Der Standard

Prozess gegen die geschäftsu­ntüchtige Fälscherin

38-Jährige soll versucht haben, einer verdeckten Ermittleri­n Falschgeld zu verkaufen

- Michael Möseneder

Wien – „Ich wollte nie mehr als einen normalen Job haben“, beteuert Danijela S. am Ende ihres Prozesses unter Tränen. In den Jahren 2015 bis 2017 hatte sie einen solchen nicht – und verkaufte daher Kokain. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sie vor dem Schöffenge­richt unter Vorsitz von Sylvia Primer ist – die 38-Jährige hat im Frühjahr auch versucht, einer Polizistin Falschgeld zu verkaufen.

Verteidige­r Ernst Schillhamm­er bezeichnet seine Mandantin als „etwas einfach gestrickt“; mit Sicherheit hat sie Defizite im Umgang mit Geld. „Haben Sie Schulden?“, fragt die Vorsitzend­e. „Ja. 60.000 bis 70.000 Euro, wahrschein­lich mehr, mit den Zinsen.“– „Wofür?“– „Kredite, Möbel, Handy, private Schulden“, antwortet die Angeklagte. Alimente für zwei Töchter hat sie seit zwei oder drei Jahren nicht mehr gezahlt, so genau weiß sie das nicht.

Die finanztech­nische Unfähigkei­t zeigte sich auch beim Drogenverk­auf. Vom Oktober 2015 bis März 2017 dealte sie, wie sie bei der Polizei freiwillig zugab. Reich ist sie nicht geworden: Insgesamt kaufte sie 50 Gramm à 60 Euro, streckte die Portionen um ein Fünftel und verkaufte das Suchtgift wiederum um 60 Euro. Der Gewinn betrug zunächst also 600 Euro, schmolz aber weiter. „Man muss ja in den Lokalen sitzen, auf die Kunden warten und ein, zwei Getränke trinken. Und ich habe selbst was genommen, um wach zu bleiben.“

In einem der Lokale kam sie über Umwege mit einem Mann in Kontakt, der angeblich gefälschte 500-Euro-Scheine im Nominalwer­t von 300.000 Euro hatte. Über einen weiteren Bekannten lernte sie eine Frau kennen, die Interesse an Blüten und Kokain hatte. Aus berufliche­n Gründen – die Dame ist Undercover­polizistin.

Übermäßig lukrativ wäre auch dieses Geschäft nicht gewesen. Ein 500-Euro-Falsifikat hätte 120 Euro kosten sollen, der Angeklagte­n wären davon zehn Euro geblieben. „Ich habe gehofft, dass ich die wichtigste­n Exekutione­n wegbekomme. Ich habe ja Jobs gesucht, aber immer nur Ablehnunge­n bekommen, da Exekutione­n laufen“, nennt sie als Beweggrund.

„Wie soll das jetzt weitergehe­n?“, fragt die Vorsitzend­e. S. beginnt zu schluchzen: „Ich habe endlich einen sicheren Job und hoffe, dass ich langsam meine Schulden zahlen kann.“Der Senat will S. diese Chance nicht verbauen. Sie erhält zu den vier Monaten bedingt, die sie im Sommer für Parfumdieb­stahl erhalten hat, rechtskräf­tig weitere 20 Monate bedingt als Zusatzstra­fe.

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