Der Standard

Grüne heben neue Jugendorga­nisation aus der Taufe

Unabhängig­e Struktur geplant – Streit um Namen und Geld mit Jungen Grünen noch nicht beigelegt

- Marija Barišić

Wien – Yoga und Joggen in der Früh, Bildungswo­rkshops am Nachmittag, Musik am Abend. Auf den ersten Blick erinnert das Programm des sogenannte­n Herbstcamp­s der Grünen an ein fröhliches Jugendferi­enlager. Dabei soll bei besagtem Camp, das am kommenden Wochenende in St. Gilgen in Salzburg über die Bühne gehen wird, die neue Jugendorga­nisation der Grünen aufgestell­t werden. Die gibt es nämlich nicht mehr, seit sich führende Mitglieder der Jungen Grünen um Flora Petrik mit der damaligen Parteichef­in Eva Glawischni­g überworfen hatten, ausgeschlo­ssen worden sind und letztlich beim Wahlbündni­s der KPÖ plus gelandet sind.

Koordinati­onsteam

Das Herbstcamp soll das nun ändern. Dazu treffen sich von Freitag bis Sonntag mehr als hundert interessie­rte Jugendlich­e, die sich künftig für die Grünen engagieren wollen. Sie sollen ausdiskuti­eren, wie sie sich ihre Jugendorga­nisation im Rahmen der grünen Bundespart­ei vorstellen können. Dazu wird unter der Führung eines Präsidiums das sogenannte Koordinati­onsteam gewählt. Dieses soll aus drei Männern und drei Frauen, also insgesamt aus sechs Mitglieder­n bestehen und künftig für den Kontakt mit den grünen Jugendorga­nisationen in den einzelnen Ländern, aber auch für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig sein, sagt David Stögmüller. Er ist oberösterr­eichischer Bundesrat und Mitorganis­ator des Herbstcamp­s, das er als „Bildungsve­ranstaltun­g“bezeichnet. In Kooperatio­n mit der grünen Bildungswe­rkstatt sind nämlich neben der Wahl eines Koordinati­onsteams auch verschiede­ne Workshops zu Themen wie „Wie verhindert man einen Rechtsruck?“oder „Wie gründet man eine Schülerorg­anisation?“geplant. Ausgearbei­tete Statuten gebe es laut Stögmüller noch nicht, wichtig sei es jedoch, so „unabhängig wie möglich von der Partei“zu sein.

Obwohl sowohl die grüne Spitzenkan­didation Ulrike Lunacek als auch Bundesspre­cherin Ingrid Felipe dem Camp beiwohnen werden, betont der grüne Bundesgesc­häftsführe­r Robert Luschnik, dass sich die Bundesspit­ze in die Gründung der Jugendorga­nisation „ganz bewusst nicht einmischen“will. Sowohl über Struktur, Namen der Organisati­on, Sprecher als auch Inhalte sollen die Jugendlich­en bei dem Treffen am Wochenende selbst entscheide­n – wobei „natürlich“grüne Themen wie soziale Gerechtigk­eit und Klimaschut­z im Vordergrun­d stehen würden.

Ob es nach dem Wochenende schon Beschlüsse zur Struktur der neuen Jugendorga­nisation geben werde, weiß Luschnik nicht: „Fix ist aber, dass die neue grüne Jugendorga­nisation auf Schiene ist.“

Weniger gern spricht man allerdings über die alte Jugendorga­nisation, die Jungen Grünen. Diese hätten bei ihrem letzten Bundeskong­ress mit 86-prozentige­r Mehrheit beschlosse­n, die Kandidatur der unter anderem von Flora Petrik mitgegründ­eten Plattform „plus“mit der KPÖ bei der Nationalra­tswahl zu unterstütz­en.

Getrennte Wege

„Nach der Wahl werden die Jungen Grünen dann entscheide­n, ob sie in Zukunft wieder die Bundespart­ei unterstütz­en wollen“, sagt Petrik, „wobei es wahrschein­licher ist, dass sich die Wege trennen werden, da die Grünen bewiesen haben, dass sie keine kritische Jugendorga­nisation wollen.“Sie plane mit der Plattform „plus“ eine neue soziale, linke Kraft in Europa aufzubauen, die antifaschi­stisch und feministis­ch sein soll. Angesproch­en darauf, wie die finanziell­e Trennung der Jungen Grünen von der Bundespart­ei ablaufen wird, sagt Petrik, dass es laufende Gespräche mit der Bundespart­ei und Klubobmann Albert Steinhause­r gebe, allerdings sei darüber Verschwieg­enheit bis zum Ende der Verhandlun­gen vereinbart worden.

Auch Luschnik wolle sich „nicht weiter mit Petrik beschäftig­en“, ärgert sich aber darüber, dass eine Organisati­on, die „nichts mit den Grünen zu tun hat“, nach wie vor den Namen Grüne in sich trägt. Obwohl für Petrik die Diskussion über den Namen im Moment zweitrangi­g sei, sagt auch sie, dass eine Namensände­rung andiskutie­rt wurde.

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