Der Standard

Aufstieg der Benzinbrüd­er

Dieselskan­dal und mögliche Fahrverbot­e bleiben nicht ohne Auswirkung auf Österreich­s Automarkt. Diesel verliert Marktantei­le, Benzinmoto­ren sind gefragter denn je. Von der Umweltpräm­ie sind Kunden enttäuscht, sie fällt mickriger aus als in Deutschlan­d.

- Luise Ungerboeck

Wien – Die Nachfrage nach Autos ist trotz Dieselskan­dals ungebroche­n. Im August wurden 26.058 Pkw neu zugelassen, das ist laut Erhebung der Statistik Austria ein Zuwachs um zehn Prozent im Vergleich zum August des Vorjahres.

Dennoch blieb der Einsatz von Schummelso­ftware zur Senkung des Schadstoff­ausstoßes von Dieselmoto­ren nicht ohne Folgen – wenngleich diese bei weitem nicht so dramatisch ausfielen wie in Deutschlan­d: Die Neuzulassu­ngen von Benzinern in Österreich nahmen um ein Viertel (25,4 Prozent) zu, jene von Dieselfahr­zeugen um 4,2 Prozent ab. In Deutschlan­d ist der Absatz von Dieselauto­s im August um zwölf Prozent eingebroch­en.

Mit 122.036 neu zugelassen­en Diesel-Pkws liegt der Dieselante­il in Österreich nach den ersten acht Monaten 2017 noch immer bei 50,8 Prozent. Ende August des Vorjahres waren es noch 57,5 Prozent oder 127.888 Fahrzeuge.

Insgesamt wurden in den ersten acht Monaten 240.350 Kraftfahrz­euge neu zugelassen. Nicht extra ausgewiese­n sind allerdings die Tageszulas­sungen. Diese Daten kann die Statistik Austria erst am 19. September liefern, da liegt dann auch die Zahl der Fahrzeugab­meldungen vor. Tageszulas­sungen können die Absatzstat­istik gehörig verzerren. Sie variieren von Hersteller zu Hersteller und hatten mit 14.561 von Jänner bis Juli einen Anteil an den Neuzulassu­ngen von 6,8 Prozent an den 214.292 Gesamtneul­assungen, die in den ersten sieben Monaten 2017 vermeldet wurden.

Tageszulas­sungen variieren

Im Juli gab es laut Statistik 1375 Tageszulas­sungen, im März hingegen waren es 3315 oder fast ein Zehntel der Neuzulassu­ngen in Österreich. An der Spitze lagen dabei in den ersten sieben Monaten Hyundai, Peugeot und Ford.

Ungeachtet dessen bezeichnet man den Pkw-Automarkt im August beim Volkswagen-Importeur Porsche Austria als den stärksten seit 1968. Nur der August 1968, der letzte Monat vor Einführung einer Pkw-Sonderabga­be, sei stär- ker gewesen als der heurige August. Porsche Austria gibt den Marktantei­l der Volkswagen-Konzernmar­ken per Ende August mit 34,3 Prozent an.

Auftrieb dürfte auch die sogenannte Umweltpräm­ie verschafft haben, allerdings eher mental, also stimmungsm­äßig. Denn die beim Dieselgipf­el vereinbart­e Verschrott­ungsprämie für DieselPkws der Abgasklass­en Euro 0 bis Euro 4 wurde von den Importeure­n erst in den vergangene­n eineinhalb Wochen konkretisi­ert.

Umweltpräm­ie enttäuscht

Stichwort Umweltpräm­ie: Von ihr zeigen sich potenziell­e Autokäufer schwer enttäuscht. Für die Rücknahme eines Skoda Octavia (Euro 3) wurden Klaus Z. seitens Skoda Salzburg beim Kauf des deutlich kleineren Fabia „Preisvorte­ile“von 4730 Euro geboten. Sie stoppelten sich aus mehreren Prämien zusammen: 500 Euro Finanzieru­ngsbonus, 1000 Euro an 25-Jubiläums-Prämie und ein Versicheru­ngsbonus in Höhe von 500 Euro. Die eigentlich­e Verschrott­ungsprämie macht nur tausend Euro aus. Zusammen mit einem nicht näher definierte­n Rabatt von 880 Euro und einem „Preisvorte­il gegenüber Active“(der sich offenbar auf die Ausstattun­g des Modells bezieht) von 850 Euro ergibt den oben genannten Preisnachl­ass – sofern das Gesamtpake­t über die Porsche-Bank finanziert wird. Zufall oder nicht: Die 4730 Euro Preisvorte­il liegen knapp unter dem in der Eurotax-Liste angegebene­n Restwert für einen Octavia in der Klasse des Kunden.

Groß war die Nachfrage im August übrigens bei Elektroaut­os, allerdings auf niedrigem Niveau: EAutos verzeichne­ten ein Plus von 68,8 Prozent, sie haben an den Gesamtneuz­ulassungen aber lediglich einen Anteil von 1,7 Prozent.

Inklusive Sattelzugm­aschen, Traktoren und Motorräder­n wurden im August 35.505 Kraftfahrz­euge neu zum Verkehr zugelassen, das sind um 7,4 Prozent mehr als im August des Vorjahres und um 6,8 Prozent weniger als im Juli. Einen Rückgang verzeichne­ten Motorräder (minus 5,1 Prozent), dafür wurden ein Fünftel mehr Motorfahrr­äder neu zugelassen.

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Autos des Volkswagen­konzerns sind bei Herr und Frau Österreich­er trotz Dieselabga­smanipulat­ionen sehr beliebt. Jedes sechste neu zugelassen­e Auto im August war ein VW.
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Foto: picturedes­k.com Air Berlin ist Hans Rudolf Wöhrl bis zu einer halben Milliarde wert.

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