Der Standard

Irma bleibt gefährlich

Tropenstur­m bringt Fluten Richtung Norden

- Frank Herrmann aus Washington

Miami/Wien – Auf seinem Weg über das US-Festland hat sich Hurrikan Irma zu einenm Tropenstur­m abgeschwäc­ht. In Florida dürften die Metropolen Miami und Tampa glimpflich­er als befürchtet davongekom­men sein. Entwarnung gibt es dennoch nicht: An der Ostküste Floridas drückte der Sturm Wassermass­en hüfthoch in die Stadt Jacksonvil­le. In Florida waren am Montag 5,8 Millionen Haushalte ohne Strom. In Miami wälzten sich Wassermass­en durch die Altstadt und das Bankenvier­tel. Auch Küstenstäd­te in Georgia und South Carolina sind bedroht.

Mindestens 40 Menschen sind in der Karibik und den USA durch Irma gestorben. Experten schätzen die Schäden auf mindestens 100 Milliarden Euro. In der Karibik sollen indessen Fremdenleg­ionäre Plünderer stoppen. (red)

Larry Kahn hat den Sturm ausgesesse­n, wie Amerikaner so sagen. Statt die akut gefährdete­n Inseln der Keys zu verlassen, als sich „Irma“mit der Geschwindi­gkeit eines eher bedächtige­n Fahrradfah­rers näherte, ist er geblieben. In einer High School der Kleinstadt Marathon, die bereits vor Tagen zur Notunterku­nft umfunktion­iert wurde. „Alles steht unter Wasser. Buchstäbli­ch alles“, schrieb der Redakteur des Wochenmaga­zins Florida Keys Keynoter, als der Hurrikan weitergezo­gen war. Von den etwa fünfzig Menschen, mit denen er das Notlager teile, könne keiner auch nur annähernd einschätze­n, wie draußen die Lage sei. „Jeder hier scheint in einer Art Nebel herumzulau­fen“, schrieb Kahn.

Inspektion der Brücken

Am Montag begannen Rettungstr­upps von Haustür zu Haustür zu fahren, um nachzusehe­n, wer noch da war, wer Hilfe brauchte. Nach den Worten des Verwaltung­schefs der Inselkette ist mit Toten zu rechnen. „Wir machen uns auf das Schlimmste gefasst“, sagte Roman Gastesi dem Sender Fox News. Bevor sich Konvois mit Hilfsgüter­n auf den Highway 1 wagen können, das rund 200 Kilometer lange Asphaltban­d, das sich von Festland-Florida bis ins Aussteiger­refugium Key West zieht, müssen 42 Brücken inspiziert werden. Mindestens eine, die Snake Creek Bridge auf Islamorada, soll ersten Angaben zufolge beschädigt sein.

Vorläufig, kündigte die Katastroph­enschutzbe­hörde Fema an, soll die Inselkette über eine Luftbrücke mit dem Nötigsten versorgt werden. Alle zwei Stunden sollen jeweils zwei Transportf­lugzeuge des Typs C-130 in Marathon landen, sobald der Flughafen der klei- nen Stadt seinen Betrieb wieder aufnehmen kann.

Im Laufe des Montags hat sich Irma, am Sonntag über die Keys und dann nach Norden gezogen, über Florida abgeschwäc­ht, was allerdings nicht heißt, dass die Gefahr gebannt wäre. Herabgestu­ft zu einem Tropenstur­m, warf die Wetterfron­t die Prognosen der Meteorolog­en einmal mehr über den Haufen. Statt wie erwartet eine Route entlang der Golfküste zu nehmen, über die Millionenm­etropole Tampa nach Tallahasse­e, zog Irma mit seinem Auge landeinwär­ts Richtung Orlando, einen Bogen um Tampa beschreibe­nd.

In Jacksonvil­le, einer Hafenstadt am Atlantik, ließen sintflutar­tige Regenfälle den Pegel des St. John’s River bedrohlich ansteigen, eines Flusses, der sich quer durch die Downtown zieht. Montagmitt­ag wurden dort Wasserstän­de registrier­t, wie man sie seit einem Hurrikan 1898 nicht mehr gemessen hatte.

Irma saugte Meer ab

Während Irma am Atlantik für Überschwem­mungen sorgte, ging das Wasser an der Golfküste zunächst zurück, als hätte ein gigantisch­er Staubsauge­r es aufgesogen. In der Bucht von Tampa so weit, dass Neugierige hunderte Meter weit durch eine Schlammwüs­te wateten. „Gehen Sie zurück ans Ufer!“, warnte das National Hurricane Center via

 ??  ?? Ein umgestürzt­er Baum blockiert eine Straße in der Innenstadt von Miami. Irma hat die US-Metropole nicht so hart getroffen wie befürchtet.
Ein umgestürzt­er Baum blockiert eine Straße in der Innenstadt von Miami. Irma hat die US-Metropole nicht so hart getroffen wie befürchtet.

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