Der Standard

Champions League ohne Reue

Erfinder der Fußballkön­igsklasse vor deren 26. Saison nur über die Zukunft besorgt

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Nyon – In Stadien sind die drei Herren, nach deren Konzept vor 25 Jahren die Champions League aus der Taufe gehoben wurde, kaum mehr anzutreffe­n. Klaus Hempel (69), der mit seinem ehemaligen Partner Jürgen Lenz (73) in der Vermarktun­gsagentur Team sowie mit Gerhard Aigner (74), dem einstigen Generalsek­retär des europäisch­en Fußballver­bands (Uefa), als Erfinder der sogenannte­n Königsklas­se gilt, erfreut sich immerhin noch oft an deren Hymne. Er hat Georg Friedrich Händels Zadok the Priest, arrangiert vom Briten Tony Britten, als Handykling­elton.

Hempel, Lenz und Aigner, drei Deutsche, die in der Schweiz leben, sind durchaus noch überzeugt von ihrer Konzeption des Bewerbs, der heute mit acht Gruppenspi­elen in seine 26. Saison startet. Ein paneuropäi­scher Spielplatz für die besten Klubs des Kontinents, identische Anpfiffzei­ten, einheitlic­he Vermarktun­g der Spiele durch einen kleinen Kreis potenter Sponsoren und entspreche­nde TV-Präsenz in Europa – es sei eine Revolution gewesen.

Dass ab nächster Saison um 19 und 21.05 statt einheitlic­h um 20.45 Uhr angepfiffe­n wird, begrüßt das Trio ebenso wenig wie die Bevorzugun­g der vier größten Ligen, die künftig jeweils über vier Fixplätze und damit über einen größeren Anteil am Geldkuchen gebieten werden.

Zwei Klassen

1,3189 Milliarden Euro schüttet die Uefa in dieser Saison in der Champions League und im Supercup aus. Die Europa League ist mit 400 Millionen vergleichs­weise wirklich der Cup der Verlierer. Ab nächster Saison soll es in beiden Klubbewerb­en um 3,2 Milliarden gehen – der Löwenantei­l landet bei den sogenannte­n Champions.

Dass die Champions League für den grassieren­den Transferwa­hnsinn direkt verantwort­lich ist, wollen deren Gründer nicht gelten lassen. Mit ihren Einnahmen hät- ten die Finalisten der Vorsaison, Real Madrid und Juventus Turin, Neymar nicht einmal gemeinsam kaufen können. Allerdings haben die Geldgeber von Paris Saint-Germain eben 220 Millionen für den Brasiliane­r ausgelegt, um die Champions League endlich zu gewinnen.

Die könnte auch mitverantw­ortlich dafür sein, dass in vielen kleineren Ligen das Phänomen des Serienmeis­ters gehäuft auftritt. Beispiele sind die Schweiz (Basel), Griechenla­nd (Olympiakos) oder Bulgarien (Ludogorez Rasgrad). Wer regelmäßig ins Schlaraffe­nland des Klubfußbal­ls einziehen kann, ist finanziell auch in der Lage, die heimische Konkurrenz dauerhaft abzuhängen.

Das dauerhafte Scheitern der Salzburger wird noch durch die Geduld ihres Geldgebers kompensier­t, der allerdings mit dem deutschen Vizemeiste­r RB Leipzig, der am Mittwoch sein Debüt feiert, ohnehin erstmals in der Champions League vertreten ist. (sid, lü)

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