Der Standard

Wenn sich Co-Working wie Urlaub anfühlt

Gemeinscha­ftlich genutzte Arbeitsplä­tze werden zunehmend an den See oder ins Grüne verlagert

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Wien – Abschlussb­ericht schreiben in Badehose, E-Mails checken mit Blick auf den See, nach der Telefonkon­ferenz ins kühle Nass springen – was sich anhört wie der Arbeitsall­tag eines Freiberufl­ers oder Homeworker­s mit Feriendomi­zil am See, ist in Wahrheit der erste Open-Air-Co-WorkingSpa­ce Österreich­s. Entwickelt wurde das Konzept im Seenland Kärnten. Insgesamt vier sogenannte „Businessbe­ach“-Standorte gibt es bereits: am Faaker und Millstätte­r See sowie in Velden und Klagenfurt am Wörthersee.

In heißen Büros schwitzen

Entstanden ist die Idee, so Melanie Sass von der Interessen­vertretung Junge Wirtschaft Klagenfurt, an einem heißen Sommertag, den sie und andere junge Unternehme­r schwitzend in ihren Büros verbrachte­n. „Und das, obwohl wir in Kärnten so traumhaft schöne Seen haben“, sagt Sass. Draußen sein und dennoch arbeiten, das wollte man verbinden. Der erste Businessbe­ach wurde in Klagenfurt umgesetzt. Er soll für eine ausgeglich­ene „Work-SeeBalance“sorgen, so die Idee.

Zur Zielgruppe gehören sowohl die Kärntner, die ihre Arbeit lie- ber ins Strandbad verlagern wollen, als auch Touristen, die mitunter auch am verlängert­en Wochenende etwas arbeiten müssen, erklärt Sass, nach dem Motto: Arbeiten im Urlaub, Urlaub in der Arbeit. Ausgestatt­et sind die Arbeitsplä­tze im Businessbe­ach mit Steckdosen, schnellem WLAN und Spinden. Bis auf den Eintritt ins Strandbad fallen für die Benutzer keine Kosten an.

Das Angebot kommt gut an. Das liege vor allem daran, so die Gründer, dass die junge Generation von Selbststän­digen und Angestellt­en nicht mehr arbeiten wolle, um leben zu können, sondern für und durch ihre Arbeit lebe. Selbstverw­irklichung sei das Stichwort, und da laufe keine Stechuhr. Immer und überall arbeiten zu können, selbst am See und in der Natur, das stehe hinter der „Businessbe­ach“-Idee.

Mit der Natur verbunden arbeiten können auch die Nutzer eines anderen neuen Co-Working-Angebots, und zwar in der oberösterr­eichischen Gemeinde St. Gott- hard im Mühlkreis. „Co-Working am Schloss“ist dort das Motto.

Das Schloss Eschelberg sei vor allem ein Ort der Ästhetik, erklärt Betreiber Harald Koisser. „Hier bei uns steht die Verlangsam­ung im Mittelpunk­t. Wer zu uns kommt, muss mit Stille umgehen können.“Die Ruhe fördere die Kreativitä­t und sei für Menschen aller Berufsgrup­pen gedacht, die sich zurückzieh­en und nachhaltig arbeiten wollen. Das ist das Stichwort, denn Schreibtis­charbeiter­n wird hier ein sogenannte­s „Ökobüro“geboten: Strom kommt vom nahen Kleinwasse­rkraftwerk, Wasser aus der eigenen Quelle.

Die zur Vermietung stehenden Räume sind 20 bis 65 Quadratmet­er groß und kosten monatlich ab 400 Euro – auch der Schlosshof, Seminar- und Veranstalt­ungsräume stehen zur Verfügung.

Wer sich außerhalb Österreich­s nach einem Co-Working-Space inmitten der Natur umsehen will, der wird auf Mallorca fündig. Denn dort bietet das Unternehme­n Rayaworx sogenannte „Coworkatio­n“– Urlaub und Arbeiten im Co-Working-Space werden dabei verbunden. Tagsüber wird gearbeitet, zum Feierabend ist man dafür gleich im Urlaubsort, kann sich erholen und Ferien genießen, so das Verspreche­n.

 ??  ?? Arbeitstag im Strandbad am Wörthersee: Im Businessbe­ach können Büroarbeit­er zwischendu­rch eine Runde schwimmen oder in der Sonne liegen. Für WLAN, Stom und Schatten ist gesorgt.
Arbeitstag im Strandbad am Wörthersee: Im Businessbe­ach können Büroarbeit­er zwischendu­rch eine Runde schwimmen oder in der Sonne liegen. Für WLAN, Stom und Schatten ist gesorgt.

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