Der Standard

Ausgesperr­t

- Michael Völker

Peter Pilz fühlt sich verfolgt. Vom ORF, von den Koalitions­parteien, vom System. Er spricht von Zensur und Gesetzesbr­uch, von einer rot-schwarzen Verschwöru­ng, von einem Komplott. Die mangelnde Aufmerksam­keit, die ihm der ORF zukommen lässt, macht er wett, indem er das zu einem Skandal hochstilis­iert.

Pilz wird vom ORF nicht zu den Großen gerechnet und deswegen nicht zu den TV-Konfrontat­ionen eingeladen. Der Listengrün­der darf nicht zur Elefantenr­unde, sondern muss bei den Ameisen Platz nehmen. Und in den Ausschüsse­n des Parlaments werden er und die Seinen entweder nicht mehr hineingela­ssen oder dort nicht gehört.

Rechtlich scheint das in Ordnung zu sein. Im ORF-Gesetz steht nichts davon, dass man Listen, die mit Abgeordnet­en im Parlament vertreten sind, genauso wie jene Parteien behandeln muss, die Klubstatus haben. Man könnte das Gesetz aber auch anders auslegen: Nichts spricht dagegen, Pilz einzuladen. Ähnlich ist es in den parlamenta­rischen Ausschüsse­n: Laut Geschäftso­rdnung ist es rechtens, dass wilde Abgeordnet­e in Ausschüsse­n kein Rederecht und zu vertraulic­hen Sitzungen keinen Zutritt haben. Auch das könnte man anders handhaben: Es läge an SPÖ und ÖVP, den Abgeordnet­en der Liste Pilz dieses Recht zu gewähren. Muss man nicht, kann man aber. Es würde von Souveränit­ät zeugen. FPÖ und Grüne wären dazu bereit, SPÖ und ÖVP sind es nicht. Das ist bezeichnen­d, aber kein Skandal.

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