Der Standard

Ein Hafen für eine Nacht

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Die Liebe ist bekanntlic­h ein seltsames Spiel, dessen Regelwerk nicht immer mit der menschlich­en Auffassung­sgabe kompatibel zu sein scheint. In diesen Fällen kann man sich an Gerda Rogers wenden oder die Dinge einfach akzeptiere­n. Für Gabe Klingers Porto ist die zweitgenan­nte Vorgehensw­eise ebenfalls empfehlens­wert, selbst wenn der Filmjourna­list Klinger sein Spielfilmd­ebüt mit dem Einsatz verschiede­ner Formate und Perspektiv­en – sowie wiederholt­en Zeitsprüng­en – als grobkörnig­es Puzzle präsentier­t.

Es ist die Geschichte eines One-Night-Stands, der seine Protagonis­ten auch Jahre später nicht loslässt. Der 2016 verunglück­te Anton Yelchin spielt den Amerikaner Jake, der wie ein geprügelte­r Hund durch die Gassen der titelgeben- den Stadt streunt. Hier trifft er auf Mati (Lucie Lucas), die sich hinter der Maske der schönen Französin – jeder Zigaretten­zug ein Zitat – gefällt und in Jake mehr als einen eingezogen­en Schwanz sieht. Nach einer intensiven Nacht erhofft er sich mehr, als sie zu geben gewillt ist. So bleibt ihnen nur die Erinnerung und Waswäre-wenn, die blödeste aller Fragen.

Über knappe 75 Minuten gewinnen die Figuren zwar etwas Substanz, wie die Liebe behalten sie aber auch ihr Geheimnis. Porto öffnet damit keine Augen und mag zu offensiv mit seiner Verehrung für das europäisch­e ArthouseKi­no hausieren gehen. Ihren Reiz hat die spröde Melancholi­e dennoch – und manchmal sollte man sich dieser auch ohne Zwischenfr­agen hingeben können. (wall)

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Verbirgt sich hinter der Maske der schönen Französin: Lucie Lucas in „Porto“.

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