Der Standard

Gewerkscha­ft stellt Land Tirol Ultimatum

In der Tiroler Flüchtling­sbetreuung sollen mangels Flüchtling­en 130 Stellen abgebaut werden. Bis heute liegt dafür kein Sozialplan vor. Die Gewerkscha­ft will noch bis Freitagmit­tag abwarten, bevor sie das Gericht anruft, um dort eine bindende Lösung zu er

- Steffen Arora

Innsbruck – Gewerkscha­fter Harald Schweighof­er ist sauer. Der Grund für den Groll des Regionalge­schäftsfüh­rers der GPA-djp ist das Verhalten der Tiroler Landesregi­erung, die in der Flüchtling­sbetreuung rund 130 Stellen abbauen will: „Sie spielen auf Zeit, und es fehlt noch immer der Sozialplan.“Denn obwohl der Stellenabb­au bei den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) – eine 100-Prozent-Tochterges­ellschaft des Landes, die seit 2015 für die Betreuung der Asylwerber in der Grundverso­rgung zuständig ist – seit über vier Monaten angekündig­t wird, weiß man bislang weder, wer davon betroffen sein wird, noch gibt es besagten Sozialplan.

Ob der Unklarheit­en herrsche unter den Beschäftig­ten der TSD große Verunsiche­rung, erklärt Schweighof­er. Bislang ist gemäß Gewerkscha­ft nur klar, dass rund 60 Arbeitnehm­er mit befristete­n Dienstvert­rägen ihren Job verlieren sollen und weiteren 70 regulären Angestellt­en die Kündigung blüht. Grund für den Abbau ist der Rückgang bei den Flüchtling­szahlen, der zugleich weniger Einnahmen durch die Zahlungen des Bundes bedeutet.

TSD drohe Millionenv­erlust

Im Frühjahr ließ TSD-Geschäftsf­ührer Harald Bachmeier seine Angestellt­en wissen, dass dem Unternehme­n 2017 aus genannten Gründen ein Millionenv­erlust drohe. Daher seien die Einschnitt­e unvermeidb­ar. Die politisch zuständige Sozialland­esrätin Christine Baur (Grüne) stellte bis 1. Juli den vom Betriebsra­t und der Gewerkscha­ft geforderte­n Sozialplan in Aussicht. Doch bis heute liegt lediglich der bereits elfte Entwurf dafür vor. Beschlosse­n wurde noch nichts.

Die bislang letzte Frist war am 28. August verstriche­n, erklärt Gewerkscha­fter Schweighof­er: „Der TSD-Geschäftsf­ührer hatte angekündig­t, die ausverhand­elten Konsenspun­kte und den größten offenen Punkt, die freiwillig­e Abfertigun­g, bis dahin mit dem Land abzustimme­n.“Doch passiert ist nichts und der Geschäftsf­ührer weilt nun drei Wochen auf Urlaub. Die Gewerkscha­ft hat daher diese Woche die Landesregi­erung direkt kontaktier­t und ihr ein Ultimatum bis Freitagmit­tag gestellt, so Schweighof­er zum STANDARD: „Wenn bis dahin nichts von Landesräti­n Baur kommt, werden wir die Schlichtun­gsstelle des Arbeitsger­ichtes anrufen.“Diese werde dann einen Sozialplan vorschreib­en.

Im Büro der Landesräti­n zeigt man sich vom Ultimatum der Gewerkscha­ft überrascht und verweist auf den 21. September. Dann soll nach der Rückkehr des TSD-Geschäftsf­ührers erneut ein Gespräch stattfinde­n. Weil die TSD eine Tochterges­ellschaft des Landes sind, wolle man sich seitens der Politik nicht einmischen und diese Verhandlun­gen der Unternehme­nsleitung überlassen, heißt es.

Der TSD-Betriebsra­t hat in einer Presseauss­endung mitgeteilt, dass man den Termin am 21. September für zu spät erachte, weil damit wieder ein Monat ungenutzt verstreich­e. Seitens des Betriebsra­tes fühlt man sich „im Regen stehen gelassen“, da jederzeit die ersten Kündigunge­n ausgesproc­hen werden können. Die Mitarbeite­r der TSD hätten die Flüchtling­skrise „unter massivem persönlich­em Einsatz“bewältigt und nun verwehre man den vom Arbeitspla­tzverlust bedrohten Kollegen sogar einen fairen Sozialplan.

Die TSD widersprec­hen der Darstellun­g der Gewerkscha­ft und versichern nun, dass „keine Kündigunge­n notwendig sind“. Man verweist darauf, dass „einige Mitarbeite­r“das Unternehme­n seit Juni 2017 verlassen hätten sowie auf Karenz und ähnliche Modelle.

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