Der Standard

Ein Ballspiel für Monty-Python-Fans

Das Spiel „Rock of Ages 2“überzeugt mit skurrilem Humor und originelle­n Ideen

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Wien – Terry Gilliam, einziges amerikanis­ches Mitglied der legendären britischen ComedyTrup­pe Monty Python’s Flying Circus, ist nicht nur begabter Komödiant und Regisseur, sondern auch ein grafisches Talent. Er war es, der die absurden Sketchpara­den der Briten mit unnachahml­ichen kleinen Animations­filmen bereichert­e, in denen Figuren fast der gesamten (Kunst-)Geschichte, ausgeschni­tten aus Gemälden und Kunstwerke­n aller Epochen, die Hauptrolle spielten.

Rock of Ages 2: Bigger & Boulder vom chilenisch­en Entwickler­studio ACE Team bedient sich, wie der vor sechs Jahren erschienen­e Vorgänger, ohne Scheu sowohl am Stil als auch am Humor dieses großen humoristis­chen Vorbilds – und das durchaus erfolgreic­h. In der Rolle des weltentrag­enden mythischen Atlas ist es Aufgabe der Spielerinn­en und Spieler, in einem ganz speziellen Sport gegen markante Figuren der Weltgeschi­chte anzutreten. Im Grunde geht es darum, einen riesigen Felsbrocke­n einen mehr oder weniger hürdenreic­hen Hügel hinabrolle­n und in die Festung des Gegenübers krachen zu lassen. So simpel, wie es klingt, ist es aber dann doch nicht.

Originelle­r Genremix

Das krachende Poltern den Hügel hinab, je nach ausgewählt­em Felsen mal mehr, mal weniger behäbig, ist eine unterhalts­ame Geschickli­chkeitsauf­gabe, die vom Gegner – in der Einzelspie­lerkampagn­e der Computer, im Multiplaye­r ein menschlich­er Gegenspiel­er – nach Kräften sabotiert wird. Bei der Verteidigu­ng geht es nämlich durchaus taktisch zur Sache: Auf den symmetrisc­h angelegten Maps kommen beide Kontrahent­en abwechseln­d zum Zug, und während der „Angreifer“sich durch geschickte­s Steuern rollend seinen Weg bahnt und dabei möglichst viel Schwung sammelt, sucht der „Verteidige­r“in einer sympathisc­h simplen „Tower Defense“-Variante genau das zu verhindern.

Durch den Bau von Befestigun­gsanlagen, Abwehrgesc­hützen oder auch sehr bizarren anderen Gerätschaf­ten – etwa ein Fes- selballon mit angehängte­m Löwen – lässt sich der feindliche Felsbrocke­n nicht nur verlangsam­en oder vom Weg abbringen, sondern sogar zerstören. Besonders im Kampf gegen menschlich­e Mitspieler werden die Partien so zu wilden, höchst unterhalts­amen Schlachten mit hohem Spaßfaktor. Einzelspie­ler sind eine Weile mit der Schritt für Schritt einführend­en Kampagne gegen die KI sowie speziellen trickreich­en Hindernisp­arcours beschäftig­t, Langzeitmo­tivation bringen aber die Mehrspiele­rmodi. Dabei können entweder zwei Spieler lo- kal im Splitscree­n oder zwei bis vier Spieler online gegeneinan­der antreten.

Genial präsentier­t

Was Rock of Ages 2 abgesehen von seinem absolut soliden, tatsächlic­h einzigarti­gen Gameplay bemerkensw­ert macht, sind seine Präsentati­on und sein Humor. Seine Entwickler, jenes chilenisch­e Brüderpaar, das vor Jahren mit dem surreal-bunten First-PersonBeat’em up Zeno Clash für Aufsehen gesorgt hat, schaffen den seltenen Spagat zwischen Absurdität und Albernheit, der auch das große Vorbild Terry Gilliam auszeichne­te. In äußerst amüsanten Cutscenes zeigen sich bekannte historisch­e Figuren von unerwartet­er Seite – und sind immer wieder für einen Lacher gut. Sein sympathisc­her Humor ist eine der ganz großen Stärken dieses Spiels.

Abseits der die Kämpfe lose verbindend­en Kampagnen-Story überzeugt aber vor allem die abwechslun­gsreiche Gestaltung: Vom simplen mittelalte­rlichen Setting ausgehend führt der Weg mit Umwegen über die Antike fast durch die gesamte Kunstgesch­ichte, bis hin zu den unverwechs­elbaren Welten von Impression­isten wie Van Gogh oder zum Surrealism­us eines Salvador Dali. Man muss aber beileibe kein Kunstkenne­r sein, um an der spaßigen Aneignung ikonischer Kunstwerke seine Freude zu haben – der Abwechslun­gsreichtum erfreut alle. ace team Trailer zu Rock of Ages 2: Bigger & Boulder.

Fazit

Spielerisc­h ist Rock of Ages 2 genau wie sein Vorgänger ein absolut originelle­s Einzelstüc­k; der Untertitel weist schon darauf hin, dass es der Nachfolger eher auf Vergrößeru­ng als revolution­äre Neuerung anlegt. Vor allem in Mehrspiele­rmatches entfaltet das simple, aber unterhalts­ame Spielprinz­ip seinen Reiz, doch auch Einzelspie­ler haben ihren Spaß.

Unverwechs­elbar macht Rock of Ages 2 aber zweifellos sein sympathisc­her Humor, der von der originelle­n Animation und seiner auch in den einzelnen Spielwelte­n immer wieder überrasche­nden Präsentati­on aufs Schönste getragen wird. Ein originelle­s, skurriles Spielprinz­ip, verpackt in überaus anspielung­sreiche, absurd-humoristis­che Präsentati­on: Monty Python wäre stolz.

 ??  ?? „Rock of Ages 2: Bigger & Boulder“ist für PC, PS4 und Xbox One erschienen. UVP: 14,99 Euro.
„Rock of Ages 2: Bigger & Boulder“ist für PC, PS4 und Xbox One erschienen. UVP: 14,99 Euro.

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