine Karriere als Spielerin war der Polizeihauptkommissarin übrigens nicht vergönnt gewesen: „Bei mir stimmt das uralte Vorurteil, Schiedsrichter, können kein Fußball, ausnahmsweise.“
Mit dem Steinhaus-Debüt hinkt Deutschland Österreich übrigens weit hinterher. Ende Juli 2000 pfiff die Schweizerin Nicole Petignat eine Bundesligapartie zwischen Sturm und Ried. In den folgenden drei Jahren war Petignat noch dreimal im Einsatz. (sid, red)