Politiker für die Regalhaltung
Jetzt auch Doskozil: Vor der Wahl kommt eine Flut von politischen Büchern
Wien – Eine Biografie eines Fachministers? Noch dazu: eines Fachministers, dem nachgesagt wird, dass er den amtierenden Parteichef ablösen könnte, wenn dieser die anstehende Wahl verliert?
Früher hätte es das nicht gegeben. Und Hans Peter Doskozil hat alle Hände und Mikrofone voll zu tun, darauf zu verweisen, dass es keine Spaltung der SPÖ in einen burgenländischen und einen Wiener Flügel gebe: „Es gibt in der SPÖ keine Nachfolgediskussion, da werden bewusst Märchen erzählt.“Aber abgesehen davon strahlt der hagiografisch Porträtierte natürlich Stolz aus: In langen Gesprächen hat er der KurierJournalistin Margaretha Kopeinig aus seinem Leben erzählt, von der Kindheit an der steirisch-burgenländischen Grenze („Die Grenze als Metapher beschäftigt mich schon mein ganzes Leben“), und Kopeinig zeichnet auch seine Zeit als Polizist freundlich: „Beim Schreiben von Strafakten kommt Hans Peter Doskozil den Betroffenen immer wieder entgegen.“
Da der bei Kremayr & Scheriau erschienene Band mit Sicherheit neu denken betitelt ist, geht es natürlich über weite Strecken auch um das Bundesheer („Er hat das Heer wieder belebt“) und um internationale Politik: „Kein österreichischer Verteidigungsminister zuvor hat den Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gleich zweimal im Jahr besucht.“
Die Doskozil-Biografie reiht sich ein in eine Flut von Politikerbüchern, die nun in die Regale kommen, um Fans der jeweiligen Richtung auf die Wahl einzustimmen. Christian Kern – Ein politisches Porträt (Residenz-Verlag) ist längst auf dem Markt. Allerdings ist das von Robert Misik verfasste Buch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt erschienen, nämlich genau in jener Woche, in der alle Aufmerksamkeit der Übernahme der ÖVP durch Sebastian Kurz gegolten hat.
Roland Düringer brachte sein Meine Stimme G!lt (BrandstätterVerlag) bereits im Februar auf den Markt – ehe er aus seinem Kunstprojekt eine politische Kandidatur formte.
Peter Pilz hingegen brachte Heimat Österreich (Ueberreuter) so rasch nach seiner Trennung von den Grünen heraus, dass viele vermuten, Pilz habe den Text schon viel früher verfasst. Mein neues Österreich von Matthias Strolz ist schließlich völlig auf den Wahlkampf zugeschnitten.