Der Standard

Trügerisch­e Sicherheit

- Georg Pichler

Eine 3D-Kamera erkennt das Gesicht und entsperrt das Handy: FaceID nennt sich die Funktion des neuen iPhone X. Es soll gar noch sicherer sein als der bisher verwendete Fingerabdr­uckscanner. Doch auf diesen Marketing-Sprech sollte man nicht hereinfall­en.

Aus technologi­scher Sicht ist die Umsetzung spannend. Denn FaceID soll sich nicht mit Fotos oder Masken austrickse­n lassen wie bisherige Systeme zur Gesichtser­kennung. Doch nur weil etwas verbessert wurde, ist es noch lange keine gute Idee. Kein biometrisc­hes Merkmal ist unfälschba­r. Im Zweifel schützen Passwort und Entsperrco­de besser als körperlich­e Merkmale. Denn Zeichen- und Ziffernfol­gen kann man leicht ändern, wenn man fürchtet, dass sie einer anderen Person bekannt geworden sind.

Wenn Apple erklärt, dass Scans von Fingerabdr­ücken und Gesichtern in einem eigenen abgesicher­ten Speicher am Gerät hinterlegt und nicht ins Netz hochgelade­n werden, so ist das glaubwürdi­g. Der Konzern hat den offenen Konflikt mit Geheimdien­sten bisher nicht gescheut.

Allerdings gibt es keinen Speicher, der hundertpro­zentig sicher ist. Fehler passieren, und so ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit, ehe vielleicht die NSA oder Cyberkrimi­nelle herausfind­en, wie man einem iPhone X die Gesichtssc­ans entlockt – Daten, für die es ein enormes Missbrauch­spotenzial gibt, wie auch Edward Snowden warnt. Es wäre ein Super-GAU für den Datenschut­z.

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