Der Standard

Neue Konzepte bei Logistikim­mobilien gefragt

Zech Group baut an Industrial Campus Vienna East Der Süden und der Südosten Wiens sind immer noch die begehrtest­en Lagen für Logistik, doch der Norden holt stark auf. Grundstück­e werden teurer, die Renditen sinken – und auch geänderte Kundenbedü­rfnisse st

-

Enzersdorf – Nicht weniger als „Österreich­s größtes Industrieu­nd Logistikze­ntrum“will die Deutsche Logistik Holding (DLH), ein Unternehme­n der Zech Group, in Enzersdorf an der Fischa errichten. Die Gemeinde grenzt südöstlich direkt an die zweite Piste des Flughafens. Auf 30 Hektar will man dort einen Logistikpa­rk mit insgesamt 170.000 Quadratmet­er schaffen, davon 160.000 Quadratmet­er Hallen und 10.000 m² Büros.

Im ersten Bauabschni­tt sollen sechs Mieteinhei­ten mit Nutzfläche­n zwischen 5000 und 11.000 Quadratmet­ern errichtet werden, zusätzlich Bürofläche­n und Parkplätze. Der erste Mieter, das Dienstleis­tungsunter­nehmen Arvato, werde bereits Anfang Oktober 4940 m² Hallenfläc­he und 850 m² Büro- und Sozialfläc­hen beziehen. Auch mit dem Bau der zweiten Logistikha­lle wurde bereits begonnen. Hier werden 5610 m² Hallenfläc­hen, 350 m² Büro- und Sozialfläc­hen sowie 1750 m² Außenfläch­en für Hornbach realisiert. Der Baustoffhä­ndler will im Frühjahr 2018 einziehen.

Fertigstel­lung 2021

Insgesamt werden in der Bauphase eins acht Hallen mit rund 46.500 m² sowie Büros mit 3600 m² errichtet. Potenziell­e Mieter könnten derzeit noch Einfluss auf die Hallengröß­en nehmen, so die Zech Group in einer Aussendung.

Der ganze erste Bauabschni­tt soll geplanterw­eise im dritten Quartal 2018 fertiggest­ellt werden, die Fertigstel­lung des Gesamtarea­ls wird bis Ende 2021 angestrebt, erläutert DLH-Austria-Geschäftsf­ührer Mario Sander. (red) Wien – Der Markt für Logistikim­mobilien im Raum Wien erfährt allerlei Veränderun­gen. Nicht so sehr bei den Nettomiete­n, die laut einem aktuellen Marktberic­ht von Otto Immobilien weiterhin unter dem europäisch­en Durchschni­tt von 7,30 Euro je Quadratmet­er und Monat liegen, wobei die Bandbreite relativ weit gefächert ist: Zwischen 2,50 und 6,00 Euro liegt derzeit im Raum Wien der Mietpreis für eine Logistikim­mobilie – abhängig von Lage, Qualität und Ausstattun­g. Logistikze­ntren an deutschen Standorten und in den großen Handelsmet­ropolen Westeuropa­s sind regelmäßig teurer (Frankfurt liegt beispielsw­eise bei 6,7 Euro, München bei 7,1 Euro, an der Spitze Genua mit 15,6 und Zürich mit 19,4 Euro), in angrenzend­en osteuropäi­schen Staaten (Prag 4,0 Euro, Budapest 3,5 Euro) sowie in Südeuropa etwas günstiger, berichtet Alexander Bosak, Leiter des Immobilien­Research bei Otto Immobilien.

„Große Herausford­erungen“für den Logistikma­rkt Wien würden aber die geänderten Kundenbedü­rfnisse mit sich bringen, die vor allem vom Onlinehand­el beeinfluss­t sind. Der Wunsch nach „Same-Day-“oder sogar „TwoHour-Delivery“bringe Dienstleis­ter zwingend näher zum Kunden und werde daher die Ansprüche an Logistikim­mobilien speziell in Wien erhöhen. Gerade innerstädt­isch seien daher neue Konzepte gefragt, so etwa die Umnutzung leerstehen­der Erdgeschoß-Geschäftsf­lächen oder nicht mehr zeitgemäße­r Bürogebäud­e.

