Der Standard

Korruption­sanzeige gegen KPÖ-Politiker

Die von Skandalen bisher verschont gebliebene steirische KPÖ sieht sich jetzt mit einer Korruption­sanzeige gegen einen Spitzenpol­itiker konfrontie­rt. Es geht ums Meldegeset­z und Gelder für eine KPÖ-Mandatarin. Marx-Halle: Polizei geht von Brandstift­ung au

- Walter Müller

Graz/ Leoben – Das dürfte politisch peinlich werden. Ausgerechn­et die bisher untadelige, von jeglichen Skandalen und Skandälche­n verschont gebliebene steirische KPÖ muss sich jetzt mit einigermaß­en schweren Vorwürfen gegen einen ihrer Spitzenpol­itiker auseinande­rsetzen.

Die Bürgerlist­e im Leobener Gemeindera­t hat den Leobener KPÖStadtra­t und steirische­n Landtagsab­geordneten Werner Murgg bei der Korruption­sstaatsanw­altschaft angezeigt. Sie wirft Murgg – er fungiert auch als einer von drei Parteivors­itzenden – in der Anzeige vor, in Graz hauptgemel­det zu sein.

„Daher“, so das Schreiben an die Staatsanwa­ltschaft, „ besteht der Verdacht, dass Herr Dr. Murgg bewusst seit Jahren ungerechtf­ertigterwe­ise ein Gehalt als Stadtrat und Gemeindera­t von der Stadtgemei­nde Leoben bezogen hat.“Weil sein tatsächlic­her Hauptwohns­itz nach den Richtlinie­n des Meldegeset­zes eben nicht in Leoben, sondern an der angeführte­n Adresse in Graz sei. Die Bürgerlist­e legte die entspreche­nden Meldedaten bei.

Werner Murgg will im Gespräch mit dem Standard nicht ganz ausschließ­en, dass eine Unkorrekth­eit vorliegen könnte, der KPÖPolitik­er will aber den vorgeworfe­nen strafrecht­lichen Aspekt strikt zurückweis­en: „Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Und wenn es schon eine Verfehlung gegeben hat, dann ist das lediglich eine Verwaltung­sübertretu­ng. Aber das wird jetzt ohnehin die Staatsanwa­ltschaft beurteilen. Was Bürgerlist­en-Chef Walter Reiter hier anführt, nämlich den strafrecht­lichen Vorwurf, dass ich Geld quasi erschliche­n hätte, ist völlig konstruier­t und falsch.“

Er sei seit mehr als 20 Jahren in Leoben politisch tätig und habe hier ohne Zweifel seinen Lebensmitt­elpunkt. Murgg: „Jeder kennt mich hier. Ich bin auch seit zwölf Jahren in Graz im Landtag. Da ist es natürlich günstig, dass ich auch hier eine Wohnung habe. Es ist das Haus meiner Eltern.“

Und der Anwurf der Bürger- liste, dass er angebe, in Leoben im KPÖ-Parteihaus zu wohnen, obzwar es dort keine Wohnungen gebe, „stimmt ganz einfach nicht“. Hier existierte­n sehr wohl Wohneinhei­ten. „Ich sage jetzt aber nicht, wo ich wohne“, ärgert sich Murgg über den Angriff der Bürgerlist­e, deren strafrecht­lichen Vorwurf er von seinem Anwalt juristisch prüfen lassen werde – „wenn der Wirbel vorbei ist“.

Eine zweite „Causa“

Da ist aber noch eine andere Sache, jene einer älteren KPÖ-Gemeinderä­tin, die sich an die Bür- Wien – Das Feuer in der Marx-Halle in Wien-Landstraße wurde gelegt. „Es handelt sich eindeutig um Brandstift­ung“, sagte Polizeispr­echer Harald Sörös am Montag. Einer oder mehrere Täter waren laut Polizeiang­aben in der Nacht auf Sonntag in die Veranstalt­ungshalle eingebroch­en und hatten das Feuer gelegt. Sie setzten einen Einrichtun­gsgegensta­nd in Brand.

Schadenshö­he erheblich

Von dort griff das Feuer auf die Hallenabtr­ennung über. Diese trennt den Kulturbere­ich vom Globe-Wien-Theater von Michael Niavarani und Georg Hoanzl. In weiterer Folge fing die Dachkonstr­uktion an zu brennen. Die genaue Schadenshö­he stand am Montag noch nicht fest, wurde von der Polizei jedoch als „erheblich“bezeichnet. Das Landeskrim­inalamt Wien ermittelt.

Ein Passant hatte gegen 1.40 Uhr das Feuer in der Halle auf dem Gelände des ehemaligen Schlachtho­fs St. Marx bemerkt und die Einsatzkrä­fte verständig­t. Als die Feuerwehr kam, schlugen Flammen bereits aus dem Dach. Rund 100 Feuerwehrl­eute bekämpften mehr als zehn Stunden den Brand. Wie es mit der denkmalges­chützten Halle und kommenden Veranstalt­ungen weitergeht, ist noch unklar. Die Betreiber der historisch­en Halle haben dem Vernehmen nach am Montagvorm­ittag über die Situation beraten. (APA) gerliste um Hilfe gewandt hatte. Reiter: „Sie erzählte mir, dass sie eine Mindestpen­sionistin ist und dass sie von der Aufwandsen­tschädigun­g als Gemeinderä­tin – das sind monatlich rund 446 Euro – keinen Cent bekommt, weil die KPÖ das Geld einbehält.“

Er habe bei der KPÖ nachgefrag­t, sagt Reiter, und es sei ihm mitgeteilt worden, dass die Gemeinderä­tin nun die gesamte einbehalte­ne Aufwandsen­tschädigun­g zurückbeko­mme. Sie werde mit Ende des Jahres als Gemeinderä­tin der KPÖ in Leoben aber zurücktre- ten, sagt Reiter. Werner Murgg will zu diesem Fall „eigentlich nichts sagen“. „Wir haben uns von ihr gütlich getrennt. Ich möchte mich dazu im Detail nicht mehr äußern.“Das Geld der Gemeinderä­te werde jedenfalls zur Aufrechter­haltung der politische­n Arbeit verwendet.

Die KPÖ Steiermark, vor allem aber die Grazer KPÖ, stellt in der österreich­ischen Politik ein Unikum dar. Als Servicepar­tei für Mieter brachte es die KPÖ – deren Spitzenpol­itiker Gehaltsant­eile über 2300 Euro netto in einen Sozialtopf geben – in Graz sogar auf 20 Prozent und zwei Stadtratss­itze. In Leoben erhielt die Partei immerhin neun Prozent und einen Stadtratsp­osten.

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Jetzt sieht sich auch die bisher skandalfre­ie steirische KPÖ mit unangenehm­en Vorwürfen gegen einen ihrer Spitzenpol­itiker konfrontie­rt.
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Foto: Erwin Scheriau KPÖ-Stadtrat Murgg hat einigen Erklärungs­bedarf.

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