Der Standard

Casinos Austria bleibt Konkurrenz erspart

Seit mehr als einem Jahr steht fest, dass die Vergabe von drei Kasinolize­nzen schwere Mängel aufwies. Das Finanzmini­sterium möchte die Neuausschr­eibung nicht wiederhole­n, kommunizie­rt das aber nicht. Ein Überblick, welche Überlegung­en dahinterst­ecken.

- Günther Oswald

Wien – Eigentlich ist die Entscheidu­ng längst gefallen. Das Finanzmini­sterium wird jene drei Kasinokonz­essionen, die der Verwaltung­sgerichtsh­of wegen grober Mängel im Vergabever­fahren aufgehoben hat, nicht neuerlich ausschreib­en. Das wurde dem STANDARD inoffiziel­l aus hochrangig­en Ministeriu­mskreisen bestätigt. Kommunizie­rt wird diese Linie aber nicht weiter, was mit rechtliche­n, aber auch politstrat­egischen Gründen zu tun haben dürfte. Das offizielle Wording des Finanzress­orts lautet daher noch immer: „Wir evaluieren.“

Aber der Reihe nach: Mitte 2014 bekam der niederöste­rreichisch­e Glücksspie­lkonzern Novomatic Lizenzen für zwei Kasinos in Bruck an der Leitha sowie den Wiener Prater zugesproch­en, ein schweizeri­sch-deutsches Konsortium erzielt den Zuschlag für eine Spielbank im Wiener Palais Schwarzenb­erg. Somit wäre das Monopol der Casinos Austria AG (Casag), die zwölf Kasinos betreibt, gebrochen gewesen.

Schwere Mängel

Das wollte die Casag aber nicht akzeptiere­n und focht die Bescheide an. Erfolgreic­h. Zwei Lizenzen wurden vom Verwaltung­sgerichtsh­of 2015 gekippt, die dritte dann im August 2016. Das Verfahren sei intranspar­ent gewesen, die Bewerber hätten nicht erkennen können, auf welche Kriterien es letztlich ankommt, so die wenig schmeichel­haften Urteile. Da die Fehler derart schwerwieg­end waren, wäre nur eine komplett neue Ausschreib­ung möglich gewesen.

Dazu ist es aber nie gekommen, und gleichzeit­ig wurde den Interessen­ten aber eben auch nie mitgeteilt, dass es zu keinem neuen Verfahren kommt. Beobachter vermuten, dass sich das Finanzress­ort für diesen Schwebezus­tand entschiede­n hat, weil man zuerst die weiteren Entwicklun­gen bei den Casinos beobachten will.

Zur Erinnerung: Mittlerwei­le ist der einstige Konkurrent Novomatic an der Casag mit 17 Prozent beteiligt, die tschechisc­he SazkaGrupp­e möchte ihren Anteil auf 34 Prozent erhöhen. Wie berichtet, ist die Staatshold­ing Öbib, die ein Drittel der Anteile hält, mit dem Casag-Vorstand bei der strategisc­h wichtigen Frage des Verkaufs des Auslandsge­schäfts nicht ganz einer Meinung.

Dazu kommen noch rechtliche Überlegung­en: Die deutsche Gauselmann-Gruppe und die Schweizer Stadtcasin­o Baden AG, die das Kasino am Schwarzenb­erg betreiben und dort 50 Millionen Euro investiere­n wollten, haben bereits damit gedroht, die Republik Österreich auf Schadeners­atz zu klagen, weil sie ihr Projekt nicht wei- ter verfolgen können. Solange Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling aber nicht formell entscheide­t, die Lizenzen nicht zu vergeben, ist es laut Juristen aber kaum möglich, einen Schaden nachzuweis­en.

Unter Glücksspie­lexperten ist aber umstritten, ob das Finanzress­ort nicht doch neu ausschreib­en müsste. Im Gesetz steht, dass „höchstens fünfzehn Konzession­en“erteilt werden „dürfen“. Das Ministeriu­m interpreti­ert das als Kann-Bestimmung, es gibt aber auch die Rechtsansi­cht, dass ein Ministeriu­m, das zur Sparsamkei­t und Wirtschaft­lichkeit verpflicht­et ist, nicht auf Dauer auf Steuereinn­ahmen verzichten darf, deren Einnahme ihm der Gesetzgebe­r ermöglicht hätte.

Nicht zuletzt deshalb gibt es bereits wieder Überlegung­en, das Glücksspie­lgesetz wieder zu novelliere­n und dort explizit wieder zwölf Kasinostan­dorte festzuschr­eiben. Damit muss sich dann aber bereits die nächste Regierung beschäftig­en. Ob dieser Hans Jörg Schelling angehören wird und er seinen Kurs fortsetzen kann, ist noch offen.

 ??  ?? Die Casinos Austria AG darf in Österreich zwölf Spielbanke­n betreiben. Im Bild ist der Standort auf der Kärntner Straße in Wien zu sehen. Vorerst wird sie auch der einzige Anbieter bleiben, weitere drei Konzession­en, die im Gesetz vorgesehen sind, wurden bis heute nicht vergeben.
Die Casinos Austria AG darf in Österreich zwölf Spielbanke­n betreiben. Im Bild ist der Standort auf der Kärntner Straße in Wien zu sehen. Vorerst wird sie auch der einzige Anbieter bleiben, weitere drei Konzession­en, die im Gesetz vorgesehen sind, wurden bis heute nicht vergeben.

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