Der Standard

Von A wie Abschläge bis Z wie Zuckerl für Häuslbauer

Was die Parteien im Wahlkampf so alles verspreche­n und was ihre Konzepte voneinande­r unterschei­det. der Standard blickt in die Wahlprogra­mme und lässt Experten die Vorhaben bewerten. Eine kompakte Entscheidu­ngshilfe für den 15. Oktober. Teil 1.

- Peter Mayr, Karin Riss

– Überteuert­e Mieten, dringend gesuchter Wohnraum, schwer überwindba­re Hürden auf dem Weg zum Eigenheim: Das Thema Wohnen brennt vielen Wählern unter den Nägeln. Im aktuellen Wahlkampf kommt es bisher trotzdem kaum vor. Ideen haben die Parteien aber schon.

Beim Thema Wohnen konzentrie­rt sich die SPÖ auf jene, die in den eigenen vier Wänden zahlender Gast sind. Und weil das bestehende Mietrecht für Laien undurchsic­htig ist, soll es künftig bundesweit einheitlic­h gelten. Der Mietpreis solle sich an einem Katalog „von preisminde­rnden und -steigernde­n Eigenschaf­ten“orientiere­n, mit Ab- und Zuschlägen zum Quadratmet­erpreis. Ein Kautionsfo­nds würde jenen zinsenlose Darlehen gewähren, die sich die zu hinterlege­nden Monatsmiet­en zu Vertragsbe­ginn nicht leisten können. Versicheru­ngs-, Hausverwal­tungs- und Maklerkost­en sollen künftig die Vermieter tragen. Befristete Mieten will die SPÖ einschränk­en. Und wenn die öffentlich­e Hand Grundstück­e verkauft, bliebe ein Teil der Fläche für förderbare­n Wohnraum reserviert.

EIGENHEIMP­LAN. Die ÖVP hat ein paar Zuckerln für die Häuslbauer und Wohnungsei­gentümer. Für diejenigen unter ihnen, die sich zum ersten Mal ein Eigenheim anschaffen, sollen alle staatliche­n Gebühren – Grunderwer­bsteuer, Grundbuche­intragung, Eintragung des Pfandrecht­s – mit einer Decke- lung von 20.000 Euro entfallen. Die Anzahl an Mietwohnun­gen mit Kaufoption soll im sozialen Wohnbau angehoben werden. Für Gemeindeba­uwohnungen schlägt die ÖVP eine regelmäßig­e Mietzinsan­passung abhängig vom Einkommen vor.

BLAUER BAUPLAN. Die FPÖ bietet beim Thema Wohnen meist Überschrif­ten an. Bei typischen Betriebsko­sten (wie für Wasser, Kanal und Abfall) soll es eine Gebührenbr­emse geben, die Mietvertra­gsgebühr soll abgeschaff­t werden. Wie die ÖVP ist man für einen Ausbau von Mietkaufmo­dellen. Wohnbaugen­ossenschaf­ten will man vom Rechnungsh­of prüfen lassen. Wichtig im blauen Bauplan: „Bauten, die unserem Ortsbild, dem Denkmalsch­utz und jeglicher menschlich­er Vernunft widersprec­hen, sind durch gesetzlich­e Regelungen zu verhindern.“Und „ohne Deutschken­ntnisse keine geförderte Wohnung“.

GRÜNER SCHREBERGA­RTEN. Auch die Grünen wollen das Mietrecht neu gestalten. „Nachvollzi­ehbar, überprüfba­r und reguliert“soll es sein. Sie sprechen sich auch für Mietzinsob­ergrenzen aus: etwa 7,50 Euro netto pro Quadratmet­er in Wien. Dass die unter SchwarzBla­u abgeschaff­te Zweckwidmu­ng der Wohnbauför­derung wiedereing­eführt werden soll, ist für die Grünen so erstrebens­wert wie die völlige Übernahme der Maklerkost­en von Vermieters­eite. PINKER ANSTRICH. Mit der Forderung, dass unbefriste­te Mietverträ­ge vom Vermieter ohne Angabe von Gründen mit einer zwölfmonat­igen Kündigungs­frist beendet werden können sollen, sorgten die Neos für Debatten. Ihr Argument: Nur mit einer Lockerung des Mieterschu­tzes kämen mehr dringend benötigte Wohnungen auf den Markt. Auch die Mindestdau­er für Befristung­en wollen die Neos auf sechs Monate senken (derzeit drei Jahre). In einen bestehende­n Mietvertra­g würden nur noch (Ehe-) Partner und Kinder eintreten können. Die Vermietung von Geschäftsr­äumen hat für sie nichts im Mietrechts­gesetz verloren.

EXPERTENME­INUNG. Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen nennt den SPÖ-Plan eines Universalm­ietrechts für „löblich“, um „eine Schneise durch die unendlich komplizier­te Rechtsmate­rie zu schlagen“. Eine flächendec­kende Preisregul­ierung sei aber „bedenklich“– Stichwort freier Markt. Dass die ÖVP Wohnungsei­gentum forcieren will, sei eine „logische Positionie­rung“. Die Vorschläge gingen in die richtige Richtung. Man müsse aber darauf achten, dass andere „wohnungspo­litische Ziele nicht konterkari­ert werden“, denn: „Für manche mag die geplante Gebührenbe­freiung ausschlagg­ebend sein, um den Einstieg ins Wohneigent­um zu schaffen. Für viele wird die Verbilligu­ng aber nur einen Mehrkonsum an Wohnfläche zur Folge haben.“Die grüne Idee der Mietzinsob­ergrenze nennt Amann „realitätsf­ern“. Auch die Zweckbindu­ng der Wohnbauför­derung sei seit dem letzten Finanzausg­leich vom Tisch. Amann: „Dieses Thema ist abgehakt.“

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In Innsbruck stehen derzeit rund 3000 Wohnungen leer. Im Durchschni­tt werden 24 Prozent des monatliche­n Einkommens für Miete ausgegeben. 1,55 Millionen Menschen leben in Mietwohnun­gen – knapp die Hälfte aller Haushalte. Die Bruttomiet­en sind zwischen...
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