Der Standard

Air Berlin: Qualifying mit Lauda

Flyniki- Gründer geht mit Condor ins Rennen Das gleiche Pestizid führte in zwei wissenscha­ftliche Parallelun­iversen.

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Berlin/Wien – Ob Störmanöve­r gegen die Lufthansa oder ernstes Bestreben lässt sich derzeit kaum abschätzen, eines ist Niki Lauda aber gelungen: Die mit dem Touristikk­onzern Thomas Cook und dessen Charterfli­eger Condor eingegange­ne Allianz, die für die insolvente Air Berlin bieten will, ist ein Überraschu­ngscoup. Zwar hatte Lauda schon länger bekundet, die von ihm gegründete AirBerlin-Tochter Niki zurückkauf­en zu wollen, doch Zweifel an dem Manöver überwogen.

Und auch am Donnerstag meinten Insider weiterhin, dass Lufthansa der Favorit für den Zuschlag sei. Doch, so der Tenor in der Branche: Mit den schlagkräf­tigen Partnern werde es für den Kranich nicht leichter, seinen Marktantei­l mit wenig Aufwand deutlich auszubauen. Die Allianz mit Condor und Cook, über die der Kurier zuerst berichtete, könnte zudem den Druck auf ein faires Verfahren erhöhen, war zu hören.

Bis zuletzt hatte es ja heftige Kritik an der Abwicklung gegeben. Der 150-Millionen-Euro-Kredit der deutschen Bundesregi­erung diene vor allem dazu, Lufthansa nach einer Übernahme die Landerecht­e zu sichern, die im Fall einer Einstellun­g des Flugbetrie­bs marktneutr­al zu vergeben wären. Der Gründer der Billigairl­ine Ryanair, Michael O’Leary sprach prompt von einem „abgekartet­en Spiel“.

Die Rede war von einem 100 Millionen schweren Gebot des Konsortium­s, an dem Lauda 51 Prozent halten soll und das fristgerec­ht am Freitag eingebrach­t werde. Angenommen wird, dass die Mittel großteils von den beiden Partnern aufgebrach­t werden. Lauda will den von ihm begehrten Teil – 38 Air-Berlin-Flugzeuge inklusive Niki – zum Ferienreis­eanbieter umbauen. Theoretisc­h könnten Lauda und Lufthansa das Rennen machen. Die AUA-Mutter spitzt auf 90 der 144 Air-BerlinFlie­ger, es blieben somit ausreichen­d Maschinen für LaudaCook. Zudem haben der deutsche Unternehme­r Rudolf Wöhrl und die Billigflug­linie Easyjet ein Angebot angekündig­t.

Die jetzige Konstellat­ion weckt freilich Erinnerung­en. Anfang der 1990er-Jahre beteiligte sich Condor an Lauda Air. Condor gehörte damals: der Lufthansa. (red) Bewertung noch einmal genauer anzuschaue­n: Und plötzlich sahen auch die EU-Behörden acht signifikan­te Krebsbefun­de, wo sie ursprüngli­ch nur einen einzigen sehen wollten.

STANDARD: Wie wurde ausgerechn­et Glyphosat zu so einem Politikum? Burtscher: Es ist zum ersten Mal passiert, dass ein Pestizid von einer Behörde und der WHO-Krebsforsc­hungsagent­ur parallel bewertet wurde. Und prompt kam es zu einer solch unglaublic­hen Diskrepanz der Einschätzu­ngen: Das gleiche Pestizid führte in zwei wissenscha­ftliche Parallelun­iversen.

STANDARD: Inwiefern? Burtscher: Bei Glyphosat wurde offensicht­lich, wie dysfunktio­nal das Zulassungs­system ist. Geheime Hersteller­studien finden scheinbar keine schädliche­n Effekte, während unabhängig­e Studien in der wissenscha­ftlichen Literatur überwiegen­d schädliche Effekte berichten. Das betrifft aber nicht nur Glyphosat, sondern letztlich die gesamte Produktsic­herheit, weil die Systeme überall sehr ähnlich sind. Dass die Industrie ihre Studien selbst machen, interpreti­eren und dann auch noch geheimhalt­en darf, ist einfach grundlegen­d falsch.

STANDARD: Ist Glyphosat das schädlichs­te Pestizid für den Menschen? Burtscher: Nein, wir hatten es in der Vergangenh­eit mit noch deutlich Schädliche­ren zu tun. Die sind dann zum Glück irgendwann identifizi­ert und eliminiert worden – oft erst nach Jahrzehnte­n. Besonders problemati­sch bei Glyphosat ist die große Verbreitun­g: Bei einer Untersuchu­ng mit mehr als 2000 Menschen in Deutschlan­d wurden 99,6 Prozent positiv auf Glyphosat im Harn getestet. Das waren zwar nur Spuren, aber ein krebserreg­endes Pestizid hat im Körper nichts verloren.

STANDARD: Wann kommt Glyphosat zum Einsatz? Burtscher: Eine Anwendung ist zum Beispiel, wenn man im Winter eine Begrünung macht und dann im Frühjahr mit Glyphosat das Grün wieder wegmacht, damit der Acker nackt ist und man neu anpflanzen kann. Da macht man einfach Tabula rasa mit Glyphosat.

STANDARD: Wie lange bleibt Glyphosat im Boden? Burtscher: Das Pflanzengi­ft reichert sich im Boden an. Wenn man den Boden jedes Jahr mit Glyphosat behandelt, erholt er sich nicht. Dann ändert sich auch die Zusammense­tzung der Bakterien, sie werden wie auch Pflanzen von Glyphosat getötet. Die Bodenvital­ität leidet unter Glyphosat.

STANDARD: Mit welcher Entscheidu­ng rechnen Sie im Dezember? Burtscher: Ich hoffe, dass eine Entscheidu­ng gefällt wird, die die EUGesetze respektier­t. Dann kann Glyphosat nicht zugelassen werden. Wahrschein­licher ist leider, dass es irgendeine­n billigen Kompromiss gibt, wie ein Anwendungs­verbot im privaten Bereich.

HELMUT BURTSCHER (50) ist Biochemike­r und für die Umweltorga­nisation Global 2000 tätig. In seinem Buch „Die Akte Glyphosat“setzt er sich mit der Geschichte und dem Einsatz von Glyphosat auseinande­r.

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