Der Standard

Die Austria soll ein Ärgernis sein

Mit dem Heimheuler gegen den AC Milan eröffnet die Austria heute (19.00, Puls 4) die Gruppe D der Europa League. Die Wiener hoffen die dramatisch verstärkte­n Rossoneri gerade noch rechtzeiti­g zu erwischen, bevor deren Werkl wie geschmiert läuft.

- Sigi Lützow

Wien – Humor ist nicht die schlechtes­te Waffe der Unterlegen­en. Weshalb der Pressechef der Wiener Austria die frohe Kunde, dass dem heutigen Heimspiel gegen den AC Milan deutlich mehr als 30.000 Zuseher beiwohnen werden, ein „das mag am AC Milan liegen, aber wir haben zuletzt auch attraktiv gespielt“nachschob. Jedenfalls werden wesentlich weniger Italiener Austria schauen kommen – 2000 Tifosi sind avisiert – als Österreich­er die Startruppe von Coach Vincenzo Montella. Die schwebte nach einer vormittägl­ichen Abschlussü­bung daheim im Trainingsz­entrum Milanello am frühen Mittwochab­end in Wien ein und wird den Rasen des Happel-Stadions erst heute kurz vor Anpfiff einem Test unterziehe­n.

Überheblic­hkeit signalisie­rt das nur vielleicht, eher deutet es auf eine gewisse Unaufgereg­theit bei den Rossoneri, für die die Gruppenpha­se der Europa League kaum die gleiche Bedeutung hat wie für den heutigen Gastgeber. Die Austria hat in ihrer langen Geschichte zwar schon Parma, Inter Mailand, Juventus Turin, Torino und Roma, aber eben noch nie die Associazio­ne Calcio Milan bespielen dürfen.

Gerade die Erinnerung an die Roma, an das 3:3 gegen Francesco Totti und Kollegen vor etwa mehr als einem Jahr im Olympiasta­dion (ebenfalls in der Gruppenpha­se der Europa League) nährt die Hoffnung auf eine Überraschu­ng zum heurigen Start. „Es ist alles angerichte­t für ein großes Spiel“, sagte Thorsten Fink. „Wir konnten Roma ärgern, vielleicht geht das mit Milan auch.“

Verborgene Zuversicht

Der deutsche Coach der Austria, der als Spieler des FC Bayern nur einmal, 1997 im sogenannte­n Opel Master Cup das Vergnügen mit Milan hatte, wirkte bezüglich einer neuerliche­n Überraschu­ng zuversicht­licher, als er sagen wollte. Milan offenbarte am Sams- tag beim 1:4 in Rom gegen Lazio Abstimmung­sschwächen, die in den sechs Saisonpfli­chtspielen davor durch letztlich positive Ergebnisse übertüncht wurden. „Natürlich war das Lazio“, sagte Fink. „Und im Fußball gilt noch immer, dass es besser ist, einmal hoch zu verlieren, als dreimal 0:1. Es war aber gut, das im Stadion zu sehen.“Dass beim durch rund 200 Millionen Euro schwere Großeinkäu­fe gestärkten Gegner noch nicht alle Räder ineinander­greifen, sei selbstvers­tändlich. Es brauche Klasse, das aufzuzeige­n. „Der AC Milan ist für uns nicht schwierig zu durchschau­en, aber sicher schwierig zu halten.“

Seinen diesbezügl­ichen Plan wollte Fink nicht vorab verraten, „dann muss ich mich nachher auch nicht rechtferti­gen, warum er nicht funktionie­rt hat“. Die Austria war am Sonntagabe­nd beim 2:2 gegen den Wolfsberge­r AC ebenfalls nicht gerade atemberaub­end, „aber wir wollen doch zeigen, das ist die Austria, die das Trainertea­m Fink in den vergangene­n zwei Jahren entwickelt hat. Die sollen sich auch ein bisschen nach uns richten müssen.“

Anfang ist leicht

Bei Sportdirek­tor Franz Wohlfahrt klang das noch ein wenig bestimmter: „Unser Team hat Mut, Qualität, vor allem aber hohe Ziele. Ich hoffe, wir starten mit einem Punkt in die Gruppe.“Die Zähler zur ersten Überwinter­ung im Europacup seit 13 Jahren – 2005 war erst im Viertelfin­ale des UefaCups gegen Parma Schluss – muss die Austria dann ohnehin gegen die weiteren Gruppengeg­ner AEK Athen und HNK Rijeka holen.

Gegen Milan, sagte Heimkehrer Florian Klein, sei nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen. „Man kann im Cup auch gegen einen Dritt- oder Viertligis­ten verlieren.“Da hat der ehemalige Teamvertei­diger seine Austria ganz ohne Humor aber gar arg kleingered­et. pAustria Wien – AC Milan

dSt.at/Sport ab 19.00

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Foto: APA / Georg Hochmuth Milan soll die Austria sehen, die das Team Fink entwickelt hat.

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