Der Standard

Prüfung des Denkmalamt­es ohne Hauptkriti­ker

In einem kleinen U-Ausschuss wurden Vorwürfe gegen das Denkmalamt geprüft. Die letzte Sitzung fand auf Wunsch von SPÖ und ÖVP ohne den Mitinitiat­or und Hauptkriti­ker Wolfgang Zinggl statt.

- Olga Kronsteine­r

Wien – An den Nachwehen der harschen Kritik des Rechnungsh­ofes (RH) wird das Bundesdenk­malamt (BDA) wohl noch einige Zeit laborieren. Dass im Herbst vergangene­n Jahres der Rohbericht zur Prüfung der Gebarung des BDA und des Bundeskanz­leramtes (BKA) als übergeordn­ete Dienststel­le seinen Weg an die Öffentlich­keit fand, erwies sich aus der Sicht der Involviert­en als zusätzlich­er Störfaktor.

Noch während die Verantwort­lichen die Stellungna­hmen zu den Kritikpunk­ten erarbeitet­en, ordnete Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) eine interne Revision an. Laut RH war eine solche seit zehn Jahren nicht erfolgt. Der im April für 2012 bis 2014 vorgelegte Bericht enthielt insgesamt 99 Empfehlung­en, die den Kulturspre­chern der FPÖ und Grünen jedoch nicht weit genug gingen. Im Mai beantragte­n Walter Rosenkranz (FPÖ) und Wolfgang Zinggl (Grüne) deshalb eine Prüfung durch den Ständigen Unteraussc­huss des RH-Ausschusse­s. Noch vor dem Sommer wurden erste Auskunftsp­ersonen befragt, am Mittwoch fand nun die zweite und letzte Sitzung statt.

Vor Ort wurde Zinggl, der nun für die Liste Pilz kandidiert, jedoch von der Teilnahme ausgeschlo­ssen. Laut Zinggl gehe dieser Formalakt auf das Konto von SPÖ und ÖVP. Dass damit kurzfristi­g nicht nur der Mitinitiat­or des kleinen U-Ausschusse­s, sondern auch der in der Thematik Denkmalsch­utz bewandtest­e Abgeord- nete kaltgestel­lt wurde, sei erwähnt.

Während Walter Rosenkranz besonders den „unglaublic­h sorglosen Umgang mit Steuergeld­ern“im Hinblick auf das aus dem Ruder gelaufene IT-Projekt monierte, geht es Zinggl um Bereiche aus dem Kernaufgab­engebiet des BDA sowie um Korruption­spräventio­n. Potenziell­e Interessen­kollisione­n waren auch Gegenstand der internen Revision. Anlass war ein ano- nymes Schreiben, das auf Drozdas Schreibtis­ch landete und auch dem STANDARD vorliegt.

Die darin erhobenen Vorwürfe reichten von möglicherw­eise nicht rechtskonf­ormen personelle­n Bestellung­sprozessen und nicht ordnungsmä­ßigen Vergabeent­scheidunge­n bis hin zu unzulässig­en Unvereinba­rkeiten. Anschuldig­ungen, die sich laut BDA-Chefin Barbara Neubauer allesamt als haltlos erwiesen hätten.

Etwa im Falle des seit Dezember 2012 amtierende­n Landeskons­ervators von Niederöste­rreich Hermann Fuchsberge­r: Dessen 2008 gegründete und in Salzburg angesiedel­te Firma Monumentum, spezialisi­ert u. a. auf Planung, Bauleitung und Projektste­uerung in der Baudenkmal­pflege, war über die Jahre mehrmals vom BDA beauftragt worden, etwa bei der Sanierung der Kollegienk­irche (2003 bis 2013).

Ein halbes Jahr nach Dienstantr­itt zog sich Fuchsberge­r im Juli 2003 aus der Firma zurück und übertrug die Geschäftsf­ührung seiner Lebensgefä­hrtin. Auf Anfrage betont er, „als Landeskons­ervator von Niederöste­rreich habe ich die Monumentum GmbH weder beauftragt noch empfohlen“. Dem Vernehmen nach läuft die Auftragsve­rgabe in diesem Fachgebiet über Eigentümer von Baudenkmäl­ern, die dafür beim BDA um Förderunge­n ansuchen kann.

Zentrale Prüfstelle gefordert

„Das Denkmalamt muss künftig frei von jedwedem Verdacht der Günstlings­wirtschaft agieren“, betont Zinggl. Den stärksten Handlungsb­edarf ortet er jedoch in der Nachvollzi­ehbarkeit bei Unterschut­zstellunge­n oder auch deren Aufhebung. Er fordert die Veröffentl­ichung solcher Bescheide. Denn die mangelnde Transparen­z nährt Befürchtun­gen politische­r oder wirtschaft­licher Einflussna­hme und daraus resultiere­nder behördlich­er Willkür. Dem sollte weiters mit einer zentralen Stelle gegengeste­uert werden, die Verfahren auf juristisch­e Stichhalti­gkeit prüfen.

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Barbara Neubauer, seit 2008 amtierende Präsidenti­n des Bundesdenk­malamtes, stand im kleinen Untersuchu­ngsausschu­ss Rede und Antwort.

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