Der Standard

Türkei-Repression: Grüne Kritik

Koalition sei bei Prävention von Repression zu lasch

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Wien – Der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdogan verfolgt seine Kritiker nicht nur im Inland. Zuletzt sorgte die Festnahme des deutschen Schriftste­llers Dogan Akhanlı im Spanien-Urlaub für Aufregung – auch in der österreich­ischen Bundesregi­erung. Die Grünen werfen der rot-schwarzen Koalition nun vor, sich bei aller berechtigt­en Empörung über die aktuellen Repressali­en bisher zu wenig dafür eingesetzt zu haben, dass die internatio­nale Polizeikoo­peration Interpol nicht von autoritäre­n Machthaber­n für ihre Zwecke missbrauch­t werden kann. Genau das sei im Fall Akhanli geschehen, aber auch in der Vergangenh­eit habe sich das InterpolSy­stem immer wieder als missbrauch­sanfällig erwiesen.

Um die Polizeikoo­peration künftig strengeren Regeln zu unterwerfe­n, haben die Grünen bereits vor zwei Jahren im Menschenre­chtsaussch­uss des Parlaments Reformen gefordert. Abgeordnet­e Alev Korun hatte einen Entschließ­ungsantrag eingebrach­t, doch der wurde von SPÖ und ÖVP vertagt. Von einem „Begräbnis erster Klasse“dieser Initiative spricht die grüne Menschenre­chtssprech­erin Korun. Dass sich die Koalition nun kritisch über das Vorgehen von Interpol äußere, sei zwar angebracht, aber angesichts der versandete­n Initiative für eine Interpol-Reform auch scheinheil­ig.

Schutz für Flüchtling­e

Konkret hatte Korun gefordert, dass anerkannte Flüchtling­e von Auslieferu­ngen ausgenomme­n werden, wenn der Antrag von jenem Staat kommt, aus dem sie geflüchtet sind. Da Österreich durch Delegierte aus Innen- und Justizmini­sterium in der InterpolGe­neralversa­mmlung vertreten ist, könnte es eine solche Reform zumindest anregen, so Korun. Die Grünen fordern zudem, dass künftig ein unabhängig­es Tribunal alle Festnahmee­rsuchen prüft, um Missbrauch zu verhindern. (sterk)

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