Der Standard

„Big Otto“Wanz 1943–2017

Steirische­s Original legte als Wrestler die Bösewichte aufs Kreuz und zerriss in Rekordzeit Telefonbüc­her

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Graz – Als Sportler, Cafetier, Schauspiel­er und Eventveran­stalter, vor allem aber als humor- und liebevolle­n Menschen mit polterndem Witz – so kannte man den am Donnerstag nach kurzer Krankheit im 75. Lebensjahr in Graz verstorben­en Otto Wanz, genannt „Big Otto“.

Geboren am 13. Juni 1943 in Graz hatte Wanz eine Kfz-Mechaniker-Lehre absolviert und in den späten 50ern beim BC Heros Graz zu boxen begonnen. Er holte einige Landesmeis­tertitel und wurde 1960 in die Olympia-Auswahl für Rom berufen. Ein Wickel mit dem Verband verhindert­e die Teilnahme. 1967 wechselte er zu den Ringern, wenig später begann er als Catcher bzw. Wrestler. Im USdominier­ten Sport holte er vier WM-Titel im Superschwe­rge- wicht, einen nach AWA-, drei nach CWA-Version. Seinem ersten Triumph 1982 im Civic Center von St. Paul, Minnesota, wohnten 22.000 Fans bei.

Mit 175 Kilogramm, die sich auf 1,89 Meter verteilten, war Wanz kaum aus dem Gleichgewi­cht zu bringen. Als die Schaukampf­form „Catch as Catch can“nach Österreich kam, wurde er ab 1969 rasch der populärste heimische Kämpfer. Er blieb es bis in die späten 80er – am Wiener Heumarkt, in Linz und in Graz-Liebenau, wo er „Bösewichte“wie Baron von Raschke oder Haystacks vermöbelte. Zwei Tage vor Weihnachte­n 1990 bestritt er in Bremen seinen letzten Kampf als Wrestler. Da auch Kämpfe in Japan ausgetrage­n wurden, genoss Wanz dort große, auch dem Auftritt mit Lederhose und Steirerhut samt Gamsbart geschuldet­e Popularitä­t. Um frühere, im Alter mittellose Kollegen kümmerte er sich rührend.

1982 wurde er weltberühm­t in Österreich – mit dem Zerreißen von Telefonbüc­hern. Er schaffte zwanzig Wiener Telefonbüc­her, je fünf Zentimeter dick, in dreißig Sekunden – Weltrekord! Wo Wanz erschien, bekam er Telefonbüc­her in die Hand gedrückt.

Otto Wanz war auch in anderen Bereichen tätig. In Voitsberg führte er ein Jahr lang ein Café, dann in Graz einige Zeit das traditions­reiche Café Glacis. In der Komödie Hilfe, ich liebe Zwillinge (1969) spielte er einen Tankwart, später gab er Leibwächte­r, Sportler, Bösewichte. Im Udo Lindenberg­Film Panische Zeiten war er ebenso zu sehen wie im EAV-Musikvi- deo Afrika. 1995 mimte er im Theater in der Josefstadt an 58 Abenden in Shakespear­es Wie es euch gefällt den Ringer Charles. „Eine Seite Text konnte ich mir schon merken.“

Zuletzt war er als Sportveran­stalter tätig, in seiner Agentur cwa.at organisier­te er mit seinem Sohn, dem Sportkomme­ntator Michael Wanz, viele europäisch­e Strongman-Wettbewerb­e.

der STANDARD hat Wanz 2012 im Rahmen der Serie „Das wurde aus“daheim in Nestelbach bei Graz besucht und porträtier­t. Da sagte er, er sei seinem Arzt ein Rätsel. „Ich hab’ seit 50 Jahren Übergewich­t. Aber bei meinen inneren Werten meint er, dass ich 90 Jahre alt werden kann.“(red, APA) pGroßes Porträt und Videos

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Foto: David Krutzler Wanz war als Wrestler viermal Superschwe­rgewichts-Champ.

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