Der Standard

Populistis­che Abwehr

- Eric Frey

Europas Wirtschaft hat eine Fülle von Problemen und Herausford­erungen. Die Sorge, dass chinesisch­e Investoren die europäisch­e Industrie aufkaufen und beherrsche­n könnten, ist hierbei die geringste. Dennoch hat EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker in seiner Grundsatzr­ede eine strengere Kontrolle chinesisch­er Übernahmen angekündig­t.

Das ist typischer Wirtschaft­spopulismu­s: Das immer noch geschwächt­e Bankensyst­em oder die Überalteru­ng der Gesellscha­ft mögen zwar viel bedeutende­re Probleme sein, lösen aber nicht die gleichen Emotionen aus wie eine Warnung vor einer chinesisch­en Finanzinva­sion. Dass chinesisch­e Unternehme­n keine sichtbaren Schäden verursacht, aber einigen Nutzen gebracht haben – ohne sie gäbe es etwa Volvo nicht mehr –, wird kaum beachtet. Die Abwehr ausländisc­her Übernahmen ist immer populär.

Nun sind die chinesisch­en Investitio­nen in der EU 2016 stark gestiegen, während EU-Firmen nur noch wenig in China investiere­n. Aber die Wahrschein­lichkeit, für einen chinesisch­en Konzern zu arbeiten, bleibt sehr gering.

Das weiß auch die EU-Kommission. Ihr Vorschlag beschränkt sich auf ein Screening ausländisc­her Investitio­nen. Entscheide­n sollen weiterhin die EU-Staaten selbst. Die können chinesisch­e Übernahmen verhindern, sollten es aber nicht: Es reicht, genau zu kontrollie­ren, dass der neue Eigentümer alle Gesetze und Vorschrift­en befolgt.

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