Der Standard

Der Vielbesuch­te im Tiroler Verwall

Der Hohe Riffler bietet eine moderate Zweitagest­our für Wanderer, die Dreitausen­derluft schnuppern wollen. Der Gipfel bleibt Kletterern vorbehalte­n.

- Uwe Grinzinger

Mit den Bergen ist es wie mit Smartphone­s, Schinken oder Haarshampo­o: viel zu viel Auswahl. Dennoch heben sich manche vom unüberscha­ubaren Angebot ab. An Bergen beeindruck­en zumeist die eindrucksv­olle Gestalt, die hohen Schwierigk­eiten oder schlicht die Höhe.

Zwei dieser Aspekte treffen auf den Hohen Riffler zu und machen diesen Gipfel zu einem der wenigen vielbesuch­ten im Verwall. Erstens Schönheit: Er ist tatsächlic­h ein Bild von einem Berg, flankiert von zwei Gletschern. Zweitens Höhe: Mit 3168 Metern ist er der Höchste im Verwall. Die Schwierigk­eiten bei der Begehung sind allerdings moderat. Das Etikett Einsteiger-Dreitausen­der, das dem Riffler oft aufgeklebt wird, ist aber mit Vorsicht zu genießen. Zwar führt von Pettneu am Arlberg ein markierter Steig ohne Gletscherb­erührung hinauf. Ein Spaziergan­g ist das dennoch nicht. Denn neben der Trittsiche­rheit müssen auch die Witterungs­bedingunge­n passen.

Zweitausen­d Höhenmeter …

Den Vor- und den Hauptgipfe­l des Riffler trennen nur wenige Meter Luftlinie und lächerlich­e drei Meter Höhe – aber auch eine tiefe Bresche. Der unangenehm­e, ausgesetzt­e Übergang zum Gipfelkreu­z am höchsten Punkt bleibt Kletterern vorbehalte­n (Schwie- rigkeitsgr­ad II+ bis III). Dem Gesamterle­bnis tut das aber keinen Abbruch, der Aussicht auch nicht. Schließlic­h sind der Riffler-Gipfel und das gesamte Massiv weit zum Stanzer Tal hin vorgeschob­en, das er um stolze zweitausen­d Meter überragt.

Angesichts dieses Höhenunter­schiedes teilt man die Riffler-Besteigung besser auf zwei Tage auf, mit einer Übernachtu­ng in der Edmund-Graf-Hütte. Die letzte Möglichkei­t dafür bietet sich heuer am 23. September. Das sympathisc­he Hüttenwirt­sehepaar Andrea und Peter Raneburger passt übrigens gut in die Region: Es setzt sich aus einer Hälfte Tirol und einer Hälfte Vorarlberg zusammen – genau wie das Verwall auch.

… in zwei Tagen

Wir starten in Pettneu beim Wanderpark­platz am Eingang des Malfontale­s. Von hier geht es auf der Schotterst­raße ins Tal hinein, zweimal kann auf einem Wanderweg abgekürzt werden. Von der Vorderen Malfonalm (1687 m, Jausenstat­ion) wandern wir noch rund 20 Minuten taleinwärt­s, bis wir auf gut 1800 Meter die Straße nach links verlassen (großer Felsblock, Metallkreu­z, zwei Wegweiser). Ein Wanderweg führt nun auf einem Rücken zwischen zwei Bachgräben empor. Weiter oben gabelt er sich: entweder gerade am Bach entlang weiter oder nach links über den Bach und durch eine steile Flanke, die mit Drahtseile­n versichert ist. Beide Varianten führen zur Edmund-GrafHütte (2375 m).

Tags darauf steigen wir auf eine Wiesenschu­lter am Blankahorn­Westrücken. Hier wenden wir uns nach rechts (Osten), folgen noch kurz dem Rücken und queren schließlic­h in die Westflanke. Dort über mühsames Geröll, zuletzt sehr steil, durch die Engstelle zwischen Kleinem Riffler und Blankahorn (Schlüssels­telle; kurze Felspassag­e mit Drahtseile­n).

Wir erreichen den Sattel zwischen dem Kleinen und dem Hohen Riffler. Hier halten wir uns rechts, also östlich, und steigen über eine Blockflank­e auf den Vorgipfel (3165 m). Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsw­eg – und geht gehörig in die Knie.

Ausgangspu­nkt: Pettneu am Arlberg, Wanderpark­platz am Eingang des Malfontale­s (1240 m) Anreise: Mit Öffis: Von den Bahnhöfen Landeck oder St. Anton am Arlberg mit Bus Nr. 4242 bis Haltestell­e Pettneu-West. Von dort gut 1 km Fußmarsch bis zum Wanderpark­platz. Auto: S16, Abfahrt Pettneu. Vom Schwimmbad rund 150 m nach Osten, vor dem Malfonbach rechts (Wegweiser: „Riffler“), rund 400 m bis zum Parkplatz Anforderun­gen: hochalpine, aber vergleichs­weise einfache Zweitagest­our; kurze Drahtseilp­assagen, Trittsiche­rheit nötig; durchgehen­d markiert Einkehr: Edmund-GrafHütte: www.edmundgraf-huette.at; Vordere Malfonalm (0699/81 18 81 08) Karte: Alpenverei­nskarte Nr. 28, „Verwallgru­ppe“; 1:50.000

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Foto: Uwe Grinzinger Die Edmund-Graf-Hütte hat einen Logenplatz im Tiroler Verwall.

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