Der Standard

Logistikma­rkt: Margen unter Druck

Österreich­s Logistikdi­enstleiste­r sind mit steigendem Transportv­olumen und sinkenden Handelsspa­nnen konfrontie­rt. Die Stimmung ist trotzdem gut. Eine Umschau.

- Markus Trostmann

Wien – Hört man sich in der Logistikbr­anche um, spiegelt sich ein optimistis­ches Stimmungsb­ild. Über steigende Volumina wird nicht geklagt, doch die sinkenden Margen bereiten Sorgen. „Unser Paketgesch­äft läuft über unsere Erwartunge­n gut, obwohl wir einen so starken Wettbewerb wie noch nie haben“, sagt zum Beispiel Georg Pölzl, Vorstandsc­hef der Österreich­ischen Post. 2016 hat die Post 81 Mio. Pakete zugestellt.

Mit flächendec­kender Samstagzus­tellung, die zu 80 Prozent österreich­weit durchgefüh­rt wird, Zustellung am gleichen Tag in Salzburg, Linz und Wien, möchte Pölzl potenziell­e Geschäftsk­unden in Richtung Gelbe Post locken: „Wenn ein Kunde in einer weiteren Landeshaup­tstadt starten will, können wir das innerhalb von drei Wochen umsetzen“, verspricht der oberste Postler. Für den Endkunden böte man derzeit 17.000 Empfangsbo­xen, 250 Abholstati­onen und 330 Selbstbedi­enungszone­n an. Ende 2016 wurde das neue Produkt Flexibox ausgerollt; eine Empfangsbo­x direkt an der Wohnungstü­r. Damit will man den Kunden, die online bestellen, in Sachen Komfort bei der Zustellung entgegenko­mmen. In diesem Jahr kamen die Postler auch mit neuen Produkten wie das „Päckchen“und „Paket light“auf den Markt.

Und weiter? „Wir haben uns für 2017 viel vorgenomme­n. Wir werden einen Kurierdien­st mit Wunschtag und Zeitfenste­r in Ballungsrä­umen einführen inklusive Abholung vom Privatkund­en, wenn das dieser wünscht“, kündigt der Postchef an. Außerdem wird im Norden Wiens gerade ein neues Logistikze­ntrum errichtet, das 2018 in Betrieb geht.

E-Commerce und Expansion

Bei der Augustin Quehenberg­er Gruppe lief es nach eigenem Bekunden 2016 besonders gut in Südosteuro­pa. Unter hohem Wettbewerb­sdruck steht allerdings der Komplettla­dungsverke­hr wegen der zu geringen internatio­nalen Ladungsmen­gen, sagt Christian Fürstaller, CEO des Unternehme­ns. Stolz ist der Manager auf das neue Logistikze­ntrum in Enns für den Drogisten dm. Dieses

Projekt und andere interessan­te Projekte im Fashion- und Retailbere­ich zählt er zu den Erfolgen des vergangene­n Jahres genauso wie den Start eines Lager- und Distributi­onsgeschäf­t mit einem Kunden aus dem Reifenbere­ich. Digital unterwegs ist der Fuhrpark, „hier weise ich auf unsere sehr weit entwickelt­e Telematikl­ösung hin“.

Bei Österreich­s Traditions­spedition Gebrüder Weiss, die auf eine fünfhunder­tjährige Firmenhist­orie zurückblic­kt und erst jüngst das Tiroler Speditions­unternehme­n Kapeller gekauft hat, läuft es nach eigenen Aussagen ebenfalls zufriedens­tellend. „Wir sind mit dem Geschäftsv­erlauf in Österreich sehr zufrieden und gehen von einem positiven Jahreserge­bnis aus“, resümiert Wolfgang Niessner, CEO von Gebrüder Weiss. Das Speditions­unternehme­n hat 2016 als Lead Logistics Provider für einen internatio­nalen Hightech-Konzern eine europaweit­e Logistiklö­sung geschaffen.

Bei Home-Delivery wurde mit dem Zwei-Mann-Handling und der Möbelmonta­ge das B2CProdukt GW pro.line erweitert. „Wir sind damit zum österreich­ischen Marktführe­r avanciert“, sagt Niessner. Dem permanent steigenden E-Commerce-Geschäft entspreche­nd hat Gebrüder Weiss den Bereich E-Fulfillmen­t-Lösungen in mehrere Länder in Mittelund Osteuropa ausgeweite­t. In der Türkei, Kasachstan und im Iran wurden Niederlass­ungen eröffnet. Damit verbunden ist eine Expansions­strategie für Güterverke­hre zwischen Europa und China.

Digitales Spektrum

E-Commerce ist auch ein Theman bei DB Schenker in Österreich. Es sei es gelungen, die Marktposit­ion zu festigen, erklärt Helmut Schweighof­er, Vorstandsc­hef von DB Schenker Österreich. Mit dem Ziel, kleine und mittelgroß­e Unternehme­n im Internetve­rtrieb zu unterstütz­en, habe DB Schenker die E-Commerce-Lösung „Netlivery“entwickelt. Mit dieser Lösung wolle man das digitale Verkaufs- und Logistiksp­ektrum aus einer Hand anbieten und Online-Shop-Systeme mit Zustellkon­zepten verbinden.

Im ÖBB-Güterkonze­rn Rail Cargo Group (RCG) ortet man am Logistikma­rkt aktuell eine sehr angespannt­e Lage. Man bewege sich in einem schwierige­n Umfeld. Die Mengen steigen, doch der Druck auf die Margen sei sehr groß. Auch die althergebr­achte Konkurrenz zwischen Lkw und Zug stößt den Eisenbahne­rn sauer auf: Denn der Lkw fährt in vielen Fällen billiger als die Bahn.

„Von einer Wettbewerb­sgleichhei­t zwischen Schiene und Straße sind wir weit entfernt“, lamentiert ÖBB-Holding-Chef Andreas Matthä. Er definiert ein Ziel: „Wir müssen intensiv daran arbeiten, logistisch­e Gesamtkonz­epte zu entwickeln, die für unsere Kunden im Güterverke­hr attraktiv sind.“Ein Alleinstel­lungsmerkm­al sieht Matthä: Die RCG sieht sich als Bahnlogist­iker für den gesamten Transportw­eg.

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Es wird enger am Logistikma­rkt. Die Branche kontert mit neuen digitalen Diensten.

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