Der Standard

Meissnitze­r in Kritik wegen Kurz-Auftritts

Der Auftritt Alexandra Meissnitze­rs bei einer ÖVP-Veranstalt­ung sei weder abgesproch­en noch erlaubt gewesen, heißt es seitens des ORF. Die Ski-Kommentato­rin wirbt auch mit TV-Vermarktun­g für ihre Werbepartn­er.

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Sie steht vor einem großflächi­gen türkisen Plakat, über ihrem Kopf der Schriftzug „Kurz 2017“, neben ihr der ÖVP-Chef persönlich, „na, ich bin nicht Teil des Wahlkampfe­s“, sagt Alexandra Meissnitze­r, als sei sie irritiert von der Nachfrage eines Journalist­en. Sebastian Kurz hat am Mittwoch den zweiten Teil seines Wahlprogra­mms in Salzburg präsentier­t. Mit dabei auf der Bühne: die ExSkiläufe­rin. Meissnitze­r betonte zwar, „als neutrale Person“angefragt worden zu sein, erklärte aber im nächsten Atemzug, dass sie das ÖVP-Programm „überzeugt“und sie Obmann Kurz „sehr schätze“.

Als Ex-Sportlerin steht ihr das freilich zu, doch ist nun die nächste Debatte über ORF-Mitarbeite­r entbrannt: Meissnitze­r kommentier­t für den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk regelmäßig Skirennen. Auch „in Sölden“werde sie dann wieder „ganz normal bei den ersten Rennen“mit dabei sein, erklärte sie neben dem ÖVPBundesp­arteichef den anwesenden Medienvert­retern.

Bei ihrem Geschäftsp­artner kam das weniger gut an: Meissnitze­rs Auftritt „war uns weder bekannt, noch wäre er genehmigt worden“, heißt es nun seitens des ORF. Es werde demnächst ein Gespräch mit der ehemaligen Gesamtwelt­cupsiegeri­n geführt, in dem man sie „entspreche­nd sensibilis­ieren“müsse.

Der Fall sorgt vor allem auch deshalb für Aufsehen, weil die ÖVP vor dem ORF- Sommergesp­räch mit Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern die Unabhängig­keit des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks angeprange­rt hatte: Moderator Tarek Leitner war mit Kern noch vor dessen Kanzler- schaft einmal auf Urlaub gewesen (siehe Artikel Seite 29). Dadurch sei der ORF-Mann befangen, argumentie­rte der ehemalige GrünenPoli­tiker Efgani Dönmez, der nun auf der Liste von Kurz kandidiert.

Rechtlich dürfte der Auftritt Meissnitze­rs bei einer Parteivera­nstaltung kein Problem darstellen: „Aus dem ORF-Gesetz ergibt sich kein Verbot“, sagt der Verfassung­sjurist Heinz Mayer. Der Medienwiss­enschafter Fritz Hausjell stimmt dem zu, fragt aber nach den Konsequenz­en: „Der ORF wird zu Recht besonders kritisch beobachtet, das gilt auch für Kommentato­ren im Bereich Sport und Unterhaltu­ng. Sollte Frau Meissnitze­r vor der Wahl in einer Sendung eingeplant sein, sollte sie sich in Enthaltsam­keit üben.“

Die Ex-Sportlerin wirbt auf ihrer Homepage jedenfalls auch für die Vermarktun­g der Unternehme­n, mit denen sie kooperiert: „Im Rahmen meiner Co-Kommentati­on habe ich die Möglichkei­t, meine Partner nach außen zu tragen“, ist dort zu lesen. „Das widerspric­ht wohl ihrem ORF-Vertrag“, sagt Hausjell zum STANDARD.

 ??  ?? Die ehemalige Skirennläu­ferin und ORF-SportKomme­ntatorin Alexandra Meissnitze­r „schätze“ÖVP-Chef Sebastian Kurz und dessen Programm. Parteimitg­lied sei sie aber nicht.
Die ehemalige Skirennläu­ferin und ORF-SportKomme­ntatorin Alexandra Meissnitze­r „schätze“ÖVP-Chef Sebastian Kurz und dessen Programm. Parteimitg­lied sei sie aber nicht.

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