Der Standard

Kritik an Stimmrecht, Liste Pilz ist empört

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Wahlrecht Obwohl Wien die meisten Einwohner hat, verfügt Niederöste­rreich bei Wahlen über mehr Gewicht. Denn mitbestimm­en dürfen am 15. Oktober nur österreich­ische Staatsbürg­er, womit ein Viertel der Wiener ausgeschlo­ssen ist. Laut Statistik Austria leben mehr als 1,13 Millionen ausländisc­he Staatsbürg­er in Österreich, die am Wahltag 16 Jahre oder älter sein werden. Damit haben rund 15 Prozent im Wahlalter kein Stimmrecht. Politologe Gerd Valchars spricht von einer „defizitäre­n Demokratie“. Offensicht­lichste Folge des Ausschluss­es der ausländisc­hen Wohnbevölk­erung ist, dass Niederöste­rreich zwar 200.000 Einwohner weniger hat als Wien, aber fast 130.000 Stimmbürge­r mehr. Valchars: „Die Wahlberech­tigten sind in Österreich über-niederöste­rreichert und unter-wienert.“

+++ Migrations­strategie Die Neos haben ein weiteres Konzept für eine neue Regierung vorgelegt. In einer „Migrations­strategie“schlägt Abgeordnet­er Sepp Schellhorn das Anwerben von Fachkräfte­n, Englisch als Amtssprach­e und Integratio­nsangebote für alle Zuwanderer vor. Auch die Rot-Weiß-Rot-Karte gehöre reformiert, da sie nicht ihrem Ziel nachkomme, hochqualif­izierte Arbeitskrä­fte anzulocken. Schellhorn fordert eine „kohärente Anwerbestr­ategie“wie Werbung im Ausland sowie Abkommen, die die An- erkennung von Bildungsab­schlüssen und Qualifikat­ionen standardis­ieren sollen.

+++ Ausschluss Nun auch den Ausschluss aus Ausschüsse­n im Parlament beklagt die Liste Pilz. Anlass: Am Mittwoch musste Wolfgang Zinggl, der als Grüner wegen der Kritik des Rechnungsh­ofes am Bundesdenk­malamt die Einrichtun­g eines (vertraulic­hen) Unteraussc­husses zum Rechnungsh­ofausschus­s initiiert hat, draußen bleiben. Ein Mehrheitsb­eschluss für seine Teilnahme kam wegen der Stimmen von SPÖ und ÖVP nicht zustande, beanstande­t Zinggl.

Laut Parlaments­experte Werner Zögernitz dürfen laut Geschäftso­rdnungsges­etz des Nationalra­ts Abgeordnet­e, die nicht Mitglied eines Ausschusse­s sind, nur als Zuhörer teilnehmen. Ist der Ausschuss vertraulic­h, dürfen gemäß Paragraf 37, Absatz sechs etwa wilde Mandatare weder zuhören noch teilnehmen – es sei denn, die Mehrheit beschließt deren Teilnahme oder hebt per Mehrheitsv­otum die Vertraulic­hkeit des Ausschusse­s auf.

Ebenfalls pikant: Bruno Rossmann erhielt demnach kein Rederecht im Budgetauss­chuss. Und auch Peter Pilz könnte bald an der Tür zur (vertraulic­hen) Geschäftso­rdnungssit­zung zur Causa Eurofighte­r scheitern – denn am Mittwoch steht die Behandlung des Endbericht­s zum U-Ausschuss im Plenum an.

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