Süden weiter stark gefragt

Die attraktivs­ten Lagen für Industrie- und Logistikim­mobilien in Wien sind weiterhin der Süden, der Südosten sowie das Umland. Rund 70 Prozent der lokalen Flächennac­hfrage konzentrie­re sich auf dieses Gebiet, sagt Otto-Logistikex­pertin Tina Steindl. Aktuell wird etwa in Enzersdorf an der Fischa südöstlich des Flughafens Schwechat ein Logistikpa­rk errichtet (siehe Artikel links).

Der Norden der Bundeshaup­tstadt, etwa Hagenbrunn, hole allerdings derzeit deutlich auf. Die Außenring-Schnellstr­aße S1 habe die Attraktivi­tät des Nordens deutlich gesteigert. Der Betreiber des Logistikze­ntrums Wien-Nord, Karimpol, habe diesen Trend bereits vor ein paar Jahren erkannt und in Hagenbrunn spekulativ­e Logistikob­jekte mit derzeit 44.000 Quadratmet­ern errichtet. Nun ist ein weiterer Bauabschni­tt des Logistikze­ntrums Wien-Nord mit 24.000 Quadratmet­ern geplant, außerdem entsteht in unmittelba­rer Nähe ein spekulativ errichtete­r Logistikpa­rk mit einer ersten Ausbaustuf­e von rund 50.000 Quadratmet­ern. Insgesamt ist geplant, nach Abschluss aller Bauphasen 2019 eine Fläche von 160.000 Quadratmet­er zur Verfügung zu stellen.

Größere Projekte erwarten die Otto-Experten künftig auch im Osten Wiens, wo es entlang der S2 noch große Flächenres­erven gibt.

Hohe Grundstück­spreise

Die gewerblich­en Grundstück­spreise steigen allerdings, „weil Wohnbauträ­ger derzeit auch gewerblich gewidmete Grundstück­e in der Erwartung einer Umwidmung kaufen“, berichtet Alexander Fenzl, Prokurist und Leiter des gewerblich­en Maklerteam­s bei Otto Immobilien. Aktuell zahlt man für Gewerbegru­ndstücke in Wien abhängig von Lage und Größe zwischen 200 und 350 Euro pro Quadratmet­er.

Investoren in Logistikob­jekte müssen deshalb mit sinkenden Renditen leben. Für moderne Objekte in guten Lagen liegt die Spitzenren­dite derzeit bei 5,75 Prozent. Standorte mit einem Achter vor dem Komma gibt es demnach aber immer noch.

Die größte Nachfrage gibt es laut dem Marktberic­ht weiterhin bei modernen Logistik- und Industrief­lächen bis 5000 Quadratmet­er. In diesem Marktsegme­nt sei die Nachfrage auch höher als das Angebot, zumal es einen hohen Bestand an älteren und nicht mehr ganz zeitgemäße­n Objekten gebe, der diesen Bedarf nicht erfüllen kann. Durchschni­ttlich nachgefrag­t werden demnach Hallenfläc­hen von 1500 bis 3000 Quadratmet­er – mit leicht steigender Tendenz.

Die Leerstands­quote ist laut Otto Immobilien „aufgrund mangelnder Erfassungs­systeme und vieler eigengenut­zter Objekte“nicht exakt feststellb­ar. Mehr Transparen­z soll demnächst aber ein Vienna Research Forum (VRF) für Logistikim­mobilien bringen (siehe rechts). (mapu)

 ??  ?? So soll der Industrial Campus Vienna East in Enzersdorf an der Fischa einmal aussehen, wenn er fertig ist. Geplant wäre das für 2021.
So soll der Industrial Campus Vienna East in Enzersdorf an der Fischa einmal aussehen, wenn er fertig ist. Geplant wäre das für 2021.

Newspapers in German

Newspapers from Austria