Der Standard

Das große Finale der Raumsonde Cassini

Fast zwanzig Jahre nach ihrem Start wird die Raumsonde Cassini am Freitag in die Atmosphäre des Saturn stürzen und bis zum Ende senden. Die Mission hat unser Wissen über das Saturnsyst­em revolution­iert und die Suche nach außerirdis­chem Leben befeuert.

- Klaus Taschwer

Wien – Ihr Todessturz kann seit dem letzten Manöver nun nicht mehr aufgehalte­n werden und ist unwiderruf­lich: Die Sonde Cassini, die seit 13 Jahren den Planeten Saturn, seine Ringe und Monde erforschte, flog am Montagaben­d unserer Zeit in 120.000 Kilometern am Saturnmond Titan vorbei und nahm dadurch, wie seit langem geplant, Kollisions­kurs mit ihrem wichtigste­n Forschungs­objekt auf.

Passiert nichts Unvorherge­sehenes, dann wird die internatio­nale Mission, an der tausende Forscher aus 17 Ländern (inklusive Österreich) beteiligt sind, Freitagnac­hmittag unserer Zeit zu Ende gehen. Bis zum spektakulä­ren Absturz in den Ringplanet­en werden acht Messgeräte an Bord der Raumsonde wissenscha­ftliche Daten sammeln. Die letzten Radiosigna­le werden gegen 13.54 Uhr erwartet – fast genau 20 Jahre nach dem Start der gemeinsame­n Saturnmiss­ion Cassini-Huygens am 15. Oktober 1997.

Huygens erforschte Titan

Danach dauerte es erst einmal sieben Jahre, ehe Cassini mit der Landesonde Huygens im Huckepack 2004 den Saturn erreichte. Im Jänner 2005 gab es gleich einen der vielen Höhepunkte der Mission, die unser Wissen über das Saturnsyst­em revolution­ierte: Der von der Europäisch­en Weltraumag­entur Esa entwickelt­e Lander Huygens glitt am Fallschirm zur Oberfläche des mit rund 5150 Kilometer Durchmesse­r größten Saturnmond­es Titan hinab.

An Bord von Huygens war das Grazer Institut für Weltraumfo­rschung der ÖAW maßgeblich an der Entwicklun­g bzw. Datenauswe­rtung von drei Huygens-Messgeräte­n beteiligt. Huygens konnte zusammen mit Cassini unter an- derem zeigen, dass es auf Titan erdähnlich­e Landschaft­en gibt. Allerdings herrschen dort Temperatur­en von minus 180 Grad Celsius, und die Flüsse, Seen, Wolken und Regen bestehen aus Kohlenwass­erstoffen, die Gebirge hingegen aus Wassereis.

Fast noch spektakulä­rer war, was die insgesamt gut 2,5 Milliarden Euro teure Mission über die Saturnring­e und vor allem die Saturnmond­e Europa und Enceladus herausfand, die aufgrund der neuen Erkenntnis­se zu Kandidatin­nen für außerirdis­ches Leben wurden: Unter der Eisdecke von Enceladus etwa wurde ein Ozean entdeckt, zudem fand man Spuren von hydrotherm­aler Aktivität.

Zuletzt war die Sonde in einem großen Finale 22-mal mit spektakulä­ren Manövern zwischen dem Saturn und seinen Ringen hindurchge­taucht, knapp über der obersten Wolkendeck­e des Planeten. Dass sie am Montag auf Kollisions­kurs mit dem Saturn gebracht wurde, liegt am mangelnden Treibstoff der Steuerdüse­n.

Bis zum Ende auf Sendung

Um keinen Absturz auf einen Mond wie Enceladus zu riskieren, dessen mögliche Lebensspur­en dadurch kontaminie­rt werden könnten, wählte man den Absturz in die Saturnatmo­sphäre. Die Kamera der Raumsonde wird bereits am Donnerstag abgeschalt­et. Wenn Cassini dann am Freitag in die Saturnatmo­sphäre abtaucht, sollen via Radiowelle­n noch letzte wissenscha­ftliche Daten zur Erde gelangen – so lange, bis nach höchstens zwei Minuten der Kontakt endgültig abbrechen wird. pLiveticke­r zum Ende der Cassinimis­sion am Freitag ab 12 Uhr unter derStandar­d.at/Wissenscha­ft

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 ??  ?? Sturz in den Planeten Saturn: Am Freitagnac­hmittag wird die erfolgreic­he Mission der Sonde Cassini ihr großes Finale finden.
Sturz in den Planeten Saturn: Am Freitagnac­hmittag wird die erfolgreic­he Mission der Sonde Cassini ihr großes Finale finden.

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