Der Standard

Daily Stormer: Neonazi- Seite wollte auf .at-Domain wechseln

Nach den rechtsextr­emen Ausschreit­ungen in der US-Stadt Charlottes­ville wurde die neonazisti­sche Medienplat­tform von US-amerikanis­chen Providern gesperrt. Jetzt hatte sie kurz Zuflucht in Österreich gefunden.

- Fabian Schmid

Wien – Die neonazisti­sche Webseite Daily Stormer strotzt vor antisemiti­schen und rassistisc­hen Inhalten. Dort werden etwa Holocaust-Überlebend­e verhöhnt, Feministin­nen an den Pranger gestellt oder ehemalige SS-Mitglieder bejubelt. Das war für USHostingp­rovider jahrelang kein Problem. Doch nach den rechtsextr­emen Ausschreit­ungen in der US-Stadt Charlottes­ville und der Ermordung einer antifaschi­stischen Demonstran­tin – die danach von Daily Stormer verspottet wurde – betätigten die meisten ITKonzerne die Notbremse.

Hostingpro­vider Go Daddy schmiss Daily Stormer aus seinem Netz, andere Firmen wie Google verweigert­en der Plattform die Aufnahme. In den vergangene­n Wochen suchte die Seite daher nach neuen Gastgebern.

Für rund eine Woche hatte die Neonazi-Plattform nun in Österreich Platz gefunden. Unter Dailystorm­er.at konnten Nutzer außerhalb Österreich­s und Deutschlan­d auf die Inhalte der Seite zugreifen. Heimische Nutzer sahen dank einer technische­n Sperre lediglich eine leere Seite. So sollte offenbar das Verbotsges­etz umgangen werden.

Registrier­ung widerrufen

Nic.at, das für Registrier­ung von österreich­ischen Domains zuständig ist, gab zunächst an, den Sachverhal­t prüfen zu wollen. Im Verlauf des Tages wurde entschiede­n, die Domain zu widerrufen. Eine juristisch­e Prüfung habe ergeben, dass der DomainName an sich auch für Laien als nationalso­zialistisc­h erkennbar sei, sagte Nic.at dem STANDARD.

Der grüne Nationalra­tsabgeordn­ete Karl Öllinger hatte zuvor angekündig­t, eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft übermittel­n zu wollen. Laut Öllin- ger hätte sich Österreich zum „Gespött der Internetco­mmunity“gemacht, wäre keine rechtzeiti­ge Sperre der Domain erfolgt.

Der Daily Stormer muss nun weiter nach einer Domain suchen. Zuvor war er auch von der albanische­n Domain-Registrier­ungsstelle gesperrt worden. Bislang hatten die USA als „sicherer Hafen“für Neonazi-Webseiten gegolten. Auch zahlreiche Rechtsextr­eme aus Europa hatten ihre Webseiten dort angesiedel­t, um die Verbotsges­etze in Österreich und Deutschlan­d zu vermeiden.

Nach dem rechtsextr­emen Terror in Charlottes­ville blockierte­n jedoch zahlreiche IT-Services rechtsextr­eme Inhalte. Neben den Hostprovid­ern wurden etwa Facebook, der Audiostrea­mingDienst Spotify oder der Bezahldien­st Paypal aktiv.

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Die Neonazi-Plattform Daily Stormer war eine Woche lang über eine .at-Adresse erreichbar – allerdings nicht aus Österreich. Wien/Cupertino

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