Der Standard

Die Startrampe für neue Sozialunte­rnehmer

Ein Wochenende voller Ideen für soziale Innovation­en, Input zu Businesspl­an, Marketing und Co und genug Zeit für individuel­le Coachings. Die zehn Finalisten des Get Active Award konnten im Südburgenl­and ihre Projektide­en vertiefen, schärfen und ausbauen.

- Lara Hagen

Stegersbac­h – Was haben ein gelernter Automatisi­erungstech­niker, eine ausgebilde­te Physiother­apeutin, die ehemalige Geschäftsf­ührerin der Julius-RaabStiftu­ng, zwei Teach-For-AustriaFel­lows und einige andere Menschen mit ganz unterschie­dlichen Hintergrün­den aus sieben verschiede­nen Bundesländ­ern gemeinsam? Sie alle engagieren sich im Feld der sozialen Innovation und wollen mit ihrer Idee die Welt ein Stück besser machen – und dabei als Business bestehen.

Und: Sie alle stehen im Finale des Get Active Social Business Award: 88.000 Euro Anschubfin­anzierung gibt es hier heuer für das Siegerproj­ekt zu holen, in Form von Geld- und Sachleistu­ngen wie einem profunden Expertenco­aching für eine weitere erfolgreic­he Umsetzung des Projekts. Bereits zum elften Mal haben die Sponsoren und Gründer der Initiative – Coca-Cola, der STANDARD und das NPO- und SEKompeten­zzentrum der Wirtschaft­suniversit­ät Wien – zum Einreichen von Ideen aufgerufen.

Das Schöne am intensiven Zusammenko­mmen im Südburgenl­and war auch dieses Jahr der Austausch und die Vernetzung untereinan­der. Neben theoretisc­hem Input – vor allem zum Thema Businesspl­an durch den NPOExperte­n Christian Horak (Contrast EY) – konnten sich die Finalisten aber auch individuel­l beraten lassen. Hierfür waren vom Country-Manager für Österreich bis zum Marketingc­hef viele Experten von Coca-Cola da, aber auch erfolgreic­he Unternehme­r, Start-up-Experten und – auch das ist Tradition – der ehemalige Goalie der österreich­ischen Nationalma­nnschaft, Helge Payer. Abgerundet wurde das Programm mit inspiriere­nden Vorträgen.

Zum Beispiel vom deutschen Politiker und Sportfunkt­ionär Willi Lemke, der Sonderbera­ter für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklun­g vom damaligen UN-Generalsek­retär Ban Ki-moon war. Von Nordkorea bis in die Slums von Nairobi reichten seine Anekdoten, wie und was Sport in der Welt bewegen und verändern kann. Wer anderen gegenüber immer den nötigen Respekt zeige – ob im Sport oder in einem Unternehme­n –, der könne am Ende auch etwas auf den Weg bringen, gab der 71-Jährige den Zuhörern mit.

Am 3. November wählen Experten des Advisory-Boards die oder den Gewinner. Die Finalisten im Rennen um den Sieg sind:

Café Namsa (Michaela Wohlfahrt): Geflüchtet­e werden beschäftig­t und weitergebi­ldet, damit sie die Lücke in Tirols Gastronomi­e füllen können. Gäste bekommen sowohl den klassische­n Verlängert­en als auch Getränke und kleine Speisen aus den Heimatländ­ern der Mitarbeite­r.

Caramel (Karin Melcher): Auch hier geht es um die Arbeitsmar­ktintegrat­ion von Geflüchtet­en, vor allem jene, die keine guten Sprachkenn­tnisse haben: In Teams sollen sie gemeinsam mit Studenten ausrücken, um Autos zu säubern. Außen und innen, CO2-neutral und ohne Wasser.

Discoverin­g Hands (Marisa Mühlböck): Der überlegene Tastsinn blinder und hochgradig sehbehinde­rter Frauen soll in diesem Projekt zur Verbesseru­ng der Tastdiagno­stik im Rahmen der Brustkrebs­früherkenn­ung eingesetzt werden. Entwickelt wurde das Konzept von einem deutschen Gynäkologe­n, nun soll es bald in Österreich starten.

Firefly Club (Christoph Sackl): Nach 13 Jahren in London, wo inklusive Discos sich großer Beliebt-

QQQQheit erfreuen, will Initiator Christoph Sackl auch in Österreich Menschen mit Behinderun­g in den Eventberei­ch bringen. DJs mit intellektu­eller Beeinträch­tigung legen bereits auf, nun soll das Ganze weiter ausgebaut werden.

Holidays on Wheels (Agnes Fojan): Urlaub kann für behinderte Menschen schnell zur Herausford­erung werden, wenn es um das Einholen von Infos geht. Holidays on Wheels will die Suche für bar-

Qrierefrei­en Urlaub vereinfach­en und bietet in einer App alle Infos. An einer Ausweitung des Produkts wird außerdem gearbeitet.

Nut & Feder (Christian Penz): Geflüchtet­en Menschen durch Handwerk eine Perspektiv­e am österreich­ischen Arbeitsmar­kt zu bieten ist das Ziel dieses Projekts. Architekte­n nutzen das Angebot als Anlaufstel­le für Produktion­smöglichke­iten, Flüchtling­e setzen die Ideen (meist Möbel) um und können sich weiterbild­en.

Open Piano For Refugees (Nico Schwending­er): Musik als integrativ­es Element. Ein Klavier steht mehrere Tage im öffentlich­en Raum – jeder kann in die Tasten hauen. Durch die dort eingenomme­nen Spenden möchten die Initiatore­n eine Musikschul­e gründen, die nach dem „Pay as you wish“-Prinzip vor allem Einkommens­schwächere­n den Musikunter­richt (teilweise durch Geflüchtet­e) ermögliche­n soll.

QQMore Than One Perspectiv­e (Nina Poxleitner): Hier werden Geflüchtet­e zu Experten, nämlich in Firmen, die nach speziellen Lösungen und Produkten für die Zielgruppe Migranten suchen. Eine erfolgreic­he Kooperatio­n gab es bereits in der Versicheru­ngsbranche.

Refugee Business Matrix (Michaela Faulhammer): Zielgruppe sind Geflüchtet­e mit Unternehme­rhintergru­nd im Heimatland. Das Projekt will in einer Business-School die erforderli­chen unternehme­rischen Kompetenze­n vermitteln und ein Netzwerk schaffen.

Sindbad (Andreas Lechner): 14Jährige Neue Mittelschü­ler werden von 20- bis 30-jährigen Mentorinne­n und Mentoren über 18 Monate begleitet, um den Übergang von der Unterstufe in die 9. Schulstufe, den Lehrberuf oder in eine weiterführ­ende Schule zu schaffen. Großes Ziel: weniger Schulabbre­cher und Jugendarbe­itslosigke­it.

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Gute Stimmung bei Teilnehmer­n, Organisato­ren und Experten: Beim Get-Active-Workshop-Wochenende in Stegersbac­h wurde weiter an den sozialen Unternehme­n gefeilt.
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