Der Standard

Integriere­n, nicht separieren

- Lisa Kogelnik

Es klingt logisch: Kinder und Jugendlich­e sollen erst dann den regulären Unterricht besuchen, wenn sie ausreichen­d Deutsch sprechen. Tatsache ist aber, dass dieser Vorschlag von ÖVP und FPÖ an der Realität vorbeigehe­n und die Integratio­n von Flüchtling­skindern behindern statt befördern könnte.

Ja, es kann sinnvoll sein, Kinder, die kein Wort Deutsch sprechen, eine Zeitlang in Intensivku­rsen zu unterricht­en. Experten sind sich aber einig, dass dies zeitlich begrenzt werden sollte. Sonst läuft man zum einen Gefahr, dass sich die Kinder als „schlecht“abgestempe­lt fühlen; außerdem fällt die Integratio­n in der eigentlich­en Klasse dann schwerer, weil sie viel später passiert. Zum anderen werden die Schüler spät einer Umgebung ausgesetzt, wo rund um sie Deutsch gesprochen wird, was für den Spracherwe­rb besonders wichtig ist.

Abgesehen davon hat der Vorschlag in den Städten und da vor allem in Wien nichts mit der Realität zu tun. In der Hauptstadt haben 70 Prozent der Kinder an den Neuen Mittelschu­len eine andere Umgangsspr­ache. Natürlich heißt das nicht, dass sie allesamt Probleme mit der deutschen Sprache haben, aber es zeigt, dass Extraklass­en kaum etwas bringen werden. Wenn Politikern die Integratio­n tatsächlic­h am Herzen läge, sollte sie stattdesse­n zusätzlich­es Förderpers­onal für die Schulen bereitstel­len und den Lehrern noch mehr Aus- und Weiterbild­ung in dem Bereich bieten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria