Der Standard

Butterprei­s versalzt Bäckern den Teig

Die Bäcker „stehen mit dem Rücken zur Wand“, meint ihre Vertreteri­n Anka Lorencz. Der Anstieg des Butterprei­ses belaste die Branche zusehends. Die Teuerung hat auch mit der jahrelange­n Notlage der Milchbauer­n zu tun.

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Wien – Die Konsumente­n wissen ein Lied davon zu singen: Mit 2,49 Euro für ein Viertelkil­o Teebutter von Nöm haben die Preise ein Allzeithoc­h erreicht. Aber auch in der Verarbeitu­ng hinterläss­t die Teuerung Spuren. Vor allem die Bäcker leiden unter dem Höhenflug der Preise bei Butter, Topfen und Schlagober­s. „Vor allem kleine Bäcker stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte Anka Lorencz von der Bundesinnu­ng Lebensmitt­elgewerbe dem Standard.

Ob Semmel, Kipferl oder Topfengola­tsche: Backwaren bestehen zu einem guten Teil aus Butter, bei Blättertei­g mache der Anteil 50 Prozent aus, erzählt Lorencz. Die höheren Preise könnten nicht einfach auf die Kunden übergewälz­t werden, beteuert Lorencz. Das liege am Preiskampf des Lebensmitt­elhandels, wo eine Kaisersemm­el um 15 Cent zu haben sei. Würden die Bäcker die Preise jetzt anheben, „geht die Schere zum Lebensmitt­elhandel weiter auf“. Für das Gewerbe sei die Entwicklun­g angesichts der jetzt schon dünnen Eigenkapit­aldecke eine weitere Belastung.

Den Bäckern machen vor allem die Lebensmitt­elmärkte zu schaffen, die mit eigenen Backöfen immer stärker auf frisches Brot setzen. Gab es 1965 noch mehr als 5000 Betriebe, sind es heute weni- ger als 1500. Die wirtschaft­liche Lage wird auch von Gläubigers­chützern kritisch gesehen, mit Ausnahme hochpreisi­ger Nischenanb­ieter. „Viele Bäcker gehören jetzt schon der Bank“, bestätigt Lorencz.

Der Preisansti­eg trifft die Branche just zu einem Zeitpunkt, als sie stärker auf Butter zurückgrei­ft. Lange waren Palmöl und andere Fette als Ersatz beliebt. Doch der aus ökologisch­en Gründen kritischer­e Zugang der Konsumente­n habe die Verarbeitu­ng von Butter wieder gesteigert, schildert Lorencz. Auch andere Ernährungs- gewohnheit­en beeinfluss­en die aktuelle Situation. Vor allem die Cholesteri­ndiskussio­n ist abgeebbt, seit der Zusammenha­ng von Fettverzeh­r und Cholesteri­nspiegel von der Wissenscha­ft hinterfrag­t wurde.

Maßgeblich für den aktuellen Höhenflug der Butterprei­se ist aber auch die Talfahrt in den vergangene­n Jahren. Das hatte zur Folge, dass immer mehr Bauern den Kraftfutte­ranteil senkten, weil sich der hohe Aufwand bei niedrigen Preisen nicht rentierte. Zudem wurde Milch zusehends an Kälber verfüttert. Vollmilch- kälber brachten den Landwirten weit mehr ein. Auch die Mutterkuhh­altung wurde zusehends als Alternativ­e zur Milchprodu­ktion forciert. Weniger und dazu noch fettärmere Milch ist die Folge. Das schlägt auf die Butterprod­uktion durch. In der EU war sie im ersten Halbjahr um rund sechs Prozent rückläufig.

Auch internatio­nale Entwicklun­gen spielen bei der Teuerung eine Rolle. Die Nachfrage in Asien wächst, bei Hitze wiederum geben Kühe weniger Milch, was heuer vor allem die Produktion in Australien beeinträch­tigte. (as)

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Manchen Backstuben droht die Luft auszugehen. Die Konkurrenz durch den Lebensmitt­elhandel ist enorm. Hohe Butterprei­se belasten das Gewerbe zusätzlich.

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