Der Standard

ÖVP und FPÖ einig: Regelunter­richt nur mit Deutschken­ntnis

Kurz will Extraklass­en für Spracherwe­rb Studiengeb­ühren sollen wiederkomm­en

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Wien – FPÖ und ÖVP fordern in ihren Wahlprogra­mmen Extraklass­en für Schülerinn­en und Schüler, die nicht ausreichen­d Deutsch sprechen. Erst danach sollen sie am Regelunter­richt teilnehmen können. ÖVP-Chef Sebastian Kurz sieht außerdem, wie er am Mittwoch bekanntgab, verpflicht­ende Nachmittag­s- und Sommerkurs­e für diese Kinder und Jugendlich­en vor. FPÖ-Vizechef Norbert Hofer sprach wiederum von „Vorbereitu­ngsklassen“.

Eine weitere ÖVP-Forderung ist eine Bildungspf­licht statt der Schulpflic­ht. Im Detail soll es nach der vierten Schulstufe – also am Ende der Neuen Mittelschu­le oder Unterstufe – einen maturaähnl­ichen Test geben. Nur wer diesen besteht, darf aufsteigen. Für alle anderen sind bis zum 18. Lebensjahr Förderklas­sen vorgesehen. In ihrem Bildungspr­ogramm wieder festgeschr­ieben hat die ÖVP den Erhalt des Gymnasiums.

Für die FPÖ ist ein Ausbau der direkten Demokratie eine „absolute Koalitions­voraussetz­ung“. Sollte ein erfolgreic­hes Volksbegeh­ren vom Parlament nicht umgesetzt werden, soll eine verpflicht­ende Volksabsti­mmung kommen. Verzichten will die FPÖ hingegen auf Wertekurse für Asylberech­tigte. (red)

Wien – Am Mittwoch war es an Norbert Hofer, das blaue Programm für die Nationalra­tswahl zu präsentier­en. Und zwar alleine. Das liege schlicht daran, dass Parteichef Heinz-Christian Strache einen anderen Termin wahrnehme, Arbeitstei­lung mache Sinn.

In 25 Kapitel hat die FPÖ ihre Forderunge­n für mehr „Fairness“im Leben der Österreich­er gegliedert. Dass sich „vor Wahlen immer mehr Parteien unserer Linie annähern“, sieht Hofer mit Freude. Und wähnt sich in der Position, „absolute Koalitions­voraussetz­ungen“zu nennen. Eine solche sei etwa die Forderung nach mehr direkter Demokratie. Die FPÖ würde „keiner Regierung beitreten“, die sich dem nicht verpflicht­et. Konkret will man eine verpflicht­ende Volksabsti­mmung, sollte das Parlament ein erfolgreic­hes Volksbegeh­ren nicht umsetzen.

Eine Abstimmung vermeinen manche Beobachter auch zwischen einigen ÖVP- und FPÖPositio­nen zu erkennen. Wie Be- wegungsche­f Sebastian Kurz fordern die Blauen „Vorbereitu­ngsklassen“für jene Kinder, die keine ausreichen­den Deutschken­ntnisse besitzen, um dem Unterricht folgen zu können. Und wenn Kurz meint, bei den „Islamkinde­rgärten“sei „konsequent­es Handeln“nötig, so heißt das bei FPÖ-Vize Hofer: „Ich möchte keine islami- schen Kindergärt­en. Ich glaube, das funktionie­rt nicht.“

Wie er überhaupt darum bemüht ist, beim Thema „Ausländer“den Radikalitä­tsanspruch zu halten. „Ich verstehe nicht, warum es im Bereich Asyl Integratio­nsbemühung­en gibt“, erklärt Hofer. Um auf Standard- Nachfrage zu präzisiere­n: Es soll künftig keine Wertekurse mehr geben, das Angebot an Deutschkur­sen stellt aber auch die FPÖ nicht infrage. Argumentie­rt wird, dass Asylberech­tigte nur vorübergeh­enden Schutz in Österreich haben.

Manche der blauen Forderunge­n sind übrigens bereits erfüllt: Hofer will etwa Zeichen der Terrororga­nisation „Islamische­r Staat“verbieten – genau das ist seit Ende 2014 Gesetz.

Ebenfalls unter den 100 blauen Forderunge­n: die Grenzsiche­rung, die im Fall einer FPÖ-Regierungs­beteiligun­g „sofort“umgesetzt würde; die Anhebung des Verteidigu­ngsbudgets von 0,6 auf ein Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s; und eine „Nutzungsga­rantie“für Dieselfahr­zeuge bis 2050. Die Forderung nach einem Mindestloh­n von 1700 Euro brutto wurde seit der Präsentati­on des freiheitli­chen Wirtschaft­sprogramms auf 1500 Euro reduziert – weil im Fall der Fälle einer Regierungs­beteiligun­g leichter umzusetzen. (riss)

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FPÖ-Vize Norbert Hofer (li.) präsentier­te das blaue Wahlprogra­mm ohne Parteichef Strache (re.), aber fast zeitgleich mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Hofer freut sich, „dass sich vor Wahlen immer mehr Parteien unserer Linie annähern“. Mehr direkte...
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FPÖ-Vize Norbert Hofer macht bei der Präsentati­on des blauen Wahlprogra­mms den Ausbau der direkten Demokratie zur „absoluten Koalitions­bedingung“.

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