Wir haben mehr Bezeichnungen für „wärmere“Farben
Cambridge/Wien – Bei der Bezeichnung von Farben gibt es erstaunliche Unterschiede zwischen den Sprachen: Obwohl wir theoretisch Millionen von Farbnuancen unterscheiden können, kommen manche Sprachen nur mit drei Kategorien (Bezeichnungen für Schwarz, Weiß und Rot) aus, die in den Industrieländern haben rund ein Dutzend Farbnamen.
Diese Unterschiede haben einige Studien angeregt, die erforschten, ob sich die höhere sprachliche Differenzierung auch in einer feineren Wahrnehmung niederschlägt. Forscher um Edward Gibson (MIT) gingen in ihrer im Fachblatt PNAS veröffentlichten Studie einer anderen Frage nach: Für welche echten Farben gibt es in den verschiedenen Sprachen die „genauesten“, das heißt: treffsichersten Bezeichnungen?
Zu diesem Zweck stellten die Forscher 80 Farbchips quer durch das gesamte Spektrum her und befragten dann unter anderem 40 Angehörige der Tsimané, die in einer abgelegenen Region des Amazonas-Regenwalds leben und Tsimané sprechen, nach der jeweiligen Farbbezeichnung. Ähnliche Tests machten die Forscher mit englisch- und spanischsprachigen Personen.
Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Begriffe für „kühlere“Farben (Grün- und Blautöne) bezeichneten in allen drei Sprachen viel mehr Farbnuancen und waren weniger eindeutig als Bezeichnungen für „wärmere“Farben. Die Erklärung: Kühlere Farben tauchen im Normalfall im Hintergrund auf und haben entsprechend weniger Bedeutung. (tasch